Zum Zustand der DFB-Auswahl 
Eine Lücke hinter der ersten Elf
Jochen Dick
Kevin Rühle. MRV

Zwei Niederlagen, 1:4 Tore - statt mit dem von Bundestrainer Julian Nagelsmann anvisierten Titel endete das Finalturnier der Nations League für die deutsche Auswahl mit einer Nullnummer. Die Gründe: 

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Bis dato war die Nations League für den deutschen Fußball ein Wettbewerb ohne Belang gewesen. Die Vorgänger von Bundestrainer Julian Nagelsmann maßen den von der Uefa aufgepimpten Länderspielvergleichen mit Finalturnier keine große Bedeutung bei. Nagelsmann sieht das anders und erkor die Nationenliga zum Testlauf für die Weltmeisterschaft 2026.

Die Mini-EM vor eigenem Publikum sollte auch das euphorische Gefühl der echten Heim-EM im vergangenen Sommer zurückbringen. Am besten garniert mit einem Titel, quasi als Vorgeschmack auf das XXL-Turnier in den USA, Kanada und Mexiko. Das Final Four in München und Stuttgart bot denn auch tatsächlich fußballerisches Spektakel. Dumm nur, dass die deutsche Mannschaft von den vier teilnehmenden Teams am wenigsten dazu beitrug. Zwei Niederlagen mit 1:4 Toren hinterlassen jede Menge Fragezeichen und Sorgenfalten.

Zahlreiche Ausfälle von Leistungsträgern

Gut, die DFB-Auswahl musste zahlreiche Ausfälle verkraften, die keine Mannschaft einfach so wegsteckt. Dadurch liefen Spieler im schwarz-weißen Trikot auf, die in der Nationalmannschaft momentan aber nichts verloren haben. So konnte etwa Robin Gosens beim 1:2 gegen Portugal das Tempo von Siegtorschütze Francisco Conceição nicht im Ansatz mithalten. Und Maximilian Mittelstädt sowie David Raum sind zwar gestandene Bundesligaspieler, zur Weltklasse fehlt aber noch ein gutes Stück. Der einzige Gewinner in einem Team der Verlierer war Torwart Marc-André ter Stegen, der bei der Turniernullnummer noch mehr Gegentore verhinderte. Der 33-jährige Schlussmann soll allerdings für seinen Klub FC Barcelona nicht mehr gut genug und ein Verkaufskandidat sein. In der DFB-Auswahl gesetzt, bei einem Weltklasseverein nicht mehr gewollt – sieht so die neue deutsche Fußball-Wirklichkeit aus?

Es ginge deutlich zu weit, nach diesen beiden Spielen alles rund ums deutsche Team schlechtzureden und schwarzzumalen. Doch die Niederlagen gegen spiel- und einsatzfreudige Portugiesen sowie gegen lustlose, aber effektive Franzosen sollten Warnung sein und zu denken geben. Auch Bundestrainer Nagelsmann, der sich durch seine Aufstellungs- und Wechselstrategie ein Stück weit selbst entzaubert hat. Wobei er bei seiner Personalauswahl eben auch stark eingeschränkt ist.

Nur sechs Spieler sind 25 Jahre und jünger

Hinter der ersten Elf tut sich jedenfalls eine Lücke auf, leistungs- und altersmäßig. Nur sechs Spieler aus seinem Nations-League-Kader waren 25 Jahre und jünger. Zum Vergleich: Bei den Portugiesen waren es hingegen 14, bei den Spaniern zwölf, auch bei den Franzosen noch elf Profis. Was heißt das alles nun mit Blick auf die im September beginnende WM-Qualifikation? Die dortigen Kontrahenten Slowakei, Nordirland und Luxemburg dürften selbst eine ersatzgeschwächte deutsche Elf nicht in Verlegenheit bringen. Aber die vermeintlich Kleinen sollen laut Nagelsmann für sein Nationalteam ja auch nicht der Maßstab sein. Gegen die Großen allerdings reicht es momentan mal wieder nicht. Aus unterschiedlichen Gründen.

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