DFB-Pokalfinalist Bielefeld
Ein Klub zwischen den Extremen
Jochen Dick
Kevin Rühle. MRV

Für den ganz großen Wurf hat es dann doch nicht gereicht. Trotzdem ist die Leistung des Drittligisten Arminia Bielefeld in dieser Saison bemerkenswert.

Lesezeit 2 Minuten

Man hat immer eine Chance – erst recht, wenn man eigentlich gar keine hat. Nach diesem Motto sind Arminia Bielefeld und Trainer Mitch Kniat zu den vordergründig ungleichen Duellen in dieser Pokalsaison gegen höherklassige Kontrahenten angetreten. Und die Ostwestfalen haben eine bemerkenswerte und begeisternde Reise bis nach Berlin hingelegt. Erst im Finale gegen den Erstligisten VfB Stuttgart hatte der Drittliga-Meister aus Ostwestfalen dann tatsächlich keine Chance.

Der ungekrönte Bielefelder Siegeszug hat abermals gezeigt, dass ein Fußballverein eine ganze Stadt, eine ganze Region hinter sich versammeln kann, um im Schulterschluss und mit großer Rückendeckung und Euphorie zumindest die Chance auf den ganz großen Wurf möglich erscheinen zu lassen. Zugegeben, der Einzug in den Europapokal wäre für die aufstrebende Arminia nach dieser famosen Drittliga- und Pokalsaison sowie pünktlich zum 120. Vereinsjubiläum dann doch etwas zu kitschig und vor allem für den Traditionsklub viel zu früh gewesen.

23 Auf- und Abstiege

In Bielefeld wissen sie schließlich, wie schnell es nach oben – aber eben auch wieder nach unten gehen kann. Die Arminia ist mit sage und schreibe 23 Auf- und Abstiegen zwischen Erster, Zweiter und Dritter Liga der Inbegriff der viel zitierten Fahrstuhlmannschaft, aber eben auch ein Klub der Extreme, der Ruhe und Beständigkeit dringend nötig hat. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit sind sie in Ostwestfalen nach dem Zweitliga-Aufstieg gut beraten, mit Weitblick und Vernunft zu handeln.

Mit Bielefeld verbinden einige Auswärtige bis dato auch eine gleichnamige Verschwörung, wonach die Stadt gar nicht existiere. „Ich glaube, Bielefeld gibt es gar nicht.“ Dieser Satz auf einer Studentenparty im Jahr 1993 soll der Überlieferung nach der Ursprung der sogenannten Bielefeld-Verschwörung sein. Hieraus entwickelte sich durch das Zutun des Informatikers Achim Held eine satirische Verschwörungstheorie, nach der Bielefelds Existenz der Bevölkerung nur vorgetäuscht werde, um etwas ganz anderes, etwas viel Größeres zu verbergen. Niemand Geringeres als die Geheimdienste Mossad und CIA sowie Außerirdische wurden zu Drahtziehern auserkoren, längst zählt die Verschwörungstheorie zur spaßigen Internetfolklore.

Und Bielefeld existiert doch

Bielefelder können heutzutage darüber wohl nur müde lächeln. Vor allem aber haben die Arminia und ihre Fans gezeigt, dass Bielefeld sehr wohl existiert. Im sportlichen Sinne vielleicht dann auch mal auf Strecke in ein und derselben Liga.

Top-News aus dem Sport