So richtig gespannt hat das vor der Saison kaum jemand – und auch ich selbst habe nicht so wirklich drüber nachgedacht, was es bedeutet, am Freitag, am Feiertag, und exakt zwei Tage später, am Sonntag, jeweils ein Punktspiel auszutragen. Wahrscheinlich haben Trainer und Vereinsverantwortliche im Juli den Plan wahrgenommen, vielleicht den Kopf geschüttelt, aber sich dann gedacht: Da ist ja noch ewig hin. Und – bumms – ist es Ende Oktober, Anfang November, und das Wahnsinnswochenende steht vor der Tür. Um es klar zu sagen: Zwei Fußballspiele über 90 Minuten sind innerhalb von knapp 50 Stunden schlicht und ergreifend zu viel – für Profis und erst recht für Amateure.
Es dürfte kein Geheimnis sein, dass die Verletzungsgefahr beim Spieltag am Sonntag immens ansteigt, denn die allerallermeisten Vereine werden zweimal nahezu die gleiche Mannschaft aufs Feld schicken. Sie werden es müssen, weil Amateurkader nie die Tiefe haben, um so etwas Ähnliches wie eine Rotationsmaschine anzuwerfen.
Herbstzeit gleich Erkältungszeit
Nun dürfte es in vielen Vereinen sogar so sein, dass jetzt gerade, da der Doppelspieltag ansteht, die Kadersituation besonders angespannt ist. Herbstzeit ist nun einmal auch Erkältungszeit, und überall husten und schniefen die Kicker durch die Kabinen. Zudem bietet sich so ein Wochenende mit einem Freitagsfeiertag für Kurzurlaube und Ausflüge an. Und die sollte man auch Fußballern (und Schiedsrichtern) zugestehen. Besonders heftig ist die Situation, wenn Vereine zweimal mit erster und zweiter Mannschaft spielen müssen. Um es zu wiederholen: Es ist einfach zu viel.
Vor allem deshalb, weil auch in Amateurklassen der sportliche Ehrgeiz – zumindest während der 90 Minuten – nicht unterschätzt werden darf. In einer sehr ausgeglichenen Liga, wie der A-Klasse, in der nahezu jede Partie auf der Kippe steht, gehen die Spieler tatsächlich an ihre physischen Grenzen. Das zweimal in kurzer Zeit zu erwarten, ist realitätsfern.
Zudem möchte ich nebenbei auch auf logistische Schwierigkeiten hinweisen. Zwei Spiele in drei Tagen bedeuten, dass die Menschen, die beispielsweise für die Trikotwäsche zuständig sind, Überstunden ableisten müssen.
Pokal aufwerten als Gedanke hinter der aktuellen Spielplangestaltung
Nun soll diese „Nachspielzeit“ nicht zum Verriss der Kreisfunktionäre werden. Die Spielplangestalter haben sich bestimmt Gedanken gemacht. Sie haben sich von einem Gedanken leiten lassen: nämlich, den Kreispokal aufzuwerten. Der Pokal-Wettbewerb sollte dadurch an Attraktivität gewinnen, dass ganz am Anfang der Saison an Sonntagen die ersten Runden ausgetragen wurden. Und zwar an zwei Sonntagen, an denen in anderen Kreisen die ersten Punktspiele auf dem Programm standen. Statt um Zähler ging es im Kreis Birkenfeld Anfang August also um Pokalehren. Natürlich mussten die beiden Punktspieltage, die eigentlich dann hätten stattfinden sollen, sonst wann angesetzt werden. Und einer davon wird eben am Freitag ausgetragen.
Die durchgeplanten ersten beiden Spieltage wurden verlegt, und so wird am Freitag der erste Spieltag nachgeholt und am ersten Dezember-Wochenende, wenn in anderen Kreisen schon Winterpause herrscht, der zweite.
Zweimal Hin- und Rückspiel innerhalb von 14 Tagen
Diese Terminplangestaltung treibt übrigens eine weitere seltsame Blüte. Gleich zweimal finden Hin- und Rückspiel innerhalb von 14 Tagen statt. Grund dafür ist, dass in der Rückrunde das erste und das zweite Spiel wieder dort liegen, wo sie eigentlich hingehören – nämlich am Anfang. Im Klartext heißt das, dass beispielsweise A-Klasse-Tabellenführer Bollenbacher SV am Freitag beim SV Oberhausen antritt und schon zwei Wochen später Heimrecht gegen die Oberhausener hat. Das ist sehr ungewöhnlich – und einfach auch Quatsch.
Diese Terminplangestaltung sollte ein einmaliger Test bleiben. Den Kreispokal aufzupolieren, ist eine akzeptable und schöne Idee, sollte aber nicht zu Lasten des Punktspielbetriebs gehen. Der Punktspielbetrieb ist und bleibt die Nummer eins, der wichtigste Wettbewerb. Pokal ist ein „Zuckerl“, eine wunderbare Sache, aber die Nummer zwei – nicht zuletzt deshalb, weil Runde für Runde naturgemäß immer weniger Mannschaften teilnehmen. Ein schöner Pokalsonntag im August darf nicht dazu führen, dass alle Mannschaften mit einem kräfteraubenden Doppelspieltag um Punkte im Herbst bestraft werden.
Also: Einmal können Vereine, Funktionäre, Mannschaften, Spieler und Schiedsrichter diesen Wahnsinns-Spielplan ausprobieren und mitmachen, aber dann muss es auch gut sein. Bitte keine Wiederholung!
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