Sascha Nicolays Nachspielzeit
„Als Schiri hätte ich die Pfeife sofort weggeworfen“
Sascha Nicolay
Jens Weber. MRV

Es ist mal wieder Zeit für die Nachspielzeit - und ein Plädoyer für unsere jungen Fußball-Schiedsrichter und gegen das Gebrüll von außen. Bei den Tagen des Jugendfußballs in Göttschied war der Umgang mit den Unparteiischen jedenfalls blamabel.

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Vor ein paar Wochen bin ich als Trainer der Spvgg Wildenburg beim Spiel beim SV Oberhausen kurz mal, wie man so schön sagt, „aus dem Sattel gegangen“. Ich hatte mich über eine Aktion des Gegners geärgert, die der Schiedsrichter anders bewertete als ich. Der Schiri hat auf meinen Ausbruch, der übrigens kurz vor der Pause geschah, bemerkenswert reagiert. Er hat mich ein paar Minuten später kurz nach seinem Halbzeitpfiff zur Seite genommen und mich daran erinnert, dass Trainer eine Vorbildfunktion haben. Ich habe dann wohl noch ein bisschen gegrummelt, aber eher deshalb, weil er mich „erwischt“ hatte. Der Schiedsrichter hat mir den Spiegel vorgehalten. Das kann im ersten Moment ganz schön unangenehm sein – aber – er hatte ja recht. Der Schiedsrichter, von dem ich hier schreibe, war Jakob Nikolaus Schick vom VfR Baumholder.

Jakob Nikolaus Schick gehört zu der Riege der jungen Unparteiischen, die der Schiedsrichterausschuss des Fußballkreises Birkenfeld Woche für Woche ins Rennen schickt. Diese jungen Referees, zu denen beispielsweise auch Niklas Tollens (SV Göttschied), Leo Barth (Spvgg Nahbollenbach), Alex Röhrig (TSG Idar-Oberstein), Fabian Orth (SV Mittelreidenbach), Henri Patzwaldt (TuS Kirschweiler) oder Sophie Amalie Poes (TuS Niederbrombach) gehören, sind vielversprechende Talente an der Pfeife und machen ihre Sache schon jetzt in den Erwachsenen-Klassen richtig gut.

Angeherrscht, angebrüllt, beschimpft und durchbeleidigt

Nur hoffe ich sehr, dass die genannten Unparteiischen nicht so ticken, wie ich es an ihrer Stelle täte. Ich hätte nämlich nach den Tagen des Jugendfußballs mit sofortiger Wirkung meine Pfeife weggeworfen und einigen Trainern, Betreuern und Eltern ziemlich deutlich klargemacht, dass sie die Spiele ihres Nachwuchses in Zukunft selber leiten mögen. So, wie in Göttschied mit den Unparteiischen umgesprungen worden ist, wie sie von zum Teil doppelt so alten Trainern und Betreuern angeherrscht und beschimpft und von Erwachsenen an der Seitenlinie durchbeleidigt worden sind, kann es auf gar keinen Fall weitergehen. Es geht einfach nicht, dass sich ein Junge mit Pfeife von Erwachsenen nach einer Entscheidung die gebrüllte Frage, „was stimmt mit dir nicht?“, gefallen lassen muss.

Um es klar zu sagen, mit unseren jungen Unparteiischen stimmt alles. Sie machen einen richtig guten Job – und haben das im Übrigen auch in Göttschied bei den Tagen des Jugendfußballs getan. Einen guten Job als Referee zu machen, bedeutet dabei noch lange nicht, ohne jeden Fehler eine Fußballpartie zu leiten. Es bedeutet nicht einmal, sich keine krassen, womöglich gar spielentscheidenden Fehleinschätzungen erlauben zu dürfen. Der gute Job ist dann getan, wenn nach bestem Wissen und Gewissen entschieden wurde.

Auch jungen Unparteiischen e inen Entwicklungsprozess zugestehen

Auf der anderen Seite dürfen Fehler, zumal krasse, durchaus benannt werden. Aber in angemessener Form und idealerweise in Ruhe und mit dem gebotenen Respekt nach einem Spiel – umso mehr im Jugendfußball, wo die Vorbildfunktion des Trainers wohl noch wichtiger ist als im Erwachsenenbereich. Gerade den jungen Schiedsrichtern sollte dabei aber auch der eine oder andere Fauxpas mehr zugestanden werden, denn wie ein jugendlicher Fußballspieler auch, machen talentierte Referees eine Entwicklung mit Höhen und Tiefen durch. Nachwuchskickern billigt man die zurecht zu – warum aber nicht Nachwuchs-Schiedsrichtern?

Nun haben gerade die angesprochenen jungen Unparteiischen bewiesen, dass sie mit heftigem Gegenwind von außen umzugehen wissen. Ihnen ist klar, dass Emotionen von außen dazugehören und dass es auch vorkommen kann, dass an der Linie einer „aus dem Sattel“ geht. Doch es gibt Grenzen – und diese Grenzen sind in mindestens drei von fünf Endspielen am Samstag nicht nur erreicht, sondern zum Teil grob verletzt worden. Zu den Tagen des Jugendfußballs gehören idealerweise auch jugendliche Schiedsrichter – und definitiv keine herumwütenden Erwachsenen. Aber vielleicht kann ihnen das Jakob Nikolaus Schick mal in Ruhe beibringen...

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