Nachspielzeit
Alexis Currier und der perfekte Umgang mit einer Niederlage: Erlebnis steht über dem Ergebnis
Sascha Nicolay
Sascha Nicolay
Jens Weber. MRV

Alexis Currier ist alles andere als ein Verlierer. Als Typ nicht – und natürlich auch nicht als Fußballer oder Fußballtrainer. Er ist zweifellos kein Experte im Verlieren, und doch war am Samstag von ihm zu lernen, wie mit einer Niederlage umzugehen ist.

Ausgerechnet sein letztes Spiel als Coach des SV Buhlenberg war verloren gegangen. Der Verein, den er in den vergangenen zehn Jahren als Coach geführt hat, war knapp und unglücklich am einmaligen Aufstieg in die Bezirksliga gescheitert. Grund genug, um zu hadern, verärgert zu sein, sauer, unzufrieden, niedergeschlagen, vielleicht auch ungerecht. Ganz sicher haben diese Emotionen auch in Alexis Currier getobt, aber er hat schließlich etwas Einmaliges geschafft. Er hat nicht das Resultat in den Mittelpunkt gestellt, sondern das Erlebnis Aufstiegsspiele unabhängig vom Endergebnis.

Freude und Schmerz gleichzeitig im Gesicht

Kurz hat er dagestanden und mag gleichzeitig Schmerz über das Ende seiner Trainertätigkeit beim SVB und den verpassten Aufstieg sowie Freude am Ereignis Aufstiegsrunde mit vielen Zuschauern gefühlt haben. Es ist selten, dass ein Gesicht zugleich Freude und Schmerz ausdrückt – das von Alexis Currier hat es zwei Minuten nach dem Abpfiff in Mittelreidenbach getan.Dann im Spielerkreis ist er von seinem Team gefeiert worden.

Was für drei geile Spiele

Alexis Currier

Zum Gespräch über das Spiel, zur Analyse der 0:1-Niederlage, stellte er sich lächelnd hin – und was hat er als Allererstes gesagt? Nein, nicht so etwas wie „Mist, dass es so gelaufen ist“ oder „Was haben wir für ein Pech gehabt“. Er hat gesagt: „Was für drei geile Spiele!“ Seine Augen haben dabei gestrahlt. Alexis Currier hat es mit diesem einen Satz geschafft, gleichzeitig den Aufsteiger TSV Bockenau zu ehren und seinen unterlegenen SV Buhlenberg zum Mitgewinner zu machen. Davor ziehe ich den Hut!

Der SV Buhlenberg hat sein Herz auf dem Platz gelassen

Der finale Auftritt seines Spielertrainers passte aber zum SV Buhlenberg in den Aufstiegsspielen. Der Verein und die Mannschaft haben wirklich alles in die Waagschale geworfen, um zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die Bezirksliga aufzusteigen. Alles in die Waagschale werfen, bedeutet nicht, alles richtig zu machen. Womöglich hätte der SVB früher ins Risiko gehen können, um den 0:1-Rückstand zu drehen. Ganz sicher hätte er den Bockenauer Treffer verhindern und bestimmt den einen oder anderen Angriff konsequenter ausspielen können. Aber der SV Buhlenberg muss sich ganz sicher von niemandem vorwerfen lassen, nicht sein Herz auf dem Platz gelassen zu haben. Und genau deshalb konnte sich Alexis Currier auch nach dem Fight hinstellen und festhalten: „Was für drei geile Spiele“.

SV Mittelreidenbach war ein starker Ausrichter

Dass gerade das Entscheidungsspiel ein wunderbares Ereignis war, daran trug im Übrigen der Ausrichter einen großen Anteil. Der SV Mittelreidenbach hat das einfach großartig gemacht und dafür gesorgt, dass sich die 800 Besucher wohl gefühlt haben. Das fing bei der hervorragend funktionierenden Parkplatzeinweisung an, setzte sich über den mobilen Getränkeverkauf fort und endete beim Kuchenbüffet mit überragend freundlichen Helferinnen. Beim Kaffeetrinken ging es mir wie Alexis Currier. Ich habe gegrinst und gedacht: Was für ein tolles Spiel.

E-Mail: sascha.nicolay@rhein-zeitung.net

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