Ich habe sie mir gegeben die volle Dröhnung der Aufstiegs- und Entscheidungsspiele, die - nicht ganz korrekt - landläufig Relegation genannt wird. Und - ganz ehrlich - ich bedauere, dass jetzt für ein Jahr Schluss damit ist. In den zwei Wochen nach dem letzten Spieltag war ich bei insgesamt acht dieser besonderen Partien, die alle Endspiele waren oder zumindest Finalcharakter hatten. Ich habe Entscheidungsspiele um den Klassenverbleib und um die Meisterschaft gesehen und Aufstiegsspiele von der C-Klasse in die B-Klasse bis zur Bezirksliga in die Landesliga.
Ich war viermal im Landkreis Birkenfeld (in Hintertiefenbach, Oberbrombach, Rötsweiler und Mittelbollenbach) unterwegs und je zweimal in den Kreisen Bad Kreuznach (in Bärenbach und Simmertal) und Kusel (in Kappeln und Patersbach). Dabei habe ich mit Verlängerungen und Nachspielzeiten mehr als 800 Minuten Fußball gesehen und als Gipfel zum Abschluss auch noch ein Elfmeterschießen, das natürlich auch noch in die Verlängerung ging. Ich war Teil von etwa 5000 Zuschauern, die diese Partien erlebt haben. Ich kann also guten Gewissens ein Fazit ziehen.
Fußball voller Leidenschaft und Hingabe
Es war einfach großartig. Ich bleibe dabei, ich liebe diese Art des Fußballs. Diese Aufstiegs- und Entscheidungsrunden bieten Kickkitzel pur, und ich kann nur jedem empfehlen, dem der aalglatte, dreimal chemisch gereinigte und von schwindelerregenden Geldsummen verseuchte Profifußball zuwider ist, sich wieder in die vermeintlichen Niederungen des Amateurfußballs zu begeben
Noch mehr als in den Punktrunden der Kreis-, Bezirks-, Landes-, oder Oberligen sind dort Menschen zu sehen, die mit letzter Hingabe, großer Ernsthaftigkeit und totaler Leidenschaft ihrem Sport nachgehen. Da ist es kein Wunder, das sieben von acht Partien, die ich gesehen habe, eng verlaufen sind und immer wieder auf des Messers Schneide standen (nur der TuS Veitsrodt hatte bei seinem „Abstiegsspiel“ gegen den SV Heimbach so gar keine Chance).
BSV: Scheitern mit Klasse und Haltung
Natürlich muss ich da den Bollenbacher SV an allererster Stelle nennen. In vier „meiner“ acht Aufstiegs- und Entscheidungsspiele war der BSV Teil - und der Verein ist am Ende sportlich grandios gescheitert. Er hat in der Verlängerung die Meisterschaft in der A-Klasse verpasst und dann im dritten Spiel der Aufstiegsrunde in der Verlängerung des Elfmeterschießens den Sprung in die Bezirksliga - und zwischendurch verlor auch noch die zweite Mannschaft den Stichkampf um den Klassenverbleib in der B-Klasse. Dass die BSV-Zweite dann tatsächlich absteigen muss, weil die „Erste“ so bitter die sofortige Rückkehr in die Bezirksliga verpasst hat, macht die Tragik komplett.
Aber: Der BSV mag sportlich gescheitert sein - als Mannschaft und als Verein ist er es ganz und gar nicht. Ich prophezeie an dieser Stelle, dass über diese Art des Scheiterns viel länger geredet wird, als über die Aufsteiger SV Oberhausen und VfL Rüdesheim (ohne deren Leistungen auch nur im Geringsten schmälern zu wollen). Der BSV hat selbst in scheinbar aussichtslosen Lagen nicht aufgegeben. Weder als der SV Oberhausen in der Verlängerung der Meisterschaftsentscheidung in der 119. Minute das 4:2 geschossen hat, noch als es im ersten Aufstiegsspiel in Rüdesheim sieben Gegentore hagelte oder die Rüdesheimer im letzten Spiel in Simmertal in der Verlängerung 1:0 in Führung gegangen sind. Die BSV-Spieler haben wirklich alles aus sich herausgeholt - auch noch, als die Tankuhr schon im dunkelroten Bereich war.
Christian Horbach ist mein Spieler der Aufstiegsrunden
Stellvertretend möchte ich deshalb hier Christian Horbach herausheben. Der Innenverteidiger des BSV ist mein Spieler dieser Aufstiegsrunden. Es ist der pure Wahnsinn, was er aus sich herausgeholt hat, wie er verteidigt und dann auch noch wichtige Tore geköpft hat. Ich habe gesehen, wie er in der 119. Minute in Simmertal den Ball zum 1:1 ins Netz gerammt, dann den letzten Tropfen Sprit in seinem Körper „herausgejubelt“ hat und schließlich regelrecht zurück in die eigene Hälfte getaumelt ist, um nach dem Rüdesheimer Wiederanstoß doch noch einen allerletzten Zweikampf zu bestreiten. Christian Horbach ist für mich das Gesicht des BSV-Kampfs gegen das bittere sportliche Scheitern. Egal, wie es ausgegangen ist: Der BSV hat Haltung gezeigt.
So, wie Björn Rüßler. Ich habe den Veitsrodter und bald Wieder-Niederwörresbacher an dieser Stelle schon öfter gelobt, muss es aber einfach noch einmal tun. Ich habe diesen Altmeister dafür bewundert, dass er, obwohl seine Mannschaft gegen den SV Heimbach aussichtslos 0:5 in Oberbrombach im Entscheidungsspiel gegen den Abstieg aus der A-Klasse hinten lag, auch noch in den Schlussminuten jeden Zweikampf geführt hat, der zu führen war und er in jedes Laufduell gegangen ist, obwohl seine Kontrahenten nahezu 20 Jahre jünger waren. Björn Rüßler ist und bleibt einfach ein Vorbild.
Eine sehr subjektive Elf der Relegation
Doch ich habe viele Klasse-Kicker gesehen in diesen acht Spielen. Eine ganze Reihe hat auf sich aufmerksam gemacht - bei Gewinner- und Verliererteams. Sie alle zu nennen würde den Rahmen sprengen, aber wenn ich eine Auswahl zusammenstellen müsste, dann würde der Perlbachtaler Sven Metzger im Tor spielen. Alexander Merk (VfL Rüdesheim) und Christian Horbach (BSV) würden die Innenverteidigung bilden. Lukas Dahm (BSV) würde links verteidigen und Marvin Jung (SV Heimbach) rechts. Im zentralen Mittelfeld würden Alex Welsch (SV Weiersbach) und Christopher Kornetzky (BSV) kicken. Auf den Seiten kämen Dorland Tucker (SV Heimbach) und Sinan Sas (SV Oberhausen (obwohl ihn BSVler Vincent Juchem großartig verteidigt hat) zum Einsatz, und vorne würde neben Matti Hobitz (SC Birkenfeld II) natürlich Marc Holzapfel (TuS Rötsweiler-Nockenthal) auflaufen. Und selbstverständlich hätte ich eine ganze Reihe Akteure vergessen.
Aufstiegs- und Entscheidungsspiele bedeuten auch, dass kleine Vereine sich als Ausrichter präsentieren können. Alle haben es klasse gemacht, haben ungewöhnlich viele Zuschauer „geschultert“ und dafür gesorgt, dass sich jeder wohlfühlen konnte. Ich jedenfalls habe die Gastgeber-Qualitäten in Bärenbach, Hintertiefenbach, Oberbrombach, Kappeln, Patersbach, Rötsweiler, Mittelbollenbach und Simmertal gut 25 Stunden lang (Spiele plus frühzeitige Ankunft) genossen und freue mich auf die Runden im nächsten Jahr.