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Koblenz

Abbruch der Fußballsaison? Die Vereine haben es in der Hand – Aktueller Tabellenstand soll entscheiden

Von Marco Rosbach
Noch einige Wochen und Monate werden die Sportplätze für die Fußballer nicht zu benutzen sein. Doch wie geht es danach weiter? Der SWFV hat eine Empfehlung ausgesprochen. Foto: Jörg Niebergall
Noch einige Wochen und Monate werden die Sportplätze für die Fußballer nicht zu benutzen sein. Doch wie geht es danach weiter? Der SWFV hat eine Empfehlung ausgesprochen. Foto: Jörg Niebergall

Die Zeit der wochenlangen Spekulationen ist zu Ende, der Fußballverband Rheinland (FVR) hat sich festgelegt, wie es aus seiner Sicht mit der Corona-Saison 2019/20 weitergehen soll. Ein Abbruch der Runde ist der klare Favorit. Eine Entscheidung ist damit aber noch nicht gefallen. Denn jetzt sind erst einmal die Vereine am Zug und sollen bis zum 27. April abstimmen, ob sie das Ende oder doch lieber eine wie auch immer geartete Fortsetzung der aufgrund der Corona-Pandemie zunächst „bis auf Weiteres“ unterbrochenen Spielzeit wollen. Das Ergebnis fließt dann in die Beratung des Beirats des Verbandes ein, der im Mai tagen und einen bindenden Beschluss fassen wird.

Lesezeit: 4 Minuten
Die Frage, ob es doch noch weitergeht – wie in anderen Landesverbänden – oder ob es eine Wertung nach aktuellem Tabellenstand mit Aufsteigern, aber keinem Absteiger geben wird, soll bis Mitte Mai, „vielleicht schon am 10. Mai“ beantwortet sein, wie Präsident Walter Desch (Alterkülz) im Rahmen der ersten Online-Pressekonferenz des ...
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Der Südwesten will Saison am 1. September fortsetzen – „Todesurteil für viele Vereine“

Während der Fußballverband Rheinland bevorzugt, die Saison abzubrechen, empfiehlt das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV) seinen Klubs, die wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte Saison nicht abzubrechen, sondern sie nach der Sommerpause und frühestens am 1. September fortzusetzen. Die Südwestklubs müssen sich bis zum 3.

Mai dazu äußern. Nach diesem Meinungsbild will das SWFV-Präsidium dann eine endgültige Entscheidung treffen. Das Modell, das angelehnt ist an den bayerischen Vorschlag, ist an die staatlichen Vorgaben gekoppelt, da die Politik ja auch Großveranstaltungen bis zum 31. August verbieten möchte. Zufrieden sind viele Vereine mit diesem Vorschlag nicht. „Ich kann dieser Empfehlung nicht folgen, bin sogar entschieden gegen den Vorschlag“, sagt Aydin Ay, der Trainer des Verbandsligisten SV Alemannia Waldalgesheim, und sein Verbandsliga-Kollege Andy Baumgartner (SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach) sieht schwarz, wenn die Vereine der Empfehlung zustimmen: „Eine solche Vorgehensweise könnte das Todesurteil für viele Vereine sein.“ Allerdings steht der SWFV nicht alleine da: Der Fußballverband Mittelrhein (FVM) setzt die Saison bis zum 31. August aus, dann will er den Spielbetrieb aber wieder aufnehmen. FVM-Präsident Bernd Neuendorf: „Wir möchten, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Die Spielzeit soll nicht durch Gremien oder Verbandstage entschieden werden.“ Und auch der Verband in Niedersachsen will ähnlich verfahren.

Kommentar von Marco Rosbach: Desch und Co. suchen die Nähe ihrer Vereine nicht ohne Grund

Es klingt paradox, aber vielleicht kamen sich der Fußballverband und seine Vereine nie näher als jetzt. Als in diesen Tagen, in denen sich der direkte Kontakt verbietet und Gespräche nur dann möglich sind, wenn man klassisch zum Telefonhörer greift oder sich – inzwischen privat wie beruflich Standard – zum Videochat trifft. Walter Desch, so scheint es, hat an dieser Form der Kommunikation Gefallen gefunden. Und das aus gutem Grund.

Steht der Präsident des FV Rheinland wie beim Verbandstag auf der großen Bühne, erhöht am Rednerpult, muss er sich schon mal den Vorwurf gefallen lassen, alles kontrollieren zu wollen (und können) und Angriffe von oben herab meist sehr geschickt abzuwehren. Doch in Zeiten wie diesen ist das anders. Vor PC, Laptop oder Tablet sind alle gleich und keiner gleicher. Warum das durchaus so sein soll, liegt auf der Hand. Eine Entscheidung von solcher (zumindest auf den Amateurfußball bezogen) enormen Tragweite will kein Landesverband, kein Präsidium und auch kein noch so dominanter Präsident im Alleingang treffen.

Die Basis, so die Botschaft, soll nicht nur mit ins Boot geholt werden, sondern vielmehr auch das Gefühl bekommen, mit am Ruder zu sitzen und die Richtung ein Stückweit mitzubestimmen. Dann kann sich hinterher nämlich keiner beschweren, am falschen Ort gestrandet zu sein.

Ehe Walter Desch, Rechtswart Norbert Weise und der Spielausschussvorsitzende Bernd Schneider am Donnerstagnachmittag im Rahmen der Video-Pressekonferenz das weitere Vorgehen in der Corona-Krise skizzierten, lagen bereits drei Online-Dialoge mit Vereinsvertretern hinter der Führungscrew des FV Rheinland. Austausch ist in Zeiten des Zwangsrückzugs aus der Öffentlichkeit ein hohes Gut. Das haben Desch und Co. verstanden. Inwiefern die Teilnehmer der digitalen Gesprächsrunden letztlich die Entscheidung des FVR-Präsidiums beeinflusst haben, sei mal dahingestellt. Dass die Vereine zumindest die Chance hatten, Teil der Debatte zu sein und jetzt über ihre eigene Zukunft abstimmen können, ist als positives Zeichen zu werten. Zumindest dann, wenn es nicht nur darum ging, Verantwortung zu teilen, um nicht allein verantwortlich zu sein.

Klar ist schon jetzt, dass es sowohl Befürworter als auch Kritiker der jetzigen Entscheidung gibt. Doch das ist zweitrangig. Wichtig wird sein, auch nach der Corona-Krise auf Augenhöhe zu bleiben und nicht zu vergessen, für wen ein Funktionär da ist: Für all jene, deren Interessen er vertritt. Und mit denen gilt es zu sprechen.

Wenn sich beide Seiten – die da oben und die da unten – ausgerechnet in den Tagen der Kontaktbegrenzung ein Stück näher gekommen sind, mag das paradox klingen, ist aber ein guter Anfang für eine neue Kultur des Austauschs. „Das ist nur ein weiter so“, war nach dem Verbandstag im vergangenen Sommer aus den Reihen der Enttäuschten zu hören. Hier könnte „weiter so“ eine neue Bedeutung erfahren. Die Chance muss nur genutzt werden.

E-Mail an marco.rosbach@rhein-zeitung.net

Corona-Virus: Auswirkungen auf den Sport in der Region
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