Meudt/Ruppach-Goldhausen
Nächstes Ziel Olympia? Junge Westerwälderin wird Deutsche Jugendmeisterin im Gewichtheben
Amelie Breuer
Amelie Breuer aus Meudt-Dahlen bei einem ihrer Gewichtheber-Wettkämpfe. Die 16-Jährige hat sich vor kurzem zur Deutschen Jugendmeisterin gekürt.
Sven Breuer

Während sich die meisten ihrer Freundinnen eher für Ball-, Turn- oder Reitsportarten interessieren, betreibt Amelie Breuer aus Meudt-Dahlen ein eher ungewöhnliches Hobby. Die 16-Jährige ist Gewichtheberin und seit kurzem Deutsche Jugendmeisterin. Wie die Westerwälderin zu ihrem Sport kam, wie sie in jungen Jahren bereits so erfolgreich ist und welcher Traum nun auf sie wartet.

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„Ich bin überglücklich. Dieser Erfolg macht mich sehr stolz“, sagt Amelie Breuer. Die 16-Jährige aus Meudt-Dahlen ist frisch gebackene Deutsche Jugendmeisterin im Gewichtheben. Ein, wie sie selbst zugibt, etwas ungewöhnliches Hobby für eine Jugendliche. Dabei kam sie eher zufällig zu ihrem Sport.

Angefangen hatte alles vor einigen Jahren mit einem gemeinsamen Fitnessstudiobesuch mit Papa Sven. Er ist Mitglied im Fitnesspark Charly in Ruppach-Goldhausen und betreibt dort gerne Crossfit. Vor sechs Jahren begleitete Amelie ihren Vater das erste Mal und fand gleich Gefallen an dem Sport. Über das Training mit den Langhanteln, ein Teil des Crossfitsports, fand sie schließlich zum Gewichtheben und zum TV Elz, der über eine eigene Gewichtheberabteilung verfügt. Seither ist die 16-Jährige mit Leidenschaft dabei.

Der Sprung in den Nationalkader

Die junge Westerwälderin probierte zwar schon viele Sportarten aus. Neben Schwimmen oder Judo turnte sie einige Jahre bei den Sportfreunden Westerburg. Doch beim Gewichtheben fühlt sich Amelie einfach am wohlsten. „Am Gewichtheben begeistert mich, dass man gleich Trainingsfortschritte sieht und sich über kleine Erfolge freuen kann. Zum Beispiel, wenn ich wieder ein Kilogramm mehr heben kann als einen Tag zuvor.“

Trotz ihres jungen Alters betreibt die Athletin ihren Sport bereits sehr erfolgreich. Seit Januar 2023 tritt sie bei Wettbewerben für den AC Mutterstadt in der Pfalz, einem der erfolgreichsten Gewichthebervereine in Deutschland, an. Seit August 2023 liegt ihr Lebensmittelpunkt jedoch in Berlin. Dort gehört sie dem Nationalkader 1 (NK 1), dem ersten Nachwuchsathletenkader der Bundesstützpunkte, an, und lebt und trainiert an einem Internat. Umstände, die sich spürbar in ihren Leistungen bemerkbar machen.

Sportkarriere mit vielen Entbehrungen

56 Kilogramm reißt Amelie Breuer aktuell, beim Stoßen sind es 70 Kilogramm – und das bei einem Körpergewicht von unter 45 Kilogramm. Für diese Leistungen seien Disziplin, Durchhaltevermögen und eiserner Willen erforderlich. Wie eisern und zielstrebig die junge Sportlerin mit ihren 16 Jahren bereits ist, zeigt ihr Alltag. „Ich trainiere bis zu acht Mal die Woche für jeweils rund 90 Minuten.“

Um 8 Uhr stehen für Amelie bereits Klimmzüge, Liegestütze oder Hüftheben auf dem Programm: „Bei meinem morgendlichen Training lege ich den Fokus auf Kraftübungen für den Oberkörper.“ Von 10 bis 15 Uhr besucht sie den Schulunterricht ihres Internats. Ab 16 Uhr ist dann meistens ein zweites Training angesetzt. „Dort widme ich mich dann meinem Hanteltraining und meiner Technik beim Reißen und Stoßen.“ Denn beim Gewichtheben komme es weniger auf die Kraft, sondern vielmehr auf die Technik an.

Doch ihre Sportkarriere bringt auch Entbehrungen mit sich. Denn Zeit, um sich mit Freunden zu treffen oder mal ins Kino zu gehen, bleibe da selten. „Das nehme ich aber gerne in Kauf“, sagt die Westerwälderin. „Mir ist bewusst, dass wenn ich mir mehr Freizeit nehme, mein Training darunter leidet und ich weniger erreiche.“ Dazu komme die Distanz zu ihrer Heimat und ihrer Familie um Vater Sven, Mutter Rabea und Bruder Linus. „Am Anfang war es schwer, mit dem Heimweh umzugehen, mittlerweile komme ich mit der Distanz aber gut klar“, sagt Amelie.

„Ich vermisse in Berlin allerdings die ländliche Ruhe“, schmunzelt sie. Wenn sie mal Freizeit hat und ihre Familie im Westerwald besucht, dann widmet sie sich vor allem Familienhund Tinka. „Ich habe einfach ein Herz für Tiere. Ich habe früher schon gerne im Tierheim Ransbach-Baumbach beim Füttern und Saubermachen geholfen. Diese Arbeit könnte ich mir nach meiner Sportkarriere auch beruflich vorstellen“, blickt die 16-Jährige in die Zukunft.

Der Traum von Olympia

Nun will Amelie sportlich aber erst einmal den nächsten Schritt machen. „Im Juni will ich mich bei den Europameisterschaften (EM) in Griechenland gut präsentieren.“ Ihr Ziel: 58 Kilogramm im Reißen und 72 Kilogramm im Stoßen und somit Richtung Medaillen schielen. Doch die EM in Griechenland ist nur eine Etappe auf dem Weg zum ganz großen Traum. „Ich möchte an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles teilnehmen“, sagt Amelie Breuer selbstbewusst. Bis dahin wartet noch viel Arbeit auf die junge Gewichtheberin.

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