Der Nürburgring der Neuzeit steht neben seinem Markenkern, dem Motorsport, vor allem für Vielfalt. Er ist im Lauf der Jahre zu einem Ereignisort avanciert, der nicht mehr nur die Freunde heulender Motoren anzieht. Ganz sicher ist diese Vielfalt auch der Grund dafür, dass es der Rennstrecke in der Eifel gut geht, dass der Nürburgring prosperiert. Und investiert.
Die positive Gesamtentwicklung konnten die beiden Ring-Geschäftsführer Ingo Böder und Christian Stephani bei der Jahrespressekonferenz der Nürburgring 1927 GmbH bestätigen, die sowohl als Rückschau als auch als Ausblick daherkam. 55 Publikumsveranstaltungen gingen 2023 auf und an der Eifelrennstrecke über die Bühne. Darunter 400 fahraktive Veranstaltungen, aber eben auch Events wie Rock am Ring, Rad am Ring oder der Hotfood-Run.
Nachfrage ist enorm
Ausdauersportler haben den Nürburgring längst auch als Trainingsstrecke entdeckt. Siebenmal konnten Radfahrer und Läufer im vergangenen Jahr für ein jeweiliges Event auf der Nordschleife (Radfahrer) oder auf der Grand-Prix-Strecke (Läufer) trainieren. Das Angebot, so Böder, soll in diesem Jahr noch erweitert werden. Was der enormen Nachfrage geschuldet ist. Unterm Strich lag „die Rennstreckenauslastung 2023 bei 100 Prozent“, erklärte Stephani nicht ohne Stolz.
Aus Motorsport-Perspektive ist das 24-Stunden-Rennen (30. Mai bis 2. Juni) natürlich erneut der Jahreshöhepunkt. Auch das Deutsche Tourenwagen Masters DTM (16. bis 18. August), die Langstreckenserien, diesmal in zweifacher Ausführung als Nürburgring-Langstrecken-Serie und Nürburgring Endurance Serie mit je sechs Rennen sowie die Ferrari Racing Days sind Events, auf die Motorsportfreunde hinfiebern. Neuheiten im Kalender 2024 wie die Rückkehr der IDM, der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (30. August bis 1. September), beleben auch in diesem Falle das Geschäft. Der ADAC-Truck-Grand-Prix (11. bis 14. Juli) ist dann schon eher etwas für die ganze Familie mit Motorsport zum Anfassen, Musik und Marktstimmung.
Etwas auf die Ohren gibt es auf dem Nürburgring in diesem Jahr gleich zweimal mit dem Dauerbrenner „Rock am Ring“ (7. bis 9. Juni) und dem Event „Loco Beach“ (22. bis 25. August), das Premiere in der Eifel feiert. Der Veranstalter verspricht ein verrücktes Partyfestival mit Musik von Techno bis Rap und einer Campingplatz-Meile in Dauer-Feierstimmung. Nicht ungeschickt konzeptioniert von den Ring-Verantwortlichen, nunmehr zwei Musik-Events im Portfolio zu haben, die zwei grundverschiedene Interessengruppen ansprechen.
Die mitunter eng getaktete Reihenfolge an Veranstaltungen erfordert auch so manch „logistische Meisterleistung“, wie Böder es nannte. Wenn am 2. Juni die Boliden beim 24-Stunden-Rennen gegen 16 Uhr die Ziellinie überqueren, „dann dauert es nicht lange, und die Bühnenbauer rücken an und schieben die Trucks sozusagen aus dem Fahrerlager“, so Böder. Am 7. Juni geht es schließlich mit „Rock am Ring“ los.
Ring soll fit für die Zukunft gemacht werden
Stillstand bedeutet Rückschritt, auch das haben Stephani und Böder verinnerlicht. Und so wird hart daran gearbeitet und viel investiert, um den Ring zukunftssicher zu machen. Was die Bauarbeiten angeht, so wird jedes Jahr nahezu ein Kilometer Rennstrecke der 97 Jahre alten Nordschleife instand gesetzt. Der Bereich Fuchsröhre war in diesem Winter dran. Und natürlich schreitet die Digitalisierung der Rennstrecke mit großen Schritten voran, die die „Grüne Hölle“ „nicht zuletzt mithilfe der Künstlichen Intelligenz ein Stück sicherer machen soll“, so Stephani
Was bei der Pressekonferenz im Übrigen nicht fiel, war das Wort Formel 1. Die braucht es für eine sich weiter positiv entwickelnde Rennstrecke in der Eifel nicht.