42 000 Besucher beim Oldtimer-Grand-Prix - In Zukunft ist Nachhaltigkeit gefragt
Oldtimer-Grand-Prix in der Eifel: Klassischer Rennsport im Zeichen des Wandels
Das älteste Fahrzeug beim Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring: ein American La France aus dem Jahr 1918. Foto: Jürgen C. Braun
Picasa. Jürgen C. Braun

Welch großartige Tage zum Beginn der zweiten Jahrhundert-Hälfte von Europas größtem Event des historischen Motorsports in der Eifel. Rund 42.000 Zuschauer sahen bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen nach Veranstalter-Angaben mehr als 600 geschichtsträchtige Rennfahrzeuge aus fast einem Jahrhundert Motorsport beim Oldtimer-Grand-Prix.

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Rund 25 Rennen aus allen Dekaden, angefangen von den sogenannten „Prewars“, also Rennwagen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg der späten 1920er- und 1930er-Jahre bildeten genauso wie GT-Klassiker und einsitzige Rennwagen der 1950er und 1960er eine großartige Kulisse. Lärmende „Ungeheuer“ der US-amerikanischen CanAm-Serie mit bis zu neun Litern Hubraum und über 800 PS dominierten das Geschehen ebenso wie die noch höchst lebendigen Zeitzeugen aus der Deutschen Rennsportmeisterschaft oder der DTM Ende der 1990er-Jahre.

Das älteste Fahrzeug beim Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring: ein American La France aus dem Jahr 1918. Foto: Jürgen C. Braun
Picasa. Jürgen C. Braun

Einer der optischen und akustischen Höhepunkte war auch in diesem Jahr der Lauf der GT-Fahrzeuge bis 1960/1961 mit dem heute noch kaum angewandten Le-Mans-Start. Dabei müssen die Fahrer über die Rennstrecke zu ihren wie an einer Perlenschnur aufgereiht wartenden Fahrzeugen laufen, einsteigen, den Motor starten und dann das Rennen aufnehmen. Vor voll besetzten Tribünen entlang des Grand-Prix-Kurses bot sich in die Abendstimmung hinein eine einzigartige Atmosphäre mit ganz seltenen, wertvollen Fahrzeugen, die man sonst nirgendwo mehr zu sehen bekommt.

Hersteller öffnen ihre Türen

Der Oldtimer-Grand-Prix, den bis vor zwei Jahren der Automobilclub von Deutschland (AvD) federführend veranstaltet hatte, ist traditionell an jedem zweiten Wochenende im August nicht nur Rennsport pur fast ohne Pause. Er ist auch in beiden Fahrerlagern und hinunter auf der großen Ausstellungsfläche ein für jedermann offenes Museum des historischen Motorsports. Die großen Hersteller wie Mercedes-Benz, Porsche oder BMW öffnen dabei genauso die Türen ihrer Klassikabteilungen wie die Marken des britischen historischen Rennsports.

In jedem Starterfeld gab es Höhepunkte mit seltenen, einzigartigen Rennwagen. Rennfahrer aus früheren Jahren und Jahrzehnten wie Roland Asch, Harald Grohs, Olaf Manthey, Prinz Leopold „Poldi“ von Bayern oder Kris Nissen gaben Autogramme und pilotierten ihre Boliden noch teilweise selbst im Renntrimm über die Strecke. Sogar der ehemalige Formel-1-Pilot Arturo Merzario – in der „Grünen Hölle“ der Nordschleife berühmt geworden durch seine Rettung von Niki Lauda nach dessen Feuerunfall 1976 – gab sich im jüngsten Starterfeld des Wochenendes die Ehre.

Ein Modell aus dem Jahr 1918

Die Besitzer vieler privaten Fahrzeuge waren „Wiederholungstäter“, andere Legenden wurden zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit präsentiert. Das älteste Modell des gesamten Fahrerfeldes an diesem Wochenende war ein American La France aus dem Jahr 1918 mit imposanten 14,5 Litern Hubraum. Die italienische Sportwagen-Legende Ferrari richtete erneut ihre eigene Rennserie aus und hatte Dutzende sündhaft teurer Fahrzeuge mit dem berühmten „Cavallino rampante“, dem aufsteigenden Pferd im Markenemblem, präsent. Die teilnehmenden Markenclubs wie etwa der britische Sportwagenhersteller Morgan Motors zeigten seltene Schätzchen ihrer großartigen Vergangenheit. Etliche Besucher des Klassik-Events waren selbst mit privatem „Garagengold“ angereist und wurden so zu einem Teil der Veranstaltung.

Bald nachhaltigere Treibstoffe

Aber auch die Anforderungen der Moderne, der Transformation des gesamten Automobilbereichs, machen vor dem klassischen Rennsport nicht halt. So waren vor allem in den jüngeren Rennklassen etliche Teilnehmer bereits mit adaptierten synthetischen Betriebsstoffen am Start. Experten stellten den Teilnehmern bei ihrem Debüt einen speziell auf die Bedürfnisse von Oldtimern zugeschnittenen Treibstoff vor. Der Veranstalter, der eine äußerst positive Bilanz dieses Wochenendes zog, plant für die kommenden Jahre mit diesem Partner nachhaltigere Treibstoffe im Rennbetrieb zu verwenden, die perspektivisch zu CO2-neutralem historischen Motorsport führen.

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