Vom 13. bis 16. Februar findet nach der Rallye Monte Carlo der zweite Lauf der World Rallye Championship (WRC) in der Region um Umea statt. Die Rallye Schweden ist für viele Fans das Highlight des Jahres – und mittendrin ist die 25-jährige Löffelscheiderin Claire Schönborn mit ihrer Beifahrerin Jara Hain, das Duo ist das einzige deutsche Team.
Claire Schönborn, die für den Hunsrück-Auto-Club (HAC) Simmern fährt und durch ihre Eltern Rainer und Andrea Schönborn zum Motorsport kam, gewann im letzten Jahr die Bergmeisterschaft und war bereits vorher durch ihr Können dem Promotor der WRC aufgefallen. Sie wurde ausgewählt, beim „Beyond Rallye Women’s Driver Development Programm“ für eine Junior-WRC-Sichtung teilzunehmen. Dabei kam sie unter die „Top 3“ und durfte bei der Central European Rallye im Dreiländereck Tschechien, Österreich und Deutschland einen Rallye-3-Boliden pilotieren. Da Claire Schönborn und ihre einzige verbliebene Konkurrentin, die 22-jährige Belgierin Lyssia Baudet gleich gute Leistungen zeigten, wurde entschieden, dass diese beiden nochmals ihr Können in Schweden unter Beweis stellen dürfen.
Training „trocken“ am Simulator
Claire Schönborn hat sich schon länger mit den Vorbereitungen auf ihre Teilnahme bei der Rallye Schweden beschäftigt. Zum einen trainiert sie „trocken“ am Simulator und schaut Videos der Onboardkameras von der letzten Rallye, um ein Gefühl für die Wertungsprüfungen zu bekommen, zum anderen ging es für sie aber auch raus in die Kälte. So hat die Ingenieurin bei einer Dienstreise nach Schweden schon ein wenig die Verhältnisse kennengelernt.
Ganz besonders lehrreich war für sie das Winter-Fahrtechnik-Training bei Gassner Motorsport. Dort konnte sie alles ausprobieren: lange und kurze Spikes, breite und schmale Reifen und und und. Hermann Gassner, der in der Jänner-Rallye in Österreich mit einem deutlich schwächeren Fahrzeug als die des Spitzenquintetts einen hervorragenden sechsten Platz belegte, konnte Claire Schönborn ganz viele Tipps geben, die sie ganz sicher beherzigen wird. Bei allem Können gehört aber auch immer ein Quäntchen Glück zum Gelingen.
Arctic Lapland Rallye mit Startnummer 00
Mit CapitalBox haben die beiden Rallye-Amazonen einen Sponsor gefunden, der es ermöglichte, an einem Winterfahrtraining teilzunehmen. Mit dem Finnen Marcus Grönhölm, einem zweimaligen Weltmeister mit 30 Rallye-WM-Lauf-Siegen und damit dem dritterfolgreichsten Fahrer in der Rallye-Weltmeisterschaft als Instruktor, hatten sie die Möglichkeit, sich mit den unterschiedlichen Streckenverhältnissen vertraut zu machen.
Ganz besonders dankbar sind die beiden ihrem Sponsor auch dafür, dass er es ermöglichte, dass sie mit einem Toyota Yaris GR – einem sogenannten Recce Car – als Vorausfahrzeug bei der 60. Arctic Lapland Rallye außerhalb der Wertung mit der Startnummer 00 unterwegs sein durften. Dass bisher ausschließlich Finnen bei diesem legendären Event ein Vorausfahrzeug pilotieren durften und nun die beiden diese Ehre hatten, wird für sie ganz sicher einmal mehr das Dabeisein zu einem unvergesslichen arktischen Abenteuer werden lassen.
Mit speziellen Spike-Reifen auf Schnee
Nun geht es zur Rallye Schweden. Die ist deshalb so beliebt und für viele ein Höhepunkt, weil hier die Piloten auf speziellen Spike-Reifen ihre Boliden auf Schnee und Eis durch verschneite Wälder und über gefrorene Seen und erreichen dabei häufig höhere Geschwindigkeiten als bei manch anderer Rallye treiben. Highspeed Passage, spektakuläre Sprünge und das exakte Zirkeln zwischen den Schneewänden verlangt dabei auch den Könnern der Szene alles ab. Sicherlich auch Claire Schönborn, die alles daran setzen wird, sich das Ticket für die Junioren-WRC zu sichern.