24-h-Rennen am Nürburgring
BMW triumphiert bei „Grüne Hölle“-Hitzeschlacht
Erneutes Spektakel auf dem Nürburgring: die 53. Auflage des 24-Stunden-Rennens in der Eifel.
Jürgen C. Braun

Ein motorsportliches Spektakel und ein plötzlicher Stromausfall: Auch die 53. Auflage des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring geht in die Geschichte ein.

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Auch die 53. Auflage des 24–Stunden-Rennens auf dem Nürburgring wird in die Geschichte eingehen. Bei für die Eifel völlig ungewohnten Hitzetemperaturen um die 30 Grad vor allem am Sonntag wurde der jährliche Saison-Höhepunkt am Ring in den Zeltstädten rund um die Nordschleife, auf den vollbesetzten Tribünen an der Grand-Prix-Strecke und einem restlos überfüllten neuen Fahrerlager zur „Krönungsmesse“ dieser Saison in der Eifel. 280.000 Fans an vier Tagen, alleine unglaubliche 100.000 Zuschauer am Samstag, vermeldete der Veranstalter. Ein neuer Besucher-Rekord also.

Auf der Strecke hatte es lange nach einem Start-Ziel-Sieg des Manthey EMA Porsches „Grello“ mit Kevin Estre, Ayhancan Güven und Thomas Preining ausgesehen. Doch eine Zeitstrafe von 1:40 Minuten in der Schlussphase kostete den 911 GT3 R den sicher geglaubten Erfolg und ebnete dem ROWE BMW M4 GT3 mit Augusto Farfus, Jesse Krohn, Raffaele Marciello und Kelvin van der Linde den Weg zum 24h-Triumph.

Nichts geht mehr am Ring

Am Nürburgring gibt es scheinbar nichts, was es nicht gibt: Hagel im Jahr 2016, der die Strecke schon früh mit „Schmierseife“ überzogen hatte. Nebel im Jahr 2024, der dazu geführt hatte, dass gerade mal 7:23 Minuten gefahren werden konnten: Alles schon mal dagewesen. Aber so etwas hatte es in der mehr als 50-jährigen Geschichte dieses motorsportlichen Spektakels in der „Grünen Hölle“ noch nie gegeben: Ein Stromausfall, hervorgerufen von einer überforderten Kühlanlage, war ein Novum. In der Boxengasse sahen sich 90 Minuten nach dem Start um 16 Uhr alle entgeistert an: kein Strom, keine funktionierenden Tankanlagen, keine Zeitnahme. Nichts ging mehr.

Eine angesichts der heißen Temperaturen überforderte defekte Kälteanlage, die für die Steuerung und Kühlung der Klimageräte in weiten Teilen des Boxengebäudes zuständig war, zwang Rennleiter Walter Hornung dazu, das Rennen mit der Roten Flagge zu unterbrechen. Die Anlage sei überhitzt gewesen, weil bei dem heißen Wetter viel Kühlleistung abgerufen wurde. Nach Reparatur und Vorsorge, dass das kein zweites Mal mehr passieren konnte, ging es nach einer Runde hinter dem Führungsfahrzeug nach etwas mehr als zwei Stunden weiter.

Hitzeschlacht in der „Grünen Hölle“

Die Hitzeschlacht in der „Grünen Hölle“ lebte auch in diesem Jahr wieder bei den vermeintlichen Sieganwärtern und bei den Amateuren von vielen persönlichen kleineren oder größeren Dramen. Viele davon in den etwas angenehmer zu fahrenden Nachtstunden mit der unvergleichlichen Atmosphäre: flackernde Lichter von den Campingplätzen rund die Nordschleife, Dauerbeschallung. „Unglaublich, was die Fans draußen veranstalten. Auch das gehört zur DNA dieses unvergleichlichen Rennens“, zollte Markus Winkelhock (Audi) Anerkennung.

Es lebt aber auch vom Respekt, den die Fans den scheinbar Aussichtslosen im Duell „David gegen Goliath“ entgegenbringen. Als Publikumsliebling Dacia Logan, nur auf drei Zylindern unterwegs, dem Feld beim Start alleine hinterherhechelte, durfte Fahrer Olli Griese Ovationen der gesamten 800 Meter langen Haupttribüne entgegennehmen. „Da hast du Pipi in den Augen“, meinte der Teamchef, dessen Auto allerdings nicht das Ziel erreichte.

Großes Pech hatte Vorjahressieger Scherer Sport PHX aus Meuspath, der neben dem Audi R8 LMS GT3 erstmals einen Porsche 911 GT3R eingesetzt hatte. Im Top-Qualifying am Freitagabend verlor die Mannschaft den Porsche von Ricardo Feller/Patric Niederhauser/Laurens Vanthoor bei einem schweren Unfall. Pilot Vanthoor erhielt anschließend Entwarnung von den Ärzten. Der Audi R8 LMS mit Christopher Haase/Luca Ludwig/Markus Winkelhock schied im Rennen nach einem Crash vorzeitig aus.

Der viertägige „Hitchcock“ in der Eifel hat alle Dimensionen gesprengt. Bereits am Sonntagabend vor der 24h-Woche hatten viele Anreisende am Straßenrand gewartet, um am Montagfrüh um 8 Uhr bei den Ersten zu sein, als die Schranken geöffnet wurden. Und im neuen Fahrerlager waren zwischen zwei und drei Uhr in der Nacht von Samstag und Sonntag noch jede Menge Fans unterwegs, um die Stimmung aufzusaugen.

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