Besondere Medaille erhalten
Vogel meistert die sechs größten Marathonläufe der Welt
Überglücklich: Rafael Vogel zeigt nach dem Zieleinlauf in Boston die Medaille des legendären Marathons (links) und zusätzlich die Six-Star-Finisher-Medaille.
Vogel

Vom erfolgreichen Fußballer zum außergewöhnlichen Ausdauersportler. Das Laufen nennt Rafael Vogel aus Hargesheim eine „positive Sucht“. Sein Können wurde nun mit einer außergewöhnlichen Auszeichnung belohnt.

Die Six-Star-Finisher-Medaille ist in Läuferkreisen so etwas wie ein Ritterschlag. Rafael Vogel aus Hargesheim hat sie mit einem Anlauf von 18 Jahren nun erworben. Er vervollständigte die Serie von anspruchsvollen Läufen mit Starts in Tokio im März und beim legendären Marathon in Boston im April.

„Ich habe irgendwann mal von der Six-Star-Finisher-Medaille gehört. Seitdem hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen, und ich bin nun sehr froh, dass es mir gelungen ist, alle sechs großen Marathons auf der Erde zu laufen“, erzählt Vogel. Darum geht es nämlich: Sechs Top-Veranstaltungen müssen die Leichtathleten bewältigen, um die sehenswerte Medaille zu erhalten. Nach seiner Fußballerkarriere – Rafael Vogel spielte in der legendären Ebernburger Mannschaft, die in den 90er-Jahren die Landes- und Verbandsliga aufmischte – begann er mit dem Ausdauersport, speziell mit dem Laufen von Marathons.

„Ich muss einfach jeden zweiten Tag raus und laufen. Wenn ich laufe, fühle ich mich befreit.“
Rafael Vogel

42 sind es mittlerweile. 42-mal also bewältigte er die gut 42 Kilometer lange Distanz. Ganz spezielle Starts waren darunter. 2019 lief er beispielsweise einen Marathon über den zugefrorenen Baikalsee in Russland. „Ich muss einfach jeden zweiten Tag raus und laufen. Wenn ich laufe, fühle ich mich befreit“, beschreibt Vogel seinen Drang, die Laufschuhe anzuziehen, und fügt an: „Laufen ist für mich eine Sucht geworden, eine positive Sucht.“

Einer von Vogels ersten Marathons war 2007 der Berlin-Marathon. Der deutsche Klassiker gehört genauso zu den Major-Marathons wie New York, Chicago, London und eben Tokio sowie Boston. „Meine Finalisierung hat sich in den vergangenen Jahren etwas verzögert, unter anderem wegen Corona“, erzählt Vogel und fügt an: „Das größte Problem in den vergangenen Jahren war aber die Qualifikation für Boston. Dort musst du nämlich für den Startplatz eine Richtzeit vorlegen“, erzählt der Hargesheimer.

In Tokio vermisst Vogel die Anfeuerung

Die Norm von 3:50 Stunden für seine Altersklasse unterbot Vogel im vergangenen Mai zu seiner großen Freude mit 3:39 Stunden in Würzburg. Es war für den 61-Jährigen die Pforte zum Marathonglück. Und als dann noch kurzfristig eine Tür nach Tokio aufging, erfüllte sich der Sportlertraum vollends.

Beide Stadtläufe wirkten völlig unterschiedlich auf den Hargesheimer. „In Tokio war alles sehr organisiert. Da war sogar vorgegeben, wo jeder Starter auf die Toilette gehen muss“, berichtet er schmunzelnd. Allerdings fehlte an der Strecke etwas die Begeisterung der zurückhaltenden Japaner. Dabei hätte Vogel durchaus etwas Anfeuerung gebrauchen können. Geschwächt durch eine Erkrankung musste er sich durchkämpfen, um nach 4:22 Stunden das Ziel zu erreichen. „Die Zeit hat mich aber gar nicht interessiert. Ich habe die ganze Zeit an die Six-Star-Finisher-Medaille gedacht. Für sie musste ich das Ziel erreichen. Das hat mich motiviert“, erinnert sich Vogel.

Seine Liebe zum Laufen ist Rafael Vogel beim Marathon in Boston deutlich anzusehen.
Vogel

Ganz anders erlebte er dann den Boston-Marathon, die Mutter der Stadtmarathons. Die 120. Auflage des zweitältesten Marathonlaufs der Welt wurde in diesem Jahr gestartet. „Der Lauf ist einzigartig, du wirst wirklich an jeder Ecke angefeuert“, schwärmt Vogel. Dabei gilt Boston sogar als schwierig, es gibt einige Hügel zu bewältigen. Besonders ergreifend war für ihn das Passieren der vier Säulen, die an die Opfer eines Terroranschlags vor einigen Jahren, bei dem vier Menschen ums Leben kamen, erinnern. „Das war ein sehr komisches Gefühl. In einem Moment ist da die Trauer, und 200 Meter später läufst du ins Ziel, freust dich total und wirst gefeiert ohne Ende. Da spielen dann die Glückshormone verrückt“, erläutert Vogel, der bei diesem für ihn besonderen Lauf das Trikot des DRK-Wohnheims in Bad Kreuznach trug, in dem er seit mehr als 35 Jahren arbeitet. Mit 4:01 Stunden gelang ihm auch eine starke Zeit für den schweren Parcours in Boston. Vogel bilanziert: „Bei der Riesen-Stimmung dort konnte ich absolut ohne Druck laufen. Ich war überglücklich im Ziel.“

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