Leichtathletik: Wie ein Wetterumschwung in den Schweizer Bergen den Ex-Fußballer zum Halbmarathon nach Hamburg führt
Spontan zu DM-Bronze: Wie ein Wetterumschwung Manuel Schräder zum Halbmarathon nach Hamburg führt
In persönlicher Bestzeit von 1:06:13 Stunden führte der Staudter Manuel Schräder (Mitte) das Team der SG Wenden bei der Halbmarathon-DM in Hamburg zur Bronzemedaille. Kurz nach ihm erreichten Frederik Wehner (links, 1:06:18) und Fabian Jenne (rechts, 1:06:22) das Ziel. Foto: Christian Rüsche/SG Wenden
Schräder

Hamburg/Staudt. Vor zwei Jahren hat er sich seinen großen Traum vom Start bei der Ironman-WM auf Hawaii erfüllt, im vergangenen Jahr sorgte er im Frühjahr mit dem Sieg beim Marathon in Kandel für Furore und mischte im Sommer bei der Challenge Roth, seinem dritten und bislang letzten Langdistanzrennen im Triathlon, munter im Feld der Profis mit. Jetzt hat Manuel Schräder, der frühere Fußballer der Eisbachtaler Sportfreunde, aufgrund eines Wetterumschwungs in den Alpen DM-Bronze in Hamburg mitgenommen.

„Das war alles relativ spontan“, erzählt Schräder, wie es überhaupt dazu kam, dass er beim als deutsche Meisterschaft ausgeschriebenen PSD-Bank-Halbmarathon in der Hansestadt am Start war. Denn seine Pläne waren ganz andere. Um seinem nächsten Ziel, der Teilnahme am Ultra-Trail du Mont-Blanc, ein Stück näherzukommen, wollte er beim „Wildstrubel“, einem Trailrennen in der Schweiz, das über 70 Kilometer von Kandersteg nach Crans-Montana führt, weitere Qualifikationspunkte sammeln. „Darauf war mein Training ausgerichtet“, sagt der 32-Jährige.

Viele Höhenmeter und dementsprechend ein vergleichsweise gemäßigtes Tempo bestimmten den sportlichen Alltag. Genau das Gegenteil von dem also, was in Hamburg gefragt war. Das Problem: Die Wetterfront, die vor einer Woche über die Alpen zog, erwischte auch Teile der Schweiz. „Im Tal waren drei Grad und Regen gemeldet, auf dem Berg minus zehn Grad und Schnee“, berichtet Schräder, der unter diesen Umständen wenig Lust verspürte, an seinen Plänen festzuhalten. „Zumal die Strecke verlegt wurde und nur noch in Crans-Montana gelaufen werden sollte.“

In den Beinen gejuckt hat es den gebürtigen Großholbacher trotzdem, weshalb er froh war, auf die Schnelle noch einen Startplatz für Hamburg zu bekommen. Dort waren bereits einige seiner Teamkollegen von der SG Wenden aus dem Siegerland gemeldet.

Als „klasse Kontrastprogramm“ beschreibt Schräder die Herausforderung, wenn der Körper auf reichlich Höhenmeter eingestellt ist und dann 21 Mal einen Kilometer-Schnitt von 3:10 Minuten abspulen soll. Denn das war das Tempo, in dem die Wendener ihr Rennen in Hamburg angehen wollten. „Ich habe mir gedacht, dass ich das an guten Tagen hinbekomme“, erzählt Schräder, warum er so kurzfristig noch auf den DM-Zug aufgesprungen ist.

Als sich in Hamburg dann eine erste Gruppe gebildet hat, ist der Ex-Fußballer „einfach mal mitgegangen“. Der Blick auf die Uhr verblüffte ihn nach dem ersten Kilometer dann aber doch. Die angepeilten 3:10 Minuten wurden um satte acht Sekunden unterschritten – bei diesem Tempo ein gewaltiger Unterschied. „Aber wir hatten alle gute Beine“, sagt Schräder.

Im Pulk lief der Staudter die ersten zehn Kilometer in 31:40 Minuten und staunte bis Kilometer 17, wie gut er trotz der fehlenden spezifischen Vorbereitung mithalten konnte. „Erst auf den letzten drei Kilometern hat sich das Feld etwas auseinandergezogen“, berichtet der 32-Jährige, der auch dann durchzog, als es hart wurde. Die letzten zehn Kilometer rannte Schräder in 30:42 Minuten, so schnell wie nie zuvor auf dieser Distanz, und hämmerte auf dem Schlusskilometer eine 2:54 auf den Hamburger Asphalt.

„Die ersten Zehn waren am Ende in einer eigenen Liga unterwegs, aber dahinter konnte ich mich gut halten“, blickt der Mann von den Tribärs Sespenroth zufrieden zurück. Als ehemaliger Fußballer weiß er genau, was Mannschaftssport bedeutet, „aber eine solche Gruppendynamik wie in diesem Rennen habe ich noch nicht erlebt. In diesem Pulk zu laufen, hat unfassbar gepusht.“

Das Besondere dabei: Dicht hinter Schräder, der in neuer Bestzeit von 1:06:13 Minuten 15. wurde, erreichten seine Teamkollegen Frederik Wehner (17. in 1:06:18) und Fabian Jenne (20. in 1:06:22) das Ziel. „Zu dritt mit nur neun Sekunden Abstand anzukommen, ist irre“, freut sich Schräder über die besondere Konstanz, die ihm Team-Bronze brachte in einem Rennen, an dem er nur dank eines Wetterumschwungs teilgenommen hat.

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