Waren es vor einem Jahr in Bottrop drückende Hitze und Gewitter, denen Sigrid Hoffmann zu trotzden hatte, sah sich die Ausdauerspezialistin aus Weidenhahn nun anderen Herausforderungen auf dem Weg zum nächsten großen Titel im 24-Stunden-Lauf gegenüber. Bei der deutschen Meisterschaft, die im Rahmen der „24h von Gotha“ ausgetragen wurde, musste sie mit 1500 Höhenmetern und Starkregen klarkommen. Im Kreis der Spitzenleute zeigte die Starterin des TuS Hachenburg/LG Westerwald aber wieder einmal Stärke und brachte sogar einen neuen deutschen Rekord mit in den Westerwald.
„Die Strecke im Park floss, es standen lange Pfützen auf dem Asphalt.“
Sigrid Hoffmann, 24-Stunden-Läuferin aus Weidenhahn
Bei den Siegen von Katrin Ochs (LG Filder) mit 212,289 Kilometern bei den Frauen und Norman Mascher-Aspensjö (SSC Berlin) mit 243,247 Kilometern bei den Männern landete Sigrid Hoffmann weit vorne in der Gesamtwertung. Hinter Ochs und der zweitplatzierten Rabea Reinhold (Husumer SV, 204,300) war sie die drittbeste Frau. Darüber hinaus knackte sie mit insgesamt 201,084 Kilometern nicht nur die 200er-Schallmauer, sondern verbesserte mit dieser herausragenden Leistung auch den bisherigen deutschen Rekord in der Altersklasse W60 um rund 5 Kilometer. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten ihr bei den extrem fordernden Bedingungen in Bottrop 181,774 Kilometer zum Sieg in der Altersklasse W55 gereicht.
Kein Rennen, bei dem der Stundenzeiger zweimal das Ziffernblatt umrundet, ist mit einem anderen vergleichbar. Nach den subtropischen Hitzegewittern von Bottrop hatten es nun auch die Regengüsse von Gotha in sich. „Die Strecke im Park floss, es standen lange Pfützen auf dem Asphalt“, berichtete Sigrid Hoffmann. Doch ihre erste Rennhälfte sei ausgesprochen gut verlaufen. Auf dem 1344 Meter langen (oder je nach Sichtweise kurzen) Rundkurs schaffte sie es zwischenzeitlich bis auf den Silberrang in der Gesamtwertung. Nachts machten sich dann nachlassende Kräfte bemerkbar. Mehr noch: Die „suboptimale Ausleuchtung der teilweise inzwischen ausgespülten Schotterstrecke im Park“ habe das Laufen erschwert, zudem seien pro Runde zwei Bordsteine zu überwinden gewesen. „Das alles hat eine Rolle gespielt, dass ich langsamer gelaufen bin“, blickte die Ausdauerspezialistin aus Weidenhahn zurück.
Knifflige Bedingungen, unbändiger Wille
Eine Athletin wie sie lässt sich von derlei störenden Faktoren aber nicht so leicht von ihrem Weg abbringen. Hoffmanns Ziel war neben dem Titel, um den es bei einer deutschen Meisterschaft vorrangig geht, auch eine möglichst hohe Kilometerzahl. Trotz der kniffligen Umstände sei der angestrebte Altersklassenrekord „in der Morgendämmerung deutlich absehbar“ gewesen, berichtete sie. „Auch die noch nie erreichten 200 Kilometer plus freuen mich sehr“, sagte die Weidenhahnerin nach den Strapazen von Gotha.

Vor ihr erlebte vor allem Katrin Ochs ein denkwürdiges Rennen. Nach knapp zwei Stunden ging die spätere Frauensiegerin in Führung, da nur sie das hohe Tempo halten konnte. Ochs setzte sich ab und hatte zur Halbzeit bereits 131 Kilometer heruntergespult. Das waren 8 Kilometer mehr als Stephanie Schöffzeck (118), 13 Kilometer mehr als Rabea Reinhold und 17 Kilometer mehr als Sigrid Hoffmann. Doch in der Nacht schwanden bei der Führenden zusehends die Kräfte, nach 14 Stunden Renndauer musste sie das Tempo enorm drosseln. Wie hinter ihr die erfahrene Westerwälderin bewies aber auch die spätere Siegerin enormen Kampfgeist und trotzte selbst dem stärksten Regen.
„Man konnte viel Herzblut beim ausrichtenden Verein spüren. Der unermüdliche Einsatz aller Helfer und Betreuer war sehr berührend.“
Sigrid Hoffmann, 24-Stunden-Läuferin aus Weidenhahn
„Die Organisation der Veranstaltung war hervorragend“, schickte die neue W60-Rekordhalterin aus dem Westerwald lobende Worte in Richtung der Macher der „24h von Gotha“. „Man konnte viel Herzblut beim ausrichtenden Verein spüren“, schwärmte sie. „Der unermüdliche Einsatz aller Helfer und Betreuer war sehr berührend.“ Genauso hob Sigrid Hoffmann „die außergewöhnliche Stimmung unter allen Läufern“ hervor, die das 24-Stunden-Laufen so besonders mache. Nach ihrer starken Leistung gehört die Ausdauersportlerin aus Weidenhahn jetzt sogar zu den Kandidatinnen für die DLV-Nationalmannschaft für die 24-Stunden-WM im französischen Albi vom 18. bis 19. Oktober.