Otmar Seul vom LAZ Birkenfeld ist zur Zeit der einzige Geher des neuen Leichtathletik-L.andesverbandes Rheinland/Rheinhessen bei den Senioren. Wie im Vorjahr wurde er auch zu den diesjährigen französischen Masters im 5000-Meter-Bahngehen der Altersklasse M80 zugelassen. Die erforderliche Mindestleistung von 45 Minuten hatte er schon 2024 bei den letzten Seniorenweltmeisterschaften erfüllt (42:47,39 min).
Für das Finale der M80 im bretonischen Saint Renan hatten sich frankreichweit nur drei Athleten qualifizieren können. Nach der Bronze-Medaille im letzten Jahr, blieb Seul mit Platz vier und einer Zeit von 46:49,98 Minuten diesmal zwar hinter den Erwartungen zurück, hatte aber dennoch mehr Grund zur Genugtuung als zur Enttäuschung.
„Bombenkondition und starke mentale Verfassung genügen nicht. Wegen ungenügender Beinstreckung können einen die Gehrichter vorzeitig aus dem Wettbewerb nehmen“
Otmar Seul
Nach Sturz und Armbruch Ende August letzten Jahres bei den Weltmeisterschaften in Göteborg war dies erst der zweite Aufbauwettkampf für ihn – ein “Erfolgserlebnis“: „Ich kam ohne Beanstandung der Gehrichter „durch“, was nach monatelanger Rekonvaleszenz und Trainingsrückständen der Rückgewinnung von Selbstsicherheit förderlich ist“, erklärte Seul. Die Bestätigung durch die Gehrichter ist bekanntlich in dieser olympischen Disziplin die fundamentale Voraussetzung für den Erfolg. Seul betont: „Bombenkondition und starke mentale Verfassung genügen nicht, wie in den Laufwettbewerben: wegen ungenügender Beinstreckung und anderer Mängel im Bewegungsablauf können einen die Gehrichter vorzeitig aus dem Wettbewerb nehmen.“
Eine Problematik, die immer wieder für Meinungsstreit und Spannungen zwischen den Athleten der höheren Altersklassen und den Gehrichtern führt, wie noch vor Kurzem bei den Deutschen Gehermeisterschaften in Hildesheim, der Seul und die anderen Athleten der nationalen M80-Rangliste aus Protest ferngeblieben waren.
Deutsche M80-Geher behaupten sich international
Otmar Seul wird so schnell keine Gelegenheit zu einem erneuten Kräftemessen mit seinen französischen Freunden finden. In Saint Renan waren über 5000 Meter im Gegensatz zu ihm drei Bahn-Spezialisten am Start, die nicht für die längeren Strecken im Straßengehen, über 10 Kilometer und 20 Kilometer, melden – eben Seuls “Hausstrecken“, auf denen er im Mai 2024 bei den Langstrecken-Europameisterschaften im portugiesischen Porto Santo (Madeira) beide Titel gewann.
Allen Disqualifikationen bei nationalen Meisterschaften zum Trotz, behaupten sich die deutschen M80er souverän auf internationaler Ebene. Aber auch hoch motivierte und erfahrene Leistungssportler stoßen – früher oder später – ans altersbedingte Limit. So lässt sich zum Beispiel dem offiziellen Ranking des Weltverbandes World Masters Athletics entnehmen, dass 2024 bei Welt- und Europameisterschaften nur noch vier Athleten dieser Altersklasse über die 20–Kilometer-Strecke ins Ziel kamen: „Dass man als Vierter dazugehört, darf einen freuen“ – gibt Seul zu.