Shootingstar Neugebauer kommt
Olympiastars sorgen für Glanz beim Deichmeeting
Als Zweitplatzierter hat Leo Neugebauer bei den Olypischen Spielen 2024 in Paris die Herzen der Fans erobert. Am Samstag präsentiert der Shootingstar der Mehrkämpferszene den Zuschauern beim Neuwieder Deichmeeting.
Michael Kappeler. picture alliance/dpa

Wer im Mehrkampf Großes erreichen will, der sucht früh in der Saison auch kleinere Bühnen, um sich in Wettkampfform zu bringen. Als solche hat sich das Neuwieder Deichmeeting etabliert. Die Teilnehmerliste der 13. Auflage ist gespickt von Stars.

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Ein Weltmeister und einer, der es werden will, dazu ein weiterer Weltmeister und Olympiasieger – auch nach dem Rücktritt von Lokalmatador Kai Kazmirek lockt das Neuwieder Deichmeeting, das am Samstag um 12 Uhr beginnt, (nicht nur) die Elite der Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer ins Rhein-Wied-Stadion. Neben Niklas Kaul vom USC Mainz, der 2019 Welt- und 2022 Europameister im Zehnkampf war, hat auch der Shootingstar der Mehrkämpferszene sein Kommen zugesagt.

LG Rhein-Wied ehrt ihren herausragenden Athleten

Leo Neugebauer (24), nationaler Rekordhalter mit sagenhaften 8961 Punkten und Zweiter bei den Olympischen Spielen in Paris 2024, präsentiert sich zwei Wochen vor dem Mehrkämpfer-Meeting in Götzis erstmals seit seinem Studium in den USA dem deutschen Publikum. Jeweils zehn Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen haben für die beiden Vierkämpfe gemeldet. Doch damit nicht genug. Natürlich wird die ausrichtende LG Rhein-Wied auch ihren herausragenden Athleten Kai Kazmirek gebührend verabschieden, ehe sich als Zugabe Hammerwerferinnen und -werfer die Ehre geben, an der Spitze der kanadische Olympiasieger Ethan Katzberg.

Über Neuwied zu den großen Wettkämpfen

Das Deichstadtmeeting hat bei seiner 13. Auflage längst „Traditionscharakter als Aufbaustation für die großen Wettkämpfe“, wie Jörg Roos betont. Der Neuwieder, der Kazmirek einst als Trainer in die Weltspitze führte, amtiert seit Jahresbeginn als Leitender Mehrkampf-Bundestrainer für Männer und Frauen und hat am Samstag sozusagen vor der Haustür Gelegenheit, seine besten und talentiertesten Schützlinge beim Start in die Freiluftsaison zu begutachten. Erfahrene Athleten wie Manuel Eitel, Tim Nowak und die beiden Hannoveraner Malik Diakite und Marcel Meyer sind ebenso am Start wie Nachwuchshoffnungen aus dem U23er-Bereich.

Vanessa Grimm führt Frauenfeld an

Bei den Siebenkämpferinnen führt Vanessa Grimm aus Königstein das Feld an, die 28-Jährige hat im März bei der Hallen-WM im chinesischen Nanjing als Viertplatzierte aufhorchen lassen. Die deutsche Nummer eins Sophie Weißenberg, die mit Jörg Roos in Leverkusen trainiert, kuriert noch ihren Achillessehnenriss aus, den sie tragischerweise beim Aufwärmen für den olympischen Siebenkampf in Paris erlitten hatte. So liegt das Augenmerk der Experten eher auf den jungen Athletinnen Sandrina Sprengel (21), Serina Riedel (22) und Marie Dehning (21), die „für Olympia 2028 in Los Angeles in den Startlöchern stehen“, wie Roos hofft. „Momentan haben wir in der Spitze ein Loch, aber die Talente sind da.“

Hochsprung ist einer der vier Disziplinen, in denen sich der Mainzer Niklas Kaul und die Konkurrenz am Samstag beim Neuwieder Deichmeeting messen.
Michael Kappeler. picture alliance/dpa

Die deutschen Zehnkämpfer können ambitionierter nach vorn blicken. Saisonhöhepunkt wird die WM im September in Tokio sein, für die neben Neugebauer und Kaul auch US-Student Till Steinforth gesetzt sein dürfte. Der gebürtige Schwabe Neugebauer hat in den letzten beiden Jahren die Zehnkampfwelt aufgemischt und wird als einer der Topfavoriten für den WM-Titel gehandelt. Nach dem Ablauf seiner vierjährigen Ausbildung an der University of Texas trainiert er dank einer Anstellung als Assistenztrainer weiter in Austin, kommt aber am Freitag nach Deutschland und freut sich, so Roos, besonders auf die 50. Auflage des Zehnkampferlebnisses in Götzis am letzten Mai-Wochenende. „Da werden viele ehemalige Sieger eingeladen sein“, weiß Roos, „ich hoffe, dass auch Kai kommt. Wegen der Nähe zu Deutschland erleben unsere Athleten dort immer besonderen Zuspruch, das wird auch für Leo toll werden.“

„Das ist ganz schön hoch für einen 100-Kilo-Athleten.“
Jörg Roos, Leitender Mehrkampf-Bundestrainer für Männer und Frauen

In den Punktzahlen wie in der öffentlichen Wahrnehmung hat der smarte Senkrechtstarter Neugebauer seinem Vorgänger in der Publikumsgunst, dem Mainzer Niklas Kaul, gewissermaßen den Rang abgelaufen. Bundestrainer Roos traut dem neuen Star den Sprung über die 9000-Punkte-Marke durchaus zu, „wenn alles zusammenpasst“. Er weiß, dass Neugebauer seine Stabhochsprung-Bestmarke vor wenigen Wochen auf 5,35 Meter geschraubt (Roos: „Das ist ganz schön hoch für einen 100-Kilo-Athleten“) und auch im Diskuswurf deutlich zugelegt hat.

Doch auch Neugebauers Kollegen und Rivalen Niklas Kaul sollte man nicht unterschätzen. „Niklas hat gezeigt, dass man mit zwei sehr starken Disziplinen am Ende des Wettkampfs noch gewinnen kann; nach Verletzungsproblemen und seinem Ausscheiden in Paris hat er sich wieder herangearbeitet“, sagt Roos. „Niklas funktioniert am besten, wenn er seine Familie, sprich seine Trainer, um sich hat. Er hat als 27-Jähriger noch Entwicklungspotenzial und arbeitet hart daran, sein Punktekonto vor dem Speerwerfen und dem 1500-Meter-Lauf etwas aufzubessern. Und wenn einer bei großen Meisterschaften mal in den Flow kommt, kann alles passieren.“

Bei den Olympischen Spielen in Paris feierte Ethan Katzberg im Stade de France, am Samstag startet der Hammerwerfer beim Neuwieder Deichmeeting.
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Nach dem Kräftevergleich der Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer wird den Zuschauern noch ein besonderes Schmankerl geboten. Hammerwurf-Olympiasieger Ethan Katzberg, ein Kanadier mit deutschen Wurzeln, hatte sich schon im vergangenen Jahr in Engers auf die Spiele in Paris vorbereitet. „Ihm gefällt die Gegend hier“, weiß Roos. Die Verbindung kam über Katzbergs Trainer Dylan Armstrong zustande, der vor gut 15 Jahren am Kugelstoßer-Meeting vor dem Engerser Schloss teilgenommen hatte. „Das hat damals mein Bruder Marc organisiert“, erinnert Jörg Roos, „die Verbindung ist nie abgerissen.“ Rund um den wurfstarken Kanadier, der mit 84,12 Metern in Paris Gold gewann und im Jahr zuvor Weltmeister wurde, haben die Veranstalter einen Wettbewerb für Männer und Frauen auf die Beine gestellt.

Deichmeeting Zeitplan

12.10 Uhr: 110 m Hürden (M)

12.30 Uhr: 100 m Hürden (F)

12.45 Uhr: Diskuswurf (M)

13.10 Uhr: Hochsprung (F)

14.00 Uhr: Hochsprung (M)

14.20 Uhr: Speerwurf (F)

15.20 Uhr: 150 m (F)

15.40 Uhr: 300 m (M)

16.00 Uhr: Siegerehrung

16.30 Uhr: Verabschiedung Kai Kazmirek

17.00 Uhr: Hammerwurf (M/F)

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