Was sich natürlich nicht durch mangelnden Ehrgeiz erklärt, sondern durch besondere Umstände. Die waren eben so ganz anders als noch im Vorjahr, als Kolberg überraschend der Außenseiterin Alina Amann (diesmal nicht am Start) unterlag und noch hinter Hering Dritte wurde – eine Enttäuschung, an der sie zu knabbern hatte. Diesmal lässt sich der verpasste Titel leichter verkraften, weil leichter begründen. „Der Zeitpunkt für die DM war für mich einfach sehr ungünstig. Ich habe das Rennen quasi aus dem Training heraus bestreiten müssen“, erklärt Kolberg.
In dieser Saison jagt eben ein Höhepunkt den nächsten. Es sind gerade drei Wochen her, dass Kolberg bei der EM in Rom nach drei intensiven Rennen mit Rang fünf und persönlicher Bestzeit (1:58, 74) überzeugte. Es folgten eine Woche Regeneration und dann die Vorbereitung auf den nächsten Höhepunkt, und zwar nicht die DM, sondern ein ungleich größerer: die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich) ab dem 26. Juli.
Olympia im Kopf
„Klar, Olympia habe ich immer im Kopf“, räumt Kolberg ein. Und der Gedanke daran war dann auch in Braunschweig präsent, wo zudem die Bedingungen alles andere als leicht waren. Dauerregen, frische Temperaturen und Wind waren nicht zu Bestleistungen angetan. Was sich besonders für Hering als Handicap erwies.
Die kämpfte noch um ihre letzte Chance für ein Olympiaticket. Entsprechend forsch ging die siebenfache deutsche Meisterin das Rennen an, lief vorneweg, wobei Kolberg, die eine um über zwei Sekunden bessere Saisonbestleistung aufzuweisen hatte als Hering (2:01,11), auf der nassen Bahn und bei starkem Wind darauf verzichtete, zeitig Tempo zu machen und ihre Konkurrentin vielleicht noch zur ersehnten Olympia-Bestätigungsnorm (2:01,00) zu ziehen. Die war unter diesen Bedingungen illusorisch.
Kleiner Trost fürs verpasste Olympia-Ticket
So attackierte Kolberg erst auf der Zielgeraden, zog auch erst vorbei, ehe Hering dann doch noch zum achten DM-Titel sprintete. Ein kleiner Trost fürs verpasste Olympia-Ticket. „Christina war mehr unter Zugzwang, hatte es am Ende mehr gewollt und darum auch verdient gewonnen. Ich war vielleicht mit Blick auf Olympia nicht ganz so hungrig“, bilanziert Kolberg, die sich nun ganz auf Paris konzentriert.