So hochkarätig besetzt war das Elitefeld der Männer schon lange nicht mehr. Aus aller Welt waren die weltbesten Hyrox-Athleten nach Barcelona geflogen, um im letzten Qualifikationsrennen einen der letzten drei Startplätze für die Worldchampionships in Chicago (12. bis 15. Juni) zu ergattern. Auch der gebürtige Herkersdorfer Tobias Lautwein, Hyrox-Weltmeister 2021 und Europameister 2022, wollte noch ein letztes Mal eine WM-Fahrkarte lösen. Nach Platz 3 in Hamburg (2020), dem Sieg in Leipzig (2021), Platz 3 in Manchester (2023) und dem 6. Platz in Nizza (2024) wäre es die fünfte WM-Teilnahme – ein letztes Mal wollte der mittlerweile 38-jährige vierfache Familienvater und Sonderpädagoge im Hauptberuf in der Weltspitze der kraftstrotzenden Vollzeitprofis nochmal kräftig mitmischen und zeigen, dass mit dem vergleichsweise schmächtigen „German Skinny Guy“ immer noch zu rechnen ist.
„Bisher konnte ich mich immer auf meine mentale Stärke verlassen, aber diesmal war ich auch vom Kopf her nicht bei der Sache.“
Tobias Lautwein brach das Rennen nach dem fünften Workout ab.
Doch für Tobias Lautwein lief das Rennen alles andere als optimal. So hatte ihm das Schlittenziehen (125 Kilo plus Schlitten) und -Schieben (175 Kilo plus Schlitten) auf einem stumpfen Teppichboden komplett den Stecker gezogen. „Ich weiß nicht, was los war. Ich habe mich von Anfang an schwerfällig und schlapp gefühlt. Bisher konnte ich mich immer auf meine mentale Stärke verlassen, aber diesmal war ich auch vom Kopf her nicht bei der Sache. Ich war einfach nicht bereit, mich zu quälen. Ich hatte einfach keinen Biss.“ Nach dem fünften Workout, dem Rowing/Rudern über 1000 Meter, schon hoffnungslos hinter den Besten zurück, war das Rennen für ihn gelaufen. „Ich hatte keinen Bock mehr und habe einfach aufgehört.“
Hyrox-Weltspitze voller Profis wird immer stärker
Lautwein musste in diesem Moment erkennen, dass es nach vielen Rückschlägen und Erkrankungen und aufgrund seines vergleichbar geringen Trainingsumfangs eben nicht mehr für die immer stärker werdende Weltspitze reicht. „Ich bin dennoch nicht enttäuscht. Ich hab’s versucht, aber es hat nicht geklappt. Hyrox entwickelt sich rasant, das Niveau ist brutal. Viele betreiben den Sport jetzt als Vollprofis, da kann ich nicht mehr mithalten. Ich habe mich entschieden, Barcelona war mein letztes Eliterennen, das steht jetzt für mich fest.“
„Auch die Double mit Chris Brenner möchte ich nicht aufgeben, dafür machen die noch zu viel Spaß.“
Tobias Lautwein, will dem Hyrox-Sport noch die Treue halten, nur nicht mehr auf Elite-Niveau
Lautwein wird dennoch in die Hyrox-Geschichtsbücher eingehen, nicht nur als Weltmeister 2021, sondern auch als der erste Athlet, der im März 2022 die acht Laufsplitts über 1.000 Meter sowie die acht harten Workouts unter 57 Minuten (56:52 Minuten) absolvierte und damit für drei Wochen zum Weltrekordhalter wurde. Dem Hyrox-Sport will Lautwein nun als „ambitionierter Freizeitsportler“ die Treue halten. „Hyrox ist mein Sport, den werde ich auch weitermachen, nur nicht mehr auf dem hohen Niveau. Auch die Double mit Chris Brenner möchte ich nicht aufgeben, dafür machen die noch zu viel Spaß“, erklärt er. Lautwein wird sich künftig wieder mehr auf die Laufwettkämpfe im Dress der SG Wenden konzentrieren. Nächstes Ziel ist die Berglauf-DM im Juni und dann im September die Cross-Duathlon-DM. „Dann hole ich noch mal mein Rad aus dem Keller.“
Auch Christoph Brenner hadert mit stumpfen Teppichbelag
Erfolgreicher verlief das Rennen in Barcelona für Lautweins Trainings- und Hyrox-Double-Partner Christoph Brenner. Der Betzdorfer war mit einem ersten 1000-Meter-Splitt von 3:18 Minuten forsch ins Rennen gestartet, haderte dann aber wie Lautwein auch mit dem stumpfen Teppichbelag auf seiner Bahn. „Ich hatte noch bei keinem Wettkampf so einen schweren Schlitten, das hat unheimlich Kraft gekostet. Die Ausfallschritte beim nächsten Workout vielen mir dann echt schwer.“
„In so einem internationalen Top-Feld mit so einer Leistungsdichte zu bestehen, ist echt respektabel.“
Christoph Brenner
Gehören die abschließenden Wallballs sonst zu seinen schlechteren Disziplinen, konnte er hier noch mal Boden gutmachen. Am Ende war Brenner dann nach 1:00:31 Stunden mit dem 31. Platz nicht rundum glücklich, aber zufrieden. „In so einem internationalen Top-Feld mit so einer Leistungsdichte zu bestehen, ist echt respektabel. Wäre das Rennen optimal verlaufen, wäre ein Platz in den Top 20 drin gewesen. Eine WM-Qualifikation war für mich ohnehin nicht in Reichweite.“