Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass ein großer Titelkampf wie eine Leichtathletik-Kreismeisterschaft ohne eine „normale“ 400-Meter-Bahn ausgetragen wird. Im Kreis Birkenfeld war das am Wochenende so. Ganz einfach deshalb, weil es im Kreisgebiet keinen Sportplatz mehr gibt, der eine Bahn in einem adäquaten Zustand bietet. „Es ist eigentlich schlimm, dass die Sportler bei unseren Wettbewerben jedesmal in den Hintergrund rücken und die Situation der Sportstätten großen Raum in der Berichterstattung einnimmt, aber es tut sich einfach nichts oder es wird sogar schlimmer“, sagt Björn Hahn.
Stadion am Berg mal wieder zu
Natürlich hatten sich der Kreisvorsitzende und sein Verein, der TV Oberstein, vor den Titelkämpfen sehr darum bemüht, eine vernünftige Sportstätte zu finden. Die erste Wahl ist natürlich immer das Stadion am Berg in Birkenfeld. „Mir ist zunächst auch zugesichert worden, dass die Baumaßnahmen dort bis Ende September abgeschlossen sind und das Stadion geöffnet werden kann“, erklärt Hahn. Doch das Stadion blieb geschlossen. „Wir haben gehört, dass ein Kran die Laufbahn beschädigt haben soll“, sagt Hahn, ehe er kritisiert: „Von der noch zuständigen VG-Verwaltung in Birkenfeld gab es aber keinen Versuch, mit uns deshalb in Kommunikation zu treten.“ Wie auch immer, das Stadion blieb wieder einmal zu.
Bundeswehr sagt knapp ab
Ohne ein funktionstüchtiges Stadion am Berg in Birkenfeld wird es schon schwierig für die Leichtathleten, denn dort ist eine von nur zwei 400-Meter-Kunststoffbahnen im Kreis zu finden. Die zweite windet sich um den Rasenplatz der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein. „Wir haben auch dort eine Anfrage gestellt, aber von der Bundeswehr wurde die Nutzung äußerst knapp, mit einem Satz ohne nähere Erklärung, untersagt. Diese Hoffnung war also auch dahin“, verrät Hahn.
Verletzungsgefahr auf der Bein
Bliebe noch die Heimstatt des TV Oberstein, der Sportplatz auf der Bein in Weierbach. Doch dieses Gelände hat sich längst zur unendlichen Geschichte des Missstands entwickelt. Die Laufbahn dort befindet sich nach wie vor und trotz vieler Beteuerungen aus der Politik, Abhilfe zuschaffen, in einem derart schlimmen Zustand, dass an Wettkampfsport für Leichtathletinnen und Leichtathleten wegen erheblicher Verletzungsgefahr kaum noch zu denken ist. „Wir warten weiter auf Gespräche wegen der 'Bein'“, seufzt Hahn und hält fest: „Es ist aber schon klar geworden, dass die Baumaßnahmen, wenn sie denn irgendwann tatsächlich mal beginnen sollten, nicht so ausfallen werden, wie sie mit uns besprochen worden sind. Von dem zugesicherten und ursprünglich geplanten Wurfplatz hinter der aktuellen Anlage war schon keine Rede mehr.“ Der Leichtathletik-Kreisvorsitzende stellt klar: „Die Situation ist einfach eine Katastrophe.“
Marode Bein-Hallen
Und weil er gerade dabei ist, lenkt er den Blick auch auf die Hallen-Situation „auf der Bein“. „Deren Zustand sorgt für weitere Hiobsbotschaften für unsere Sportler“, erklärt Hahn und berichtet: „In Halle 1 regnet es hinein, und für Halle 2 gibt es unterschiedliche Aussagen, ob sie genutzt werden kann oder nicht.“ Der Kreisvorsitzende erläutert: „Zunächst hieß es vonseiten der zuständigen Kreisverwaltung, dass Halle 2 für Vereine im Winterhalbjahr wegen ihres maroden Dachs gesperrt bliebe.“ Doch bei der Sitzung über die Hallenvergabe mit der Kreisverwaltung, an der selbstverständlich auch der TV Oberstein teilnahm, schien zumindest etwas Besserung für die Sportvereine in Sicht. „Dort hieß es nämlich, die Halle werde nicht während des gesamten Winterhalbjahrs gesperrt, sondern im Bedarfsfall, wenn Schnee gemeldet und gefallen ist, immer nur für fünf bis zehn Tage“, berichtet Hahn.
Fragwürdige Kommunikation
Doch dieser kleine Hoffnungsschimmer glimmt auch nicht mehr. Hahn informiert: „Auf eine abermalige Anfrage hat Landrat Miroslaw Kowalski deutlich gemacht, dass nie die Aussage gemacht worden sei, die Halle nur für fünf bis zehn Tage zu sperren.“ Kreisvorsitzender Hahn ärgert sich darüber mächtig: „Wir Vereine stehen nun da, als hätten wir nicht richtig zugehört, dabei gibt es Protokolle der Sitzung über die Hallenvergabe.“ Das Schlimme dabei: „Wir müssen eben jetzt davon ausgehen, dass wir im Winterhalbjahr nicht in die Hallen auf der Bein dürfen.“
Wir haben nach wie vor Talente und Nachwuchs, aber wenn es nicht mehr möglich ist, sie zu fördern, nur, weil es keine Sportanlagen in vernünftigem Zustand mehr gibt, dann werden diese Nachwuchsathleten entweder aufhören oder abwandern und unsere Vereine verlassen. Ich könnte es ihnen nicht einmal verdenken
Björn Hahn
Für die Zukunft der Leichtathletik oder gar des gesamten Wettkampfsports im Kreis Birkenfeld malt Hahn ein düsteres Bild, wenn die Ausbesserung beziehungsweise der Um- und Neubau von Sportstätten im Kreis nicht endlich in Angriff genommen wird. „Wir haben nach wie vor Talente und Nachwuchs, aber wenn es nicht mehr möglich ist, sie zu fördern, nur, weil es keine Sportanlagen in vernünftigem Zustand mehr gibt, dann werden diese Nachwuchsathleten entweder aufhören oder abwandern und unsere Vereine verlassen. Ich könnte es ihnen nicht einmal verdenken“, sagt der Kreisvorsitzende. Beispielhaft weist Hahn auf Mehrkampftalent Jonas Jäckel seines TV Oberstein hin. „Es ist beinahe ein Wunder, dass er noch bei uns trainiert und dass er bei diesen schlechten Bedingungen hier überhaupt konkurrenzfähig ist und Deutsche Meisterschaften einfahren kann .“
Noch 57 Starterinnen und Starter
Die Leichtathletik-Kreismeisterschaft richtete der TV Oberstein dann auf den Sportanlagen an der Realschule in Idar, wo eine Laufbahn ohne Kurve zur Verfügung steht, und für die technischen Disziplinen am Heinzenwies-Gymnasium aus. „Wir haben aus der Situation das Bestmögliche gemacht, weil wir für unsere jungen Akteure Wettkämpfe anbieten wollen. Das ist wichtig“, betont Hahn. Und doch machte sich die unmögliche Sportstättenlage bemerkbar. Obwohl die Kreismeisterschaften auch für Athleten aus anderen Kreisen offen waren, nahmen gerade einmal 57 Sportlerinnen und Sportler teil. „Jedes Mal gehen diese Zahlen zurück, und das hat definitiv mit der Situation im Kreis Birkenfeld zu tun“, stellt Hahn klar. Natürlich fielen einige klassische und beliebte Disziplinen wie Läufe über längere Strecken als hundert Meter oder über Hürden ins Wasser, weil keine 400-Meter-Bahn zur Verfügung stand.
Einige starke Leistungen gab es aber trotzdem zu bewundern. Felix Weber (U14) von der LG Idar-Oberstein stieß die Kugel zum Beispiel auf bemerkenswerte 9 Meter. Und sein Vereinskamerad Ben Gordner stellte in der U15 mit dem Diskus eine persönliche Bestleistung auf. Seine Scheibe flog auf 25,68 Meter. Glänzend waren auch die Vorstellungen von Amelie Fillmann (W12) und Mia Hertrich (W15), die jeweils 1,36 Meter hoch sprangen und so die größte Höhe aller Teilnehmerinnen erreichten.
Alle Kreismeister:
Diskuswurf: Männer: Niklas Hahn (TV Oberstein) 35,72 Meter. WU20: Antonia Weber (LG Idar-Oberstein) 28,29 Meter. MJU18: Niklas Müller (TV Oberstein) 20,27 Meter. WJU18: Neele Barth (TVO) 21,67 Meter. W15: Mia Hertrich (TVO) 20,38 Meter. M13: Felix Weber (LGIO) 25,68 Meter. M12: Devin Cazales (TVO) 17,47 Meter. W13: Laura Jungblut (TVO) 11,28 Meter. W12: Mina Johanna Schüßler (TVO) 10,46 Meter. M55: Achim Pontius (LG Idar-Oberstein) 29,51 Meter.
Weitsprung: WU20: Antonia Weber (LG Idar-Oberstein) 4,56 Meter. MJU18: Raphael Steeb (LAZ Birkenfeld) 5,05 Meter. WJU18: Nina Gerstenschläger (LG Idar-Oberstein) 4,26 Meter. W15: Mia Hertrich (TVO) 3,91 Meter. W14: Annick Steeb (LAZ Birkenfeld) 3,73 Meter. M13: Felix Weber (LGIO) 4,13 Meter. M12: Janne Schmidt (LAZ Birkenfeld) 4,40 Meter. W13: Lahya Simon (LGIO) 4,19 Meter. W12: Amelie Fillmann (TVO) 4,19 Meter. W30: Larissa Weschenfelder (TVO) 3,94 Meter. M11: Fritz Barth (TVO) 3,22 Meter. M10: Theo Klein (LG Idar-Oberstein) 3,27 Meter. W11: Leni Marie Hertrich (TVO) 3,57 Meter.
Kugelstoß: WU20: Antonia Weber (LGIO) 8,99 Meter. MJU18: Niklas Müller (TV Oberstein) 9,14 Meter. WJU18: Neele Barth (TV Oberstein) 8,67 Meter. W15: Mia Hertrich (TVO) 7,16 Meter. M13: Felix Weber (LGIO) 9,00 Meter. M12: Devin Cazales (TVO) 6,40 Meter. W13: Lahya Simon (LGIO) 6,28 Meter. W12: Amelie Fillmann (TVO) 5,81 Meter. M30: Björn Hahn (TVO) 10,92 Meter. W30: Larissa Weschenfelder (TVO) 8,30 Meter. W45: Mareike Barth (TV Oberstein) 5,52 Meter. M55: Achim Pontius (LG Idar-Oberstein) 10,78 Meter. M60: Uwe Brusius (SV Göttschied) 9,05 Meter. M80: Heinz Hofmann (LG Idar-Oberstein) 6,64 Meter.
Hochsprung: W15: Mia Hertrich (TV Oberstein) 1,36 Meter. M13: Ben Gordner (LG Idar-Oberstein) 1,32 Meter. M12: Devin Cazales (TVO) 1,12 Meter. W13: Lahya Simon (LG Idar-Oberstein) 1,12 Meter. W12: Amelie Fillmann (TVO) 1,36 Meter.
75 Meter: M13: Jonas Müller (TV Oberstein) 11,81 Sekunden. M12: Ole-Bennet Brusius (TV Oberstein) 12,08 Sekunden. W13: Laura Jungblut (TVO) 11,81 Sekunden. W12: Amelie Fillmann (TVO) 11,02 Sekunden.
50 Meter: M11: Fritz Barth (TVO) 9,16 Sekunden). M10: Theo Klein (LG Idar-Oberstein) 8,53 Sekunden. W11: Leni Marie Hertrich (TVO) 8,55 Sekunden).
Schlagballwurf: M11: Fritz Barth (TVO) 29,00 Meter. M10: Theo Klein (LG Idar-Oberstein) 29,00 Meter. W11: Leni Marie Hertrich (TV Oberstein) 24,50 Meter.