Filderstadt
Jonas Jäckel bucht mit sechs Kreisrekorden DM-Ticket: Eine bisherige Bestleistung stammt aus dem Jahr 1982
Über 110 Meter Hürden war in Filderstadt kein U-18-Athlet schneller als Jonas Jäckel. Mit seinen 14,50 Sekunden verbesserte er den 42 Jahre alten Kreisrekord, den Rolf Dreher vom SSVGH Idar-Oberstein hielt. 1982 war Dreher 14,65 Sekunden gelaufen. Foto: Norbert Jäckel
Norbert Jäckel

Filderstadt. Mit großartigen Leistungen hat sich Jonas Jäckel beim Internationalen Junioren-Mehrkampfmeeting in Filderstadt-Bernhausen als Vierter des U-18-Zehnkampfs nicht nur für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Der Leichtathlet des TV Oberstein überbot sogar die Norm für die Europameisterschaft, wird aber in der Slowakei nicht teilnehmen, weil es nur zwei Tickets für deutsche Athleten gibt. Gleich sechs Kreisrekorde verbesserte er zudem.

Mehr als 200 U20- und U18-Talente versammelten sich in Filderstadt, um sich die zwei Tickets für die U20-Weltmeisterschaften in Lima/Peru beziehungsweise die U18-Europameisterschaften in Banská Bystrica/Slowakei zu sichern.

Guter Start über 100 Meter

Für den TV 1848 Oberstein ging im 25-köpfigen Starterfeld der U18-Zehnkämpfer Jonas Jäckel bei seinem ersten Zehnkampf in dieser Saison an den Start. Sein Ziel war vorrangig die Normerfüllung für die Deutschen Meisterschaften (5800 Punkte) und die eigenen Leistungen bei einem Spitzenereignis mit hochkarätiger Konkurrenz abzurufen. Dem 17-jährigen TVO-Athleten war zum Wettkampfauftakt die Anspannung und Anfangsnervosität am Startblock zum Hundert-Meter-Sprint noch durchaus anzumerken. Mit der viertschnellsten Zeit von 11,30 Sekunden gelang ihm jedoch ein Einstieg nach Maß.

Im anschließenden Weitsprung hatten alle Athleten mit starkem Regen, dem Gegenwind und dem nassen Absprungbrett zu kämpfen. Jäckel konnten diese Bedingungen aber nicht bremsen. Mit 6,69 Metern und der zweitbesten Weite im Teilnehmerfeld überzeugte er auch in seiner Lieblingsdisziplin.

Im Kugelstoßen gelang ihm im zweiten Versuch ein hervorragender Stoß. Mit einer Weite von 14,36 Metern verbesserte er seine persönliche Bestmarke um einen Dreiviertelmeter.

Im Hochsprung musste Jäckel dann aber eine Enttäuschung einstecken. Der TVO-Sportler haderte mit dem Absprung. 1,77 Meter genügte seinen Ansprüchen nicht. Wie alle anderen Springer blieb er witterungsbedingt unter seinen persönlichen Möglichkeiten, konnte aber seinen vierten Platz in der Gesamtwertung halten.

Mutiger Lauf auf der Außenbahn

Den Abschluss des ersten Wettkampftages bildete der 400m-Lauf. Mit einem mutigen Lauf auf der ungünstigen Außenbahn verbesserte er seine persönliche Bestzeit um 0,85 Sekunden. 54,66 Sekunden wurden notiert. Insgesamt standen nun respektable 3501 Punkte zu Buche, und Jäckel lag auf Kurs für die DM-Qualifikationsnorm von 5800 Punkten. Im Zwischenranking belegte er den sechsten Platz von nunmehr 23 Teilnehmern. Zudem gelang es ihm damit, den bisher von Sebastian Fuhr (LG Idar-Oberstein) gehaltenen Kreisrekord im Fünfkampf aus dem Jahr 2009 um 120 Punkte zu verbessern.

Spannung versprach auch der zweite Tag. Hinter dem Hallenser Paul Günther (3875 Punkte) trennten die Zweit- bis Siebtplatzierten nur 70 Punkte, und die ausstehenden anspruchsvollen technischen Disziplinen hielten wie immer einige Tücken parat. Doch die größte Herausforderung stellte das Wetter dar. Den ganzen Tag über begleitete der wolkenverhangene Himmel mit Dauerregen und Windböen die Athleten.

Rekord aus 1982 verbessert

Jäckel startete seinen zweiten Wettkampftag aber mit einem Kracher. Mit einer exzellenten 110-Meter-Hürden-Bestzeit von 14,50 Sekunden sicherte er sich auf der nassen Tartanbahn den Sieg in dieser Teildisziplin und schob sich auf den dritten Rang in der Gesamtplatzierung. Zudem knackte er damit den zweiten Kreisrekord, der bis dahin von Rolf Dreher (SSVG Idar-Oberstein) aus dem Jahr 1982 mit 14,65 Sekunden gehalten wurde.

Mit der drittbesten Weite von 42,81 Metern konnte Jäckel anschließend im Diskuswurf seinen dritten Platz behaupten.

Auch der Stabhochsprung brachte noch keine Vorentscheidung. Mit übersprungenen vier Metern verteidigte Jäckel seinen dritten Platz und steigerte seine persönliche Bestleistung aus dem Vorjahr um 50 Zentimeter (Halle 3,80 Meter). Damit zog er im Kreis Birkenfeld mit Fabian Sömmer (TV Oberstein) gleich, der seit 2011 diesen Kreisrekord hält.

Glücksspiel Speerwurf

Der um 14 Uhr angesetzte Speerwurf entwickelte sich zum Glücksspiel. Während die erste Gruppe ihren Wettbewerb noch pünktlich beginnen konnte, musste die zweite Gruppe mit Jäckel warten, da die zweite Anlage aufgrund zeitlicher Verzögerungen nicht zur Verfügung stand. Bei heftigen Regenschauern konnte die erste Gruppe ihren Wettkampf noch beenden. Die zweite Gruppe musste unterdessen ohne hinreichende Informationen dicht gedrängt unter einem Sonnenschirm abwarten, bis die Anlage frei wurde. Erst nach einer Stunde Verspätung konnten die unterkühlten und durchnässten Athleten ihren Wettkampf aufnehmen.

Der inzwischen einsetzende Starkregen verhinderte im weiteren Verlauf eine reguläre Durchführung der Speerwurfdisziplin. Platzregen und böiger Gegenwind führten immer wieder zu Unterbrechungen, machte die Flugkurve des Speeres unberechenbar und sorgten für Kopfschütteln bei den Athleten und Trainern. Erst um 16 Uhr beendete die zweite Gruppe ihren Durchgang. Mit 44,88 Meter blieb Jäckel einige Metern hinter seinen Erwartungen, trotzdem war er sechstbester Werfer, rutschte jedoch auf Platz vier in der Gesamtwertung ab.

Nach einer kurzen Erholungsphase für die zweite Werfergruppe ging es zum abschließenden 1500-Meter-Lauf. Jetzt galt es, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um den vierten Platz zu verteidigen und den Zehnkampf sicher zu beenden. In einer Zeit von 5:14,04 Minuten erreichte Jäckel das Ziel und verbesserte seine eigene Bestleistung um sechs Sekunden.

Belohnt wurde der Athlet des TV 1848 Oberstein mit insgesamt überragenden 6746 Punkten, die eine persönliche Bestleistung bedeuten. Damit lag er 146 Punkte über der EM-Norm und belegte den vierten Platz in der Gesamtwertung. Erster wurde der favorisierte Halbzeitführende Paul Günther vom SV Halle (7261 Punkte) vor Anton Steffen (LAV Rostock) mit 7229 Punkten. Sie werden Deutschland bei der EM in der Slowakei vertreten. Dritter wurde der deutsche Hallenmeister Johannes Böcher vom USC Mainz (6969 Punkte). Wie stark der Zehnkampf-Nachwuchs ist, zeigt sich daran, dass gleich sieben Athleten der männlichen U18 die 6600 Punkte überboten, die als Norm für die U18-EM in der Slowakei gefordert sind.

Stolze Trainerin und Mutter

Jonas' Mutter und Trainerin Silke Jäckel-Kleiner sagte: „Unsere Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Angereist sind wir, um uns für die Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf in Hannover zu qualifizieren und uns gut zu präsentieren. Dass Jonas bereits nach neun Disziplinen die DM-Norm gesichert hat und mit sieben Bestleistungen in den Einzeldisziplinen, im Fünfkampf und Zehnkampf sogar die EM-Norm erfüllen konnte, ist überragend.“ Sie fügte hinzu: „Der vierte Platz in diesem starken Teilnehmerfeld und bei diesen Wetterbedingungen macht mich absolut glücklich und stolz.“

Abgerundet wurde der überragende Auftritt Jäckels von der Tatsache, dass er außer den genannten Kreisrekorden auch noch seine eigenen Kreis-Bestleistungen im Dreikampf, Vierkampf und Zehnkampf übertraf. Im Dreikampf schraubte er den Rekord von 2114 auf 2286 Punkte, im Vierkampf von 2767 Zählern auf 2888 Zähler, und im Zehnkampf stehen nun 6746 statt 6288 Punkte in der Rekordliste. sjk/sn

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