Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) und der deutsche Rekordler über 21,1 Kilometer (1:00:09 Stunden) und 42,195 Kilometer (2:06:27 Stunden), Amanal Petros vom TV Wattenscheid, sind zwei der EM-Helden von München, mit denen Beinlich auf dem Trierer Hauptmarkt an der Startlinie stehen wird.
„Auch Berlin-Marathon wäre gegangen, aber das war unrealistisch. Bei uns in der Firma ging es in diesem Sommer extrem ab. Da war ich ganz im Firmenmodus.“
Moritz Beinlich
Beinlich trifft also auf die nationale Marathon-Spitze, zu dessen erweiterten Kreis sich der 26-Jährige auch zählen darf. Im April feierte er bei den Deutschen Meisterschaften als Sechstplatzierter mit 2:16:24 Stunden ein glänzendes Debüt über die klassische Distanz. Nach seinem tollen Debüt sei er oft gefragt worden, weshalb er seine Marathonkarriere nach diesem traumhaften Start nicht mit einem Rennen im Herbst weitergetrieben habe.
Der deutsche Manager-Guru Christoph Kopp attestierte dem Deutschen Halbmarathon-Meister von 2019, dass er mit seiner Premierenzeit überall einen Startplatz bekommen würde. „Auch Berlin-Marathon wäre gegangen“, verrät Beinlich, „aber das war unrealistisch. Bei uns in der Firma ging es in diesem Sommer extrem ab. Da war ich ganz im Firmenmodus.“
Aufs Rad statt Marathontraining
Seit April stand sein Job im elterlichen Betrieb für landwirtschaftliche Bewässerungstechnik in Ulmen im Fokus. Ein Marathontraining wäre nicht so realisierbar gewesen, wie im Winter. Statt dessen setzte er an den langen Sommertagen auf den Radsport. Ein Widerspruch? Beinlich sagt nein, auch wenn das Rennradtraining noch zeitintensiver ist als das für einen Marathon. „Gerade abends nach der Arbeit sind lange, lockere Touren gut möglich. Für eine harte Laufeinheit sind die Beine dann aber oft zu müde“, erklärt er.
Freizeitathleten, aber Leistungssportler
Schon im vergangenen Sommer nahm Beinlich an verschiedenen Jedermannrennen teil. Beim Mehrtagesrennen im Schwarzwald überzeugte Beinlich als Gewinner der Bergwertung und als Zwölfter der Schlussetappe. Daraufhin sprach ihn der Riderman-Gesamtvierte Moritz Palm an. „Er hat mich gefragt, ob ich mir grundsätzlich vorstellen könne, wie er beim Team Strassacker zu fahren. Das war perfektes Timing“, erzählt Beinlich.
Vielleicht wäre es für den Kaisersescher auch möglich, über ein Amateurteam den Sprung zu den Profis zu schaffen. Diesen Weg schlägt Beinlich aber bewusst nicht ein. „Bei Strassacker sind alles Freizeitathleten, aber Leistungssportler im Kopf, die den Sport aber als Hobby neben Arbeit oder Studium ausüben“, erklärt er. Das deckt sich mit seinem Lebensplan. Bekanntlich kehrte Beinlich nach dem Studium und einigen Jahren bei der LG Telis Finanz Regensburg zu Corona-Beginn nach Kaisersesch zurück, um in den elterlichen Betrieb einzusteigen.
Im Februar geht es nach Frankreich
Bevor es ab Februar aber ganz aufs Rad und in ein Trainingslager in Südfrankreich geht, lief Beinlich in den vergangenen Wochen ausschließlich. Auf etwa 100 Kilometer wöchentlich kam der 26-Jährige. Um mit dem Marathon-Europameister Ringer oder dem Gerolsteiner EM-Neunten über 10.000 Meter, Samuel Fitwi, dran zu bleiben, wird es aber voraussichtlich nicht reichen. „Ich weiß, dass ich keinen 2:50er-Schnitt laufen kann. Aber ein Dreier-Schnitt könnte klappen. Ich freue mich und will Spaß haben“, sagt Beinlich.