Leichtathletik: Diezerin läuft bei Olympia über 3000-Meter-Hindernis persönliche Bestleistung - Hundertstelsekunde fehlt
Beim 3000-Meter-Hindernislauf: Diezerin Olivia Gürth verpasst Olympia-Finale nur um Haaresbreite
Paris 2024 - Leichtathletik
Olivia Gürth in Aktion: Die Diezerin, die für den Verein Silvesterlauf Trier startet, hat bei den Spielen in Paris im 3000-Meter-Hindernislauf das Finale knapp verpasst.
Michael Kappeler. dpa

Olivia Gürth hat den Einzug in das Olympiafinale über 3000 Meter Hindernis in einem dramatischen Endspurt verpasst. Nach Auswertung des Zielfotos verpasste die Diezerin den Endlauf um eine Hundertstelsekunde.

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Ein Meter vor der Ziellinie fühlte sich die 22-Jährige schon etwas zu sicher, setzte zum Jubeln an. Aber innen huschte die Britin Elizabeth Bird durch. Bei den olympischen Spielen in Paris große Erlebnisse aufsaugen und nach intensiver Vorbereitung inklusive Höhentrainingslager in Livigno so gut wie möglich abschneiden, vielleicht noch eine persönliche Bestleistung aufstellen – Olivia Gürth hatte bei ihrem 3000-Meter-Hindernis-Einsatz im Stade de France nichts zu verlieren.

Am Sonntagvormittag gegen 10.30 Uhr hockte sie dann aber doch mit zunächst gebanntem und dann enttäuschtem Blick auf der Laufbahn in St. Denis. Die Hoffnung, die sie noch hatte, als die Halbfinal-Teilnehmerinnen mit dem Blick in Richtung Anzeigetafel auf die dort aufleuchtenden Zeiten und noch mehr die Platzierungsreihenfolge warteten, ging in eine betrübte Miene über. Trotz des schnellsten Laufes ihrer Karriere (9:16,47 Minuten), trotz der starken Vorstellung über die siebeneinhalb Stadionrunden.

Ein permanenter Lernprozess

Der Weg in die Weltspitze, an die die 22-Jährige anklopft, ist mit einem permanenten Lernprozess verbunden. In Paris durchlief Olivia Gürth, wenngleich sie ihren Hausrekord um dreieinhalb Sekunden pulverisierte, die nächste Lektion. Ein Schritt zu früh fühlte sich die Läuferin vom Verein Silvesterlauf Trier zu sicher. Als sie, Elizabeth Bird aus Großbritannien und die für Kasachstan startende gebürtige Kenianerin Norah Jeruto, die erst kurz vor den Spielen vom Verdacht des Blutdopings freigesprochen worden war, Seite an Seite auf die Ziellinie zustürmten. Wie eine Ziehharmonika schob sich dieses Trio immer näher zusammen, Gürth lag drei Meter vor dem Ziel noch auf Position fünf, was für den Finaltraum gereicht hätte, aber dabei verlor sie ein wenig die Übersicht, hob die Arme an, als wollte sie sich über den Endlaufeinzug freuen, zog die letzten Schritte nicht mehr konsequent durch – das wurde Gürth zum Verhängnis.

Bird, die EM-Dritte von München 2022 und Rom von vor wenigen Wochen, schlüpfte auf der Innenbahn an der deutschen Meisterin vorbei. Am Ende lagen Bird, Jeruto und Gürth in dieser Reihenfolge durch nur eine Hundertstelsekunde voneinander getrennt auf den Positionen vier, fünf und sechs. Das Zielfoto brachte die Gewissheit, dass die Diezerin den Endlauf am Dienstagabend ab 21.14 Uhr verpasst hat. „Vom letzten Balken sprintet jeder bis zur Ziellinie. Dann ist man so im Sprintschmerz, dass man nicht mehr mitbekommt, was links und rechts passiert“, erklärte Gürth ihr „Missgeschick“ gegenüber dem Portal leichtathletik.de.

Gürth gibt sich kämpferisch

Im schnellen Vorlauf, den die für Bahrain startende amtierende Weltmeisterin Winfred Yavi für sich entschied, lief die jüngste der drei Vertreterinnen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes stets aufmerksam in der Spitzengruppe und fiel mit guter Hindernistechnik auf. Als in der letzten Runde die Kanadierin Ceili McCabe das Tempo nicht mehr mitgehen konnte, blieben sechs Läuferinnen übrig, die um die fünf Finalplätze kämpften. Gürth rutschte am letzten Wassergraben leicht ab, kam aber direkt wieder in Tritt. Der Verlauf der restlichen 100 Meter ist bekannt.

Gürths Trierer Vereinskameradin Gesa Krause, die sich im Endspurt des ersten Halbfinals auf den dritten Platz verbesserte (9:10,68 Minuten), und Lea Meyer mit einer souveränen Leistung und persönlicher Bestleistung (9:14,85) hingegen dürfen einem zweiten Einsatz im Stade de France entgegenfiebern. Nach der ersten Enttäuschung zeigte sich Olivia Gürth schon wieder kämpferisch: „Ich kann jetzt offiziell sagen, dass ich Olympionikin bin. In Los Angeles wird wieder angegriffen. Vier Jahre sind eine lange Zeit, bis dahin stehen noch einige Zwischenstationen an.“

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