Historischer Triumph
Kegeln: TuS Kirchberg steigt in die 1. Bundesliga auf
Die Sportkegler des TuS Kirchberg sind zum ersten Mal in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Den historischen Triumph schafften (von links) Torsten Klingels, Matthias Bender, Lukas Martin, Markus Adams, Andreas Martin, Falko Stockter und Ferdinand Fuchss.
Michael Bongard

„Nie mehr 2. Liga“ hallte es am Samstagabend durch die „Katakomben“ des Kirchberger Hofs. Die Sportkegler des TuS Kirchbergs haben auf ihrer heimischen Bahn erstmals den Aufstieg in die Bundesliga gefeiert.

Kirchberg. Der Hunsrück hat einen Erstligisten – und zwar im Sportkegeln: Der TuS Kirchberg hat die Aufstiegsrunde der 2. Bundesliga Süd als Meister abgeschlossen und steigt erstmals in die 1. Bundesliga auf. Ein historischer Triumph.

Die Ausgangslage vor dem vierten und letzten Spieltag der vierköpfigen Meisterrunde in der 2. Bundesliga Süd war klar: Der KSV Stromberg (am Ende Dritter) und der ESV Saarbrücken (am Ende Vierter) hatten beim finalen Spieltag auf den Bahnen des Kirchberger Hofs keine Chance mehr auf den Titel, es ging zwischen dem TuS Kirchberg und dem SKC Waldbrunn-Hadamar um Platz eins. Punktgleich gingen beide in den letzten Spieltag. Sechs Blöcke, also sechs Spieler pro Team, jeder 120 Wurf – wer am Ende mehr Holz hat, ist Meister.

Falko Stockter kam im zweiten Block auf 876 Holz, von allen 24 Keglern am letzten Spieltag der Meisterrunde war das das fünftbeste Einzelergebnis. Sein Teamkollege und Senioren-Weltmeister Markus Adams legte mit 906 Holz die Tagesbestzahl hin.
B&P Schmitt

Die Kirchberger, Erster nach der regulären Runde, waren aufgrund des Heimvorteils klar favorisiert. Doch Nervosität machte sich schnell breit. Kirchbergs Ass Ferdinand Fuchss begann und blieb mit 861 Holz hinter den Erwartungen. „Das war kein normaler Tag, so nervös war ich noch nie“, sagte Fuchss. Im zweiten Block machte es Falko Stockter mit 876 Holz besser, ehe auch Torsten Klingels mit 798 Holz etwas hinter seiner Bestleistung blieb.

Nach drei von sechs Blöcken machte sich zur Halbzeit des Sechs-Stunden-Marathons (ein Block dauert rund eine Stunde) Ernüchterung beim TuS breit, denn die hessische Konkurrenz von Waldbrunn-Hadamar lag mit 87 Holz vorne. „Ich wusste, dass die uns alles abverlangen werden, vor allem in den ersten Blöcken“, sagte TuS-Mannschaftsführer Matthias Bender: „Aber wir wussten, dass wir auch noch zwei dicke Bretter hatten.“ Die erste Glanzleistung lieferte Senioren-Weltmeister Markus Adams im vierten Block, seine 906 Holz waren Tagesbestleistung. Adams riss das Ruder herum – und Bender legte im fünften Block richtig nach, 901 Holz waren die drittbeste Marke aller 24 Kegler im Kirchberger Hof. Die beiden Akteure von Waldbrunn-Hadamar kamen der Schlagzahl von Adams und Bender nicht nach. Mit 95 Holz Vorsprung ging Kirchberg in den letzten Block.

TuS-Senior Andreas Martin brachte das Ding nach Hause: Seine 790 Holz im letzten Block reichten für den erstmaligen Aufstieg des TuS Kirchberg in die 1. Bundesliga.
B&P Schmitt

„Markus hat das Ruder rumgerissen und Matthias hat seine Zahlen, die er hier immer wirft, bestätigt. Ich musste das Ding nur nach Hause bringen“, sagte Andreas Martin, mit 59 Jahren der Senior im TuS-Team. Nach der Hälfte seiner 120 Würfe hatte Martin im letzten Block aber nur noch 57 Holz Vorsprung auf seinen hessischen Widersacher Stefan Dietershagen. Waldbrunn-Hadamar witterte Morgenluft. „Andreas, bring das Ding nach Hause“, rief einer der 30 stimmgewaltigen Kirchberger Fans, die jeden Abräumer (Alle Neune) ihrer Akteure feierten. Und Martin brachte das Ding nach Hause, seine 790 Holz reichten, weil Dietershagen mit 813 Holz nur etwas besser war. Mit 68 Holz Vorsprung auf Waldbrunn-Hadamar (insgesamt 5060 Holz) hatte Kirchberg (5128 Holz) sein Heimspiel gewonnen – und damit erstmals die Meisterschaft in der 2. Liga.

„Wir haben zwei, drei Jahre darauf hingearbeitet, jetzt haben wir es geschafft“, sagte Martin, der seit 48 Jahren Sportkegler ist und davon 42 Jahre beim TuS gespielt hat: „Jetzt freuen wir uns auf das Jahr Bundesliga mit neuen Erfahrungen und neuen Bahnen. Jetzt geht es gegen Weltmeister und mehrfache Deutsche Meister.“ Der Kegelsport Sektion Schere ist ein „westdeutsches Phänomen“. Fast alle Klubs kommen aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Die künftigen Kirchberger Gegner heißen Heiligenhaus, Oberthal, Düsseldorf, Hüttersdorf, Gilzem, Trier, Kamp-Lintfort und (fast ganz in der Nähe) Münstermaifeld.

Jubel mit Anhang: Der TuS Kirchberg nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Michael Bongard

„Wir werden in der Bundesliga Lehrgeld bezahlen, aber wir nehmen das Abenteuer gerne mit“, sagt Fuchss. Neuzugänge sind nicht in Sicht. Der Markt ist begrenzt. „Kegeln stirbt immer weiter aus“, weiß Fuchss: „Wir sind der einzige Verein im Hunsrück, früher gab es noch Laubach, Simmern oder Rheinböllen. Die Spieler werden immer älter, Nachwuchs ist nicht da.“ Die düstere Zukunftsprognose tat dem Jubel im Kirchberger Hof über den erstmaligen Aufstieg in die 1. Liga aber keinen Abbruch.

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