Wer an die heimische Hockey-Legende Michael Knauth denkt, hat ein Bild sofort vor Augen: Der Olympiasieg 1992 in Barcelona mit Knauth als Stammkeeper bleibt unvergessen. Der Wahl-Fachinger und langjährige Bundesligastar des Limburger Hockey-Clubs (LHC) galt zu seinen Glanzzeiten als bester Hockeytorwart der Welt. Am Dienstag feiert er seinen 60. Geburtstag.
„Eigentlich illusorisch. Ich war damals zu klein, zu dick und zu faul.“
Michael Knauth
Vom Hockey-Olympiasieg träumte er in seiner niedersächsischen Heimatstadt Wolfsburg bereits mit sieben Jahren, als er mit seinen Großeltern auf dem extra dafür gekauften Farbfernseher die Olympischen Spiele aus München verfolgte. Dort wurden die deutschen Herren 1972 das erste Mal Olympiasieger. Knauth begann, sich vorzustellen, wie es wäre selbst bei Olympia ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.
„Eigentlich illusorisch. Ich war damals zu klein, zu dick und zu faul“, meint er. Doch er machte sich trotzdem auf dem Weg und meldete sich beim VfL Wolfsburg an. Dort wurde er ins Tor gestellt. Und da hatte er mit seinen starken Reflexen enormes Talent und schaffte es zum Bundesligisten Braunschweiger THC. Aus dem Norden mit 23 Jahren nach Limburg zu wechseln, machte für ihn Sinn, weil eben Bundestrainer Paul Lissek auch LHC-Vereinstrainer war und mit Eigengewächsen sowie weiteren Zugereisten wie Alex Schütt und Chris Gerber nach der Schmidt-Opper-Generation ein neues Bundesligaspitzenteam aufbaute.
Paul Lissek als großer Förderer
Knauths Braunschweiger Trainer und Junioren-Bundestrainer Günter Köppen war ein enger Vertrauter Lisseks und pries Knauth bei ihm als kommenden deutschen Top-Keeper an. Der Juniorenwelt- und -europameister fand in Lissek einen großen Förderer und väterlichen Freund, der ihn im Nationalteam zum Stammtorhüter machte. Was Knauth half, an den Etablierten vorbei Deutschlands Nummer eins zu werden, war auch seine selbst entwickelte Schaumstoff-Torhüterausrüstung, die ihn sehr beweglich machte. Zusammen gewannen Lissek und Knauth die Europameisterschaft, die Champions Trophy und als Krönung 1992 auch mit dem Elzer Stefan Saliger sowie dem Diezer Physiotherapeuten Uli Becker olympisches Gold. Dafür erhielt das Team auch das Silberne Lorbeerblatt.
Zu den Stunden vor dem Finale sagt Knauth: „Ich stand kurz vor der Erfüllung meines Traumes und vor vollem Stadion unter einem enormen Druck.“ Er habe sich dann eingeredet, dass das hier ein ganz normales Spiel sei und er einfach auf seine Reaktionen vertrauen müsse. Um die Anspannung rauszulassen, habe er dann auf dem Feld nach jedem abgewehrten Ball gejubelt. Das Finale gegen Australien endete knapp wie aber auch verdient mit 2:1.
72 Länderspiele und internationale Erfolge
Bereits im Halbfinale gegen Pakistan hatte Knauth durch seine Paraden dafür gesorgt, dass Deutschland nach Verlängerung Pakistan 2:1 bezwang. Gefeiert wurde nach dem Gold-Gewinn die ganze Nacht durch, zunächst im Deutschen Haus, dann in einer Disco und zuletzt im Olympischen Dorf. Auch einen Autokorso durch Limburg gab es später und eine rauschende Feier im LHC-Clubhaus. Nach einer Pause kehrte der damalige Diezer Knauth 1996 als Ersatztorwart noch einmal in den deutschen Olympia-Kader zurück und belegte in Atlanta den vierten Platz.
Insgesamt bestritt Michael Knauth in seiner Karriere 72 Länderspiele. Die größten Erfolge mit dem LHC waren der Gewinn der deutschen Hallenmeisterschaft 1990 und 1991 sowie der Europapokalsieg der Landesmeister 1992 im französischen Amiens. Michael Knauth ist seinem Wahlverein Limburg als Jugendtrainer und Spieler des Seniorenteams „Säcker“ bis heute treu geblieben. Vorübergehend war der Olympiasieger auch mal Vorsitzender des Hockey-Clubs. Heute gibt er seine Erfahrungen als Spitzensportler und Schaumstoff-Unternehmer in Seminaren, Vorträgen und Coachings an Interessierte weiter. Als Gastcoach in Hockey-Camps kann er seine Erfahrungen als früherer Nationalspieler direkt an Sporttalente weitergeben.