„Diese Entwicklung ist vielen neuen Gesichtern geschuldet, die Verantwortung übernommen haben. Mitglieder, die sehr pragmatisch und zielorientiert unterwegs und mit ganz viel Herzblut dabei sind. In dieser Konstellation macht die Vorstandsarbeit wieder sehr großen Spaß. Ich persönlich habe ein richtig gutes Gefühl für die nächsten Jahre“, sagt Markus Rothländer. Er bildet die Klammer zwischen den beiden Zeitrechnungen des KHC. Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Stefan Tullius hatte er den damaligen Appell verfasst. Nun bildet er gemeinsam mit Arno Wiemers (Geschäftsbereich Verwaltung und damit Nachfolger von Tullius) und Alex Jacob (Geschäftsbereich Sportentwicklung) den dreiköpfigen Vorstand, in dem sich Rothländer um die Finanzen kümmert. „Die Stimmung im gesamten Verein ist sehr gut. Alle freuen sich darauf, dass es bald wieder richtig losgeht“, hat Jacob festgestellt.
Neue Köpfe sind auch Tobias Kroll, der sich als Nachfolger von Steffi Baumann-Zerfaß um die Sport-Organisation kümmert, Dorothee Kroll als neue Pressesprecherin, Denise Töter-Gruber, die als Webmasterin die Homepage modernisiert hat, und Markus Hippchen. So ganz neu ist Hippchen natürlich nicht beim KHC, schließlich steht er für die erfolgreichste Phase der vergangenen Jahre, als er als Trainer die Männer in die Zweite Hallenhockey-Bundesliga geführt hat. Hippchen ist eng mit Jacob befreundet und konnte von diesem motiviert werden, sich wieder stärker einzubringen. „Markus möchte keine Mannschaft mehr trainieren, aber er wird unsere Trainer coachen. Plan ist, dass er sich jede Woche ein Training anschaut, es analysiert und anschließend dem Trainer erklärt, was er besser machen kann“, berichtet Jacob von den Plänen, die umgesetzt werden sollen, wenn nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen wieder Übungseinheiten erlaubt sein werden. Hippchen wird Jacob aber auch beim Erstellen von Trainingskonzepten und -plänen behilflich sein und somit auch seinen Sohn Maurice Hippchen unterstützen, der als Kotrainer der Männer fungiert.
Jacob fühlt sich für den gesamten sportlichen Bereich verantwortlich. So plant er bei den Kleinsten die Einführung einer Ballschule, bei der die Kinder in Sachen Motorik, Koordination und Ballgefühl über alle Sportarten hinweg ausgebildet werden und erste Erfolgserlebnisse vermittelt bekommen sollen. „Es ist unser Anspruch, in allen Altersklassen ein Team zu melden und darüber hinaus jeweils unter den besten drei Mannschaften in den Oberligen des Verbandes Rheinland-Pfalz/Saar zu landen“, formuliert Rothländer den Anspruch des KHC an seine Talente. „Auf dieser Nachwuchsarbeit wird mein Fokus liegen“, verspricht Jacob, der als hockeyverrückt gilt und am liebsten rund um die Uhr im Salinental zum Schläger greifen würde.
Jacob bleibt aber neben dem Jugendengagement Trainer des KHC-Flaggschiffs, der Männermannschaft, und gerät ins Schwärmen, wenn er an die Kameradschaft des Teams in den vergangenen Monaten denkt. „Einige Spieler hatten aufgrund ihrer Qualität Angebote von Bundesligisten, aber die haben sie alle abgelehnt, weil wir zusammen etwas erreichen wollen. Wir haben damit auch deutlich gemacht, dass bei uns keine Spieler zu fischen sind“, sagt Jacob und lehnt sich bewusst weit aus dem Fenster, wenn er sagt: „Mit den Männern kehren wir in die Regionalliga zurück. Und ich sage diesen Satz nicht im Konjunktiv, sondern bin absolut davon überzeugt, dass wir das schaffen werden. Das ist für mich ein Fakt.“ Die Abwerbungsversuche von Bundesligisten kamen im KHC-Lager übrigens gar nicht gut an. „Da hat es Telefonate meinerseits gegeben, weil ich es nicht richtig finde, dass Spieler von anderen Vereinen mit dem Hinweis gelockt werden, dass bei ihnen aufgrund des Bundesligastandorts trainiert werden darf und in Bad Kreuznach nicht. So wird der Hockeysport in der Fläche kaputt gemacht“, schimpft Rothländer.
Auch bei den Frauen des KHC deutet die Leistungskurve deutlich nach oben. In diesem Frühjahr rücken zahlreiche von der Ex-Nationalspielerin Nici Schleider erstklassig ausgebildete Nachwuchsspielerinnen in den Frauenkader auf, der nun über 28 Spielerinnen verfügt und einen Aufschwung erhoffen lässt. Offen ist dort allerdings noch die Trainerfrage. Jan Dieterle erhält viel Lob für seine Arbeit. Allerdings wohnt er in Karlsruhe und kann deshalb nur unregelmäßig in Bad Kreuznach sein. Maya Eberts und Kim Zimmermann werden ihn so gut und so oft wie möglich vertreten. „Es laufen Gespräche mit Jan, wie er mehr Zeit investieren kann. Das ist derzeit nicht optimal gelöst, wir haben das im Auge, arbeiten an einer guten Lösung“, sagt Wiemers.
Noch einmal zurück zur Entwicklung des KHC in den vergangenen zwei Jahren: Sich neu zu sortieren und das Vereinsleben zu reaktivieren, war auch dem Zustand geschuldet, dass Gespräche mit dem Nachbarn VfL versandet sind. „Es wird immer ein Thema bleiben, in einer Stadt wie Bad Kreuznach nur einen Hockeyverein zu haben, aber die Gespräche in diese Richtung haben sich schwierig gestaltet, und in der aktuellen Konstellation beim VfL haben wir keine Basis für eine Fusionsentwicklung gesehen“, analysiert Rothländer und nennt als einen Grund dafür, dass der VfL lediglich eine Integration der KHC-Mitglieder in den VfL als Gesprächsgrundlage gesehen hat. „Dadurch haben wir als KHC entschieden, uns neu aufzustellen, alte und neue Kräfte zusammenzubringen und wieder zu einer richtigen sportlichen Größe in der Stadt Bad Kreuznach zu werden“, sagt Rothländer.
Sogar die Spielgemeinschaften der beiden Klubs im Nachwuchsbereich, die Wiemers generell als eine Belebung und gute Lösung im Sinne der Kinder bewertet, stehen auf der Kippe. Bis Montag müssen für die Feldrunde die Teams gemeldet werden, und noch gibt es einige Fragezeichen. „Wir als KHC sind weiter offen dafür, haben die Entscheidung aber den jeweiligen Eltern, Trainern und auch den Kindern der einzelnen Teams überlassen. Sie müssen das ja schließlich im Alltag leben“, sagt Rothländer. Das Team der Knaben A hat sich bereits in einer Abstimmung gegen eine Spielgemeinschaft ausgesprochen und wird als KHC antreten. Nicht gut kam beim Thema Spielgemeinschaften beim KHC an, dass der VfL lediglich bei den Jungs bereit war für eine SG und bei den Mädchen, bei denen er über genug starke Spielerinnen verfügt, auf Eigenständigkeit gepocht hat. „Es ist nicht zielführend, nur dort auf eine SG zu setzen, wo Not besteht, und dort, wo es gut läuft, darauf zu verzichten. In einer solchen Zusammenarbeit sollten beide Seiten betrachtet werden“, sagt Rothländer.
Ganz wichtig ist ihm beim Entwicklungsprozess seines Vereins, dass kein Entscheidungsträger der alten Riege sich komplett verabschiedet hat. Tullius, Steffi Baumann-Zerfaß und auch Stephan Rothländer, der sich beruflich neu orientiert, den Posten des Vereinsmanagers aufgegeben und viele sportliche Bereiche an Jacob abgetreten hat, gehören dem Verein seit mehr als 25 Jahren an und wollen sich auch in Zukunft in beratender Funktion einbringen, Stephan Rothländer beispielsweise als Jugendbeauftragter für den männlichen Bereich. „Fast alle Vorstandsposten haben neue, modernere Namen bekommen. Das ist auch ein Ergebnis einer Beratung durch den Sportbund Rheinland, der uns geholfen hat, uns neu aufzustellen“, sagt Markus Rothländer, der zudem in Sachen Finanzen Entwarnung gibt: „Wir haben keine großen Einbußen oder Einschränkungen, auch weil wir keine Sportanlage unterhalten müssen. Aber wir leben von den Mitgliedsbeiträgen und dürfen deshalb keine Mitglieder verlieren. Aber bisher honorieren die, dass wir über Jahre gute Arbeit geleistet haben.“
Wie viele andere Vereine treibt die KHCler natürlich die Frage um, wann sie wieder zum Schläger greifen können. Der Hockeyverband hat die Hallenrunde komplett ausgesetzt, die Feldrunde soll in abgespeckter Form ausgetragen werden. Doch ab wann? Der KHC bietet wie viele andere Vereine derzeit virtuelle Einheiten via Zoom an. „Da ist aber eine Ermüdung festzustellen, deshalb setzen wir darauf, möglichst schnell wieder das Salinental zu bevölkern“, erklärt Rothländer, der durchaus Probleme dabei sieht, Kinder, die zuletzt viel Zeit zu Hause verbracht haben, wieder zum Sport und zum Hockey zu bringen. „Die Kinder müssen aber wieder raus, die Kinder brauchen ein soziales Umfeld, und wir als Sportverein haben die Verpflichtung dazu, ein Angebot zu unterbreiten“, sieht Rothländer seinen Klub am Zug. Die ersten Camps sind mal vorsichtig für Pfingsten geplant, davor dürfte wenig gehen. Für die KHCler ist vor allem wichtig, den Sportlern wieder eine Perspektive zu geben. „Die Menschen wollen sich schnellstmöglich wieder bewegen. Und das Salinental ist die schönste Sportstätte in Bad Kreuznach. Wir möchten allen die Möglichkeit geben, sich bei uns sportlich zu betätigen“, erklärt Jacob.