Dreimal in Folge hatte die HSG Kastellaun/Simmern beim Final-Four-Endturnier um den Rheinlandpokal der Handballer gegen den HV Vallendar den Kürzeren gezogen. In Wittlich sollte es diesmal nicht zu diesem Dauerduell kommen. Das stand bereits fest, bevor die Hunsrücker die Platte zum Halbfinale betraten.
Der seit der Saison 2020/21 im Pokal ungeschlagene HVV hatte sein Vorschlussrundenspiel gegen Gastgeber HSG Wittlich mit 18:21 verloren – es war an der Zeit für einen neuen Titelträger. Dass die Eifeler am Ende den Pokal behielten, war angesichts der Klassenzugehörigkeit auf den ersten Blick vielleicht etwas überraschend, bezüglich der aufgebotenen Kader hingegen nicht unbedingt.

Der im Finale mit 35:30 (16:16) gegen Kastellaun/Simmern siegreiche Oberliga-Vizemeister hatte alles dabei, was Rang und Namen hat: die starken Torhüter Alexander Schenk und Björn Boinski genauso wie Torjäger Kai Lißmann und Nojus Koenen. „Bei uns hingegen war aus der Stammformation niemand dabei“, stellte Kastellauns Max Grethen, der diesmal als Co-Trainer fungierte, fest.
„Wittlich wollte den Sieg etwas mehr.“
Kastellauns Max Grethen
Die Mischung aus erster und zweiter Mannschaft hatte im Halbfinale gegen die HSG Westerwald wenig Mühe (29:19) – wenngleich der krasse Außenseiter im zweiten Durchgang nach einem 10:16-Rückstand bis auf drei Treffer verkürzte – und lag im Endspiel 35 Minuten lang auf Augenhöhe mit Wittlich. Dass der spätere Pokalsieger dann davonzog, machte Grethen an drei Punkten fest: „Bei uns hat man gemerkt, dass wir in dieser Besetzung wenig eingespielt waren. Und irgendwie parieren alle Torhüter gegen uns weltklasse. Außerdem wollte Wittlich den Sieg etwas mehr.“
Zehn Tore hatte Kai Lißmann, 2024 noch Pokalsieger mit Vallendar, nach 45 Final-Minuten erzielt. Dann sah er beim Stand von 25:21 für Wittlich Rot. Kastellaun hoffte, vergab aber auch danach weiterhin zu viele Chancen. Der überragende Yannik Mühlbauer mit 13 Toren im Endspiel reichte nicht aus, weil bei den Gastgebern nun ohne Lißmann andere in die Bresche sprangen. „Drei Spiele noch“, blickte Grethen voraus auf das Saisonfinale in der Regionalliga, „dann haben wir es mit unseren vielen Verletzungen überstanden. Jetzt wollen wir noch gut durchkommen.“

Der HV Vallendar wird in den ausstehenden Punktspielen wieder mit vielen anderen Gesichtern als in Wittlich auflaufen. Trainer Veit Waldgenbach fehlte genauso wie seine Söhne Torben und Jan, Kalani Schmidt, Christian Schröder und weitere. „Wir waren uns früh im Klaren darüber, dass wir mit vielen Spielern aus der zweiten Mannschaft antreten. Das ist eine Konsequenz aus den Verletzungen, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat“, erklärte Aushilfstrainer Moritz Gutfrucht.
Vallendar mit der zweiten Garnitur
Aus dem Vallendarer Regionalligateam streiften lediglich die das Trikot über, die ausgesprochen Lust auf das Final Four hatten. Ömer Acar, Melvin Wheaton, Gabriel Ramaj und Nils Lorenz besaßen die Motivation, wobei Wheaton und Ramaj im Rückraum anstatt wie gewohnt als Flügelflitzer zum Einsatz kamen. Der etatmäßige Torhüter Lorenz durfte sich im kleinen Finale gegen die HSG Westerwald (26:13) auf Linksaußen und als Siebenmeterschütze probieren. Immerhin nahm Gutfrucht aus dem Halbfinale gegen Wittlich eine für ihn positive Erkenntnis mit: „Wir werden mit unserer Reserve in der nächsten Saison in der Oberliga gegen Wittlich spielen und haben heute gesehen, dass wir nicht weit weg sind.“
Ungewohntes Harz für die HSG Westerwald
Der klassentiefste Herausforderer HSG Westerwald kennt es aus dem Ligabetrieb nicht, mit Haftmittel zu spielen. Weil in Wittlich Harz zum Einsatz kam, fielen Fangen und Passen mitunter schwer. „Dem einen schwerer als dem anderen“, beobachtete Abteilungsleiter Jörg Wengenroth. Die Probleme wurden vor allem in der Anfangsphase des Halbfinales deutlich. Im zweiten Durchgang verkürzten die Westerwälder den Rückstand auf drei Treffer, ehe der Favorit wieder Ernst machte. „Gegen Vallendar haben wir dann den Start komplett verschlafen“, ergänzte Wengenroth. „Trotzdem haben wir uns in diesem Feld wohlgefühlt. Es war ein tolles Erlebnis.“