Emotionen, unbeugsame Leidenschaft und ein grandios unterstützendes Publikum – die Kulisse von rund 270 Besuchern mutete für Holzheimer Verhältnisse doch eher etwas enttäuschend an: Was am Samstagabend mal wieder im Diezer Sportzentrum geboten wurde, darf ohne Übertreibung als allerbeste Werbung für den höherklassigen Amateursport bezeichnet werden.
Durchweg Gardemaß
Dabei schien der einstige Zweitligist aus dem Schwalm-Eder-Kreis der ihm von Experten zugedachten Rolle zunächst vollauf gerecht zu werden. Die Nordhessen zeigten mit topfit wirkenden Akteuren mit durchweg Gardemaß ihre Klasse und schien nicht erst beim Zwischenstand von 16:9 im fünften Saison-Auftritt dem fünften Sieg entgegenzusteuern. „Das sah bei denen bis dahin alles locker und einfach au., während wir uns in dieser Phase doch den einen oder anderen technischen Fehler zu viel geleistet haben“, monierte Dominik Jung.
Seine Schützlinge hatten jedoch überhaupt keine Lust nur den Sparringspartner zu geben und nahmen ihr Herz in die Hände. Mit einem über die Halbzeit-Pause währenden fulminanten 8:1-Lauf drehten die Rot-Schwarzen den Spieß um und beeindruckten auch Frank Eidam, den Chef auf der Bank der ESG. „Das war viel besser als das, was ich im Vorfeld von den Holzheimern gesehen hatte. Sie haben diszipliniert gespielt und waren besonders in den 1:1-Duellen sehr stark. Ich habe in unserem Mittelblock die gewohnte Kompaktheit vermisst. Da mussten wir heute viel improvisieren.“
Publikum als 8. Mann
Die Holzheimer ihrerseits wuchsen mit der Aufgabe über sich hinaus. Die Trommler des SG-Anhangs verstummten weitgehend, während die Holzheimer Supporter immer lauter und zum 8. Mann des Aufsteigers wurden. „Wir haben gezeigt, dass wir uns auf Augenhöhe bewegen können“, so Jung, der für Robert Dettling ein Sonderlob parat hatte. Der Weilburger stand im Holzheimer Innenblock als Fels in der Brandung und verschaffte Lukas Fischer die Möglichkeit, sich überwiegend auf seinen Job als Werfer aus dem Rückraum zu konzentrieren, was der junge Mann mit fünf Treffern sehr auch sehr gut erledigte. „Mister cool“ war hingegen Routinier Marco Becker mit einer 100-Prozent-Quote von der Linie.
Die Holzheimer Abwehr, die mit Ben und Kevin Fischer auf zwei klasse Keeper als Rückhalt bauen konnte, wurde zum Bollwerk. Jeder „geklaute“ Ball und jeder gewonnene Zweikampf wurde frenetisch bejubelt – auf der Platte und auf der Tribüne. Der amtierende Landesliga-Meister der erledigte auf schnellen Beinen einen fantastischen Job. Es kann kein größeres Kompliment als die mickrige Ausbeute der immer kopfloser werdenden Edertaler geben, denen binnen einer Viertelstunde nach Wiederanwurf nur drei Feldtore und eines per Siebenmeter gelang.
Es wäre dennoch ungerecht, an diesem rundum gelungenen Abend einzelne Akteure aus der geschlossenen Einheit der Ardecker herauszupicken. Einer konnte sich aber am Ende im kollektiven Jubel kaum retten: Paul Bährens. Der Ex-Hüttenberger tankte sich zwei Sekunden vor Ultimo entschlossen durch und schweißte die Harz-Kugel humorlos zum entscheidenden 32:31 in die ESG-Maschen.
Gekämpft und spielerisch überzeugt
Die verbleibenden kurzen Momente gingen im grenzenlosen Jubel in Rot und Schwarz unter. „Das gallische Dorf hat nicht nur gekratzt und gebissen, sondern auch spielerisch überzeugt“, bilanzierte der überglückliche Jung. Den mitfeiernden begeisterten Sprössling Fitz verwunderte es unterdessen nicht. Er hatte zuhause in Garbenheim ja schon beim Frühstück das Holzheimer Husarenstück kühn prognostiziert...
TuS Holzheim: B. Fischer, K. Fischer – Horn (2), Becker (12/8), L. Fischer (5), Giebenhain, Wolfgram (1), Dettling, Schenk (1), Meffert (2), Bährens (6), Wagner (3), Schneider.
ESG Gensungen/Felsberg: Ullrich, Voß – Iffert (2), Sonnenschein (1), Seibert (1), Pickenhahn (3), Bitter (5), Wachs (3), Schmidt (13/6), Jakobi, Gruber, Lippold (2), Berninger, Fitozoviuc (1).
Schiedsrichter: Matti Mäkitalo / Marcus Schäfer (HSG Steinbach/ Kronberg/Glashütten).
Zuschauer: 270.
Zeitstrafen: 3:6.
Siebenmeter: 8/8 : 7/6.
Spielfilm: 2:5 (8.), 5:11 (17.), 8:12 (21.), 9:16 (26.), 12:16 (28.), 13:17 (30.) – 17:17 (36.), 20:18 (40.), 24:21 (46.), 26:26 (51.), 30:28 (56.), 30:30 (59.); 32:31 (60.).
Nächste Aufgabe für Holzheim: Am Sonntag, 27. Oktober, 18 Uhr, bei der TSG Offenbach-Bürgel.