Handball-Regionalliga Hessen: TuS entscheidet das Aufsteigerduell gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden II - Begleitumstände setzen Trainer Jung zu
Mit Siegerfaust und Tränen des Schmerzes: Holzheim gewinnt dramatisches Duell gegen Rodgau Nieder-Roden
Holzheims Linkshänder Thimo Wagner musste bis zehn Sekunden vor Schluss auf seinen einzigen Treffer warten. Dieser gab dem TuS die Gewissheit, das Vier-Punkte-Spiel gewonnen zu haben. Foto: René Weiss
René Weiss

Diez. Dominik Jung musste wenige Minuten nach dem Spielende am Samstagabend eine Sache gesondert feststellen. „Ja, ich freue mich über den Sieg“, sagte der Trainer des TuS Holzheim nach dem 25:24 (13:12)-Erfolg im Regionalliga-Aufsteigerduell gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden II. Das sah man den Gesichtszügen des Garbenheimers zunächst nicht wirklich an. Sie zeugten noch immer von Anspannung, Ärger und Sorgen.

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Die 60 umkämpfen Minuten im Vier-Punkte-Spiel setzten nicht nur den Spielern, sondern auch dem intensiv mitcoachenden Trainer zu, der sich maßlos über die Entscheidungen von Schiedsrichter Adrian Minwegen ärgerte („Er hat 60 Minuten lang jede Entscheidung gegen uns getroffen, wir haben heute gegen sieben Mann gespielt“) und im Moment des Sieges in Gedanken bei seinem 19-jährigen Kreisläufer Maximilian Schneider war, der sich zehn Sekunden vor Schluss im Zweikampf am Kreis möglicherweise schwer an seiner ihm schon seit geraumer Zeit Probleme bereitenden Schulter verletzte.

Mit Tränen vor Schmerzen in den Augen verließ Schneider im Arm von Physiotherapeut Alexander Schulz das Halleninnere und begab sich in die Kabine. Es war die Sekunde der Gegensätze. Dort lag der sich vor Schmerzen krümmende Schneider, während sich Thimo Wagner einen Meter weiter links den Ball schnappte, ihn zum erlösenden 25. Treffer ins Nieder-Rodener Tor warf und Siegerfaust ballte. Es war der einzige Treffer des Linkshänders in dieser Partie, den er sich genau für den richtigen Augenblick aufgehoben hatte.

Ansonsten waren Marco Becker und Paul Bährens mit in der Summe 17 Toren die Holzheimer Lebensversicherung im Angriff. Ausgerechnet die beiden Spieler, die unter der Woche nicht hatten trainieren können und sich in den Dienst der Mannschaft stellten.

„Paul hat nach seiner Operation am Steißbein mit einer noch offenen Wunde gespielt, Marcos Fuß sah nach seiner Bänderverletzung am Montag noch aus wie ein Elefantenfuß. Es ist stark, wie sie auf die Zähne gebissen haben. Das war heute auch mit ihrem Einsatz ein Sieg der Moral. Die Mannschaft hat sich den Sieg erkämpft und alles reingeworfen, und die Qualität von Paul und Marco ist für uns nicht zu ersetzen. Das hat man heute deutlich gesehen“, fasste Jung zusammen.

Die beiden Aufsteiger lagen das ganze Spiel über knapp beieinander. Holzheim führte einmal maximal mit vier Toren Unterschied (8:4, 15.), Nieder-Roden ein paar Mal mit einem Treffer. Insgesamt wirkten die Gastgeber reifer und abgeklärter. Sie hatten in den entscheidenden Situationen die siegbringenden Aktionen auf ihrer Seite: zum Beispiel drei gehaltene Siebenmeter von Torhüter Ben Fischer, der das Torhüterduell gegen den langjährigen Rodgauer Drittliga-Schlussmann Marco Rhein deutlich für sich entschied, eine bissige 3:2:1-Deckungsformation und schließlich Wagners erlösendes 25. Tor.

Nieder-Rodens Angriffsspiel lebte von den starken Halbpositionen. Nick Weiland von Halbrechts und Lukas Juric, in der Vorsaison mit 131 Treffern in der A-Jugend-Bundesliga, setzten die Impulse im Spiel der Südhessen mit ihren sieben ganz jungen Spielern aus den Jahrgängen 2004 bis 2007. Die hatten am Ende zum sechsten Mal in sieben Partien weniger als 30 Gegentore kassiert, aber die Schwierigkeiten im Angriff konnte auch diese gute Deckungsleistung nicht kompensieren.

Nach rund einem Viertel der Saison befinden sich die Ardecker mit 7:7 Punkten absolut im Soll. „Damit können wir richtig zufrieden sein“, sagte Jung, dessen Gedanken sich noch immer um die widrigen Begleiterscheinungen des Abends drehten. Seine größte Sorge: „Hoffentlich haben wir den Sieg nicht teuer erkauft mit einer schwereren Verletzung von Max Schneider.“

TuS Holzheim: B. Fischer, K. Fischer – Langenau (2), Schneider, Horn (1), Becker (11/7), L. Fischer (1), Wolfgram (1), Dettling, Giebenhain, Meffert (2), Jakobi, Bährens (6), Wagner (1).

HSG Rodgau Nieder-Roden II: Rhein, Hildebrand – Klein (1/1), Bauch (1), Landskron (1), Ullrich (2), Broschek (3), B. Weiland (1), N. Weiland (7/2), Müller, Weidinger (1), Metzger, Juric (4), Zelser (3).

Schiedsrichter: Adrian Minwegen/Maximilian Rautschka (TV Petterweil).

Zuschauer: 300.

Zeitstrafen: 1:3.

Siebenmeter: 7/7:6/3.

Spielfilm: 1:3 (7.), 3:3 (10.), 8:4 (15.), 11:10 (27.), 13:12 (30.) – 13:14 (35.), 17:15 (41.), 18:19 (46.), 20:20 (53.), 24:21 (56.), 25:24 (60.).

Nächste Aufgabe für den TuS Holzheim: am Sonntag, 11. Oktober, 18 Uhr, beim TV Petterweil.