Die Sporthalle der Realschule plus dürfte aus allen Nähten platzen – und ein Zuschauermagnet wie lange nicht mehr sein: Ob die Marke von 750 Besuchern, die beim Hinspiel Mitte November in Sohren den 25:24-Auswärtssieg der Kastellaun/Simmerner sahen, auch diesmal erreicht wird?
„Das war Werbung für unseren Sport in der Region.“
Mirza Cehajic
„Das war Werbung für unseren Sport in der Region“, hatte Siegertrainer Mirza Cehajic damals direkt nach der Schlusssirene gesagt. Das Hinspiel im Zeitraffer, in das beide mit acht Siegen in acht Spielen gegangen waren: Angeführt von Sasa Puljizovic und Kilian Kötz führte Kastellaun nach überragenden 40 Minuten mit 21:14, als Hunsrück-Trainer Dejan Dobardzijev seinen letzten Trumpf zog – doppelte Manndeckung gegen Kötz und Puljizovic. Das funktionierte prima, zwei Minuten vor Schluss glich Hunsrück zum 23:23 aus (58.). Aber in den dramatischen Schlussminuten ging es mit viel Glück dann doch gut aus für Kastellaun beim 25:24-Auswärtssieg.
Ab Dezember wendete sich das Blatt
Die Irmenach/Gösenrother lagen am Boden und standen eine Woche später nach der 26:35-Abfuhr in Bitburg nach 10 von 22 Spieltagen vier Punkte hinter den damals mit 20:0 Zählern makellos führenden Kastellaun/Simmernern. Ab Dezember und der ersten Kastellauner Niederlage bei Römerwall wendete sich aber das Blatt. Hunsrück gewann seitdem alle Partien, steht nun bei 30:4 Punkten – und seit dem vergangenen Wochenende ganz oben. Kastellaun/Simmern kassierte vier Niederlagen in neun Partien und ist mit 30:8 Punkten nur noch Zweiter. Der Fünfte TV Bitburg (21:7 Zähler) mischt auch noch im Titelrennen mit.
“Das ist mir egal, man kann auch unter der Woche oder zweimal am Wochenende spielen. Finden sich keine Termine, gibt es Wertungen gegen den Verursacher des Spielausfalls – oder gegen beide Mannschaften.“
Rainer Schneider
Einen Faktor spielen noch die zahlreichen Nachholspiele: Kastellaun hat bereits 19 Partien auf dem Buckel, Hunsrück 17 (zwei Nachholpartien bei Rhein-Nette und in Bendorf) und Bitburg gerade mal 14 (noch fünf Nachholspiele!). „Vor dem letzten Spieltag am 22. April müssen alle Nachholspiele ausgetragen werden“, macht Spielleiter Rainer Schneider aus Mendig klar, der weiß, dass sich die Vereine untereinander nicht einig in Bezug auf eine neue Terminierung sind: „Das ist mir egal, man kann auch unter der Woche oder zweimal am Wochenende spielen. Finden sich keine Termine, gibt es Wertungen gegen den Verursacher des Spielausfalls – oder gegen beide Mannschaften.“
Kastellaun setzt auf Nachholspiele der Gegner
Dass Bitburg und Hunsrück noch viel nachholen müssen, darauf setzt Kastellaun/Simmern. Bei vier Minuspunkten mehr als Hunsrück ist die Rechnung einfach: Ein Derbysieg muss her – und die beiden ausstehenden Partien bei Rhein-Nette und gegen Römerwall müssen gewonnen werden. Hunsrück und Bitburg müssten in ihren vier (HSG) bzw. acht (TV) ausstehenden Partien einmal patzen, dann wäre Kastellaun am 22. April doch noch Rheinlandmeister.
So unwahrscheinlich ist dieses Szenario nicht, zumal die HSG Hunsrück und Bitburg am 15. April in Kleinich noch aufeinandertreffen. Gewinnt die HSG Hunsrück dagegen in Simmern, ist Kastellaun raus aus dem Titelrennen, und Dejan Dobardzijev würde an alter Wirkungsstätte (von 2018 bis 2020 Trainer bei Kastellaun) den wohl entscheidenden Schritt zum Titel gehen.
Cejahic; Hunsrück ist der Favorit
„Hunsrück ist der Favorit, Dejan hatte ein super Timing, seine Mannschaft ist im letzten Saisondrittel in Top-Form“, sagt Kastellauns Mirza Cehajic: „Uns fehlt in der Rückrunde die Konstanz, aber mit einem Sieg hätten wir noch eine Chance. Aber für Hunsrück hat das Spiel eine größere Bedeutung, weil sie mit einem Sieg fast durch wären.“ Cehajic hofft auf eine ähnliche Kulisse wie im Hinspiel: „Ich rechne mit 700 bis 800 Zuschauern in Simmern. Wir wollen den Fans ein gutes und spannendes Spiel zeigen, Werbung für Handball machen – und vor allem junge Leute motivieren durch solch ein Event, mehr Sport zu machen.“
“Ich stelle keine Rechnungen auf, was passieren könnte in der Tabelle. Für mich zählt jetzt nur das Derby. Wenn wir das gewinnen würden, haben wir natürlich eine super Ausgangsposition, das weiß ich auch.“
Dejan Dobardzijev
Die Gäste aus Irmenach und Gösenroth setzen extra Fanbusse ein. Die Unterstützung wird in Simmern für den Tabellenführer groß sein. „In dem Spiel wird die Meisterschaft aber noch nicht entschieden“, sagt Dobardzijev: „Ich stelle keine Rechnungen auf, was passieren könnte in der Tabelle. Für mich zählt jetzt nur das Derby. Wenn wir das gewinnen würden, haben wir natürlich eine super Ausgangsposition, das weiß ich auch.“ Dobardzijev hat seinen Vertrag übrigens um ein Jahr verlängert und geht in seine dritte Saison bei Hunsrück: „Es kostet mich viel Aufwand, weil ich in Bingen wohne. Aber es gab keine großen Überlegungen, aufzuhören, weil wir einfach auf einem guten Weg sind.“
In Simmern im Derby soll es für die Irmenach/Gösenrother (acht Siege in Serie) so erfolgreich weitergehen. „Wir bauen auf unsere starke Abwehr, taktisch werde ich mir etwas einfallen lassen“, sagt Dobardzijev.
Manndeckung als Alternative für beide
Natürlich wird der Hunsrück-Trainer ein Augenmerk auf das Duo Puljizovic und Kötz legen. „Sie werden ja von jedem Gegner irgendwann in Manndeckung genommen, wir sind darauf vorbereitet“, sagt Cehajic, der mit Gast Hunsrück 2018 Rheinlandmeister wurde: „Aber Hunsrück ist auch abhängig von Spielern wie Julian Mangold. Auf ihn werden wir auch besonders achten. Aber beide Mannschaften kennen sich zu gut, da wird es keine große Überraschungen geben.“ Zum Personal: Kastellaun/Simmern muss im Derby nur auf die Langzeitverletzten verzichten, das gleiche gilt für die Irmenach/Gösenrother.