30:25 im Finale gegen Wittlich
HSG Hunsrück: Pokalsieg vor den eigenen Fans
Bis zu ihrer Roten Karte in der 25. Minute war Nina Lammersmann (am Ball) ein Aktivposten bei der HSG Hunsrück im Endspiel gegen die HSG Wittlich. Aber auch ohne Lammersmann gewannen die Irmenach/Gösenrotherinnen am Ende den HVR-Pokal in der heimischen Hirtenfeldhalle in Kleinich.
B&P Schmitt

Kein Pokalsieg-Hattrick für die HSG Wittlich, denn diesmal stemmte nach dem Endspiel der Regionalliga-Rivale HSG Hunsrück den HVR-Pokal beim „Final-Four-Heimspiel“ in Kleinich in die Höhe. Die Irmenach/Gösenrotherinnen zeigten eine klasse Leistung.

Der Pokal im Handballverband Rheinland (HVR) ist nicht mehr als ein Prestigeobjekt, seit Jahren darf der Sieger nicht mehr am DHB-Pokal teilnehmen. Aber der Rheinlandpokal scheint doch noch etwas wert zu sein, anders ist der unbändige Jubel der Spielerinnen der HSG Hunsrück nach dem 30:25-Finalsieg in der heimischen Hirtenfeldhalle in Kleinich vor 300 Zuschauern gegen den Regionalliga-Lokalrivalen HSG Wittlich nicht zu erklären. Natürlich schmeckte den Irmenach/Gösenrotherinnen der Titelgewinn umso süßer nach dem dritten „Saisonsieg“ (davor zweimal in der Meisterschaft) gegen die Eifelerinnen.

Seinen Abschied nach fünf Jahren in Wittlich hatte sich Tobias Quary (wird Trainer im Jugendbereich beim Drittligisten TV Emsdetten) schöner vorgestellt. „Ich hätte gerne zum dritten Mal in Folge den Rheinlandpokal gewonnen, verlieren tut immer weh“, sagte ein etwas geknickter Quary nach der am Ende klaren Niederlage in Kleinich: „Wir haben ab der 40. Minute den Kopf verloren, da waren völlig wilde Minuten dabei. Auf einmal waren wir vier Tore hinten und haben hektisch und ohne System agiert.“

Kaum zu bezwingen plus ein Treffer ins verwaiste Wittlicher Tor: Vanessa Gerken, Torfrau der HSG Hunsrück, war eine Matchwinnerin im Endspiel des HVR-Pokals.
B&P Schmitt

40 Minuten war es ein Pokalfinale auf Augenhöhe zwischen dem Regionalliga-Sechsten Hunsrück und dem Regionalliga-Fünften Wittlich. Intensiv, aggressiv und auch mit einigen Fouls ging es zur Sache – passend dazu kassierte Nina Lammersmann nach 25 Minuten die Rote Karte. Die Rückraumakteurin der HSG Hunsrück wollte den Ball wegschlagen, traf aber Gegenspielerin Merle Kloep im Gesicht. Für die Schiedsrichter Jan Stitz und Dario Lehmler war der Fall schnell klar, der Gesichtstreffer wurde mit Rot geahndet. Ohne den Aktivposten Lammersmann wurde die Auswahl im Hunsrück-Rückraum noch geringer, aber die HSG-Frauen zogen Kraft aus dem Nachteil. „Das ist so“, sagte Trainer Maouia ben Maouia: „Jede hat noch mehr gegeben und bis zur letzten Minute gekämpft. Das war viel mentale Stärke.“

10:9 führte Hunsrück bei Lammersmanns Platzverweis, 16:15 hieß es nach 38 Minuten, als die von Quary beschriebenen „wilden Minuten“ aus Wittlicher Sicht begannen. Die Hunsrück-Abwehr stand super, nach vorne traf jede Spielerin, vor allem Lisa Rolinger und Hanna Tatsch machten ihre Tore in der Phase, als Hunsrück auf 22:18 (45.) und entscheidend auf 26:21 (51.) davonzog. Und auch Torfrau Vanessa Gerken netzte zum wichtigen 23:20 (48.), als Wittlich in Unterzahl die Torfrau Alex Irmgartz herausnahm und Gerken nach eine ihrer unzähligen Paraden den Ball ins verwaiste Wittlicher Tor warf. „Vanessa war klasse und hat das Torwartduell am Ende klar gewonnen“, jubelte ben Maouia.

Die HSG Hunsrück um Trainer Maouia ben Maouia (rechts) hat den HVR-Pokal gewonnen.
HSG Hunsrück

Genauso groß war die Freude bei seinen Spielerinnen nach dem Pokalsieg, den letzten gab es 2022. „Das ist eine schöne Sache nach einer nicht so einfachen Ligasaison mit den ganzen Personalproblemen, aber mit den fünf Neuzugängen sind wir guter Dinge, dass es nächste Runde besser wird“, sagte ben Maouia. Dann werden unter anderem aus Wittlich Rückraum-Ass Helen Schieke (war im Finale mit sechs Toren die beste Gäste-Werferin) und Außen Meike Frank (musste wegen Fußproblemen passen) zu ihrem Heimatverein zurückkehren. Dazu wurden wie berichtet Rebekka Schmitz und Dunya Mohebzada (beide TV Engers) sowie Elena Longen (HSC Schweich) verpflichtet.

Beim Final Four in Kleinich hatte der spätere Pokalsieger Hunsrück im Halbfinale Anlaufprobleme gegen den Oberliga-Vizemeister TV Welling. Zur Pause stand es 6:6 (im Halbfinale betrug die Spielzeit nur 2x20 Minuten), nach 30 Minuten nur 12:11 für Hunsrück, aber dann folgten in den zehn Minuten bis zum Abpfiff neun Tore am Stück beim 21:11 gegen abbauende Wellingerinnen, die ohne ihre Torjägerin Antonia Schmitz angereist waren. Die spätere „Rotsünderin“ Lammersmann war gegen Welling mit sechs Toren die beste HSG-Werferin. Das zweite Halbfinale gewann Wittlich gegen den Oberliga-Vorletzten TV Bad Ems mit 35:10. Im Spiel um Platz drei schlug Welling Bad Ems mit 24:7.

HSG Hunsrück – HSG Wittlich 30:25 (13:12)

HSG Hunsrück: Gerken (1), Flener – Schug (2), Tatsch (3), Litzenburger (2), Rolinger (4), Gräber (8/4), L. Wagner, Nicolae, Lesch (5), Lammersmann (2), Molz (3).

Wittlich: Irmgartz Lechner – Plohmann, Eiden (5), Krag (1), Ambros (1), Kloep (2), Meier (5), Schönhofen (2), Schieke (6/1), Jöhnk (1), Lieser (2), Teusch, Hees. Schiedsrichter: Jan Stitz (Andernach) und Dario Lehmler (Horchheim).

Zuschauer: 300 in Kleinich.

Besonderheit: Rot für Lammersmann (HSG Hunsrück) wegen Foulspiels (25.).

Spielfilm: 4:6 (10.), 9:8 (20.), 12:10 (27.), 13:12 (Halbzeit); 16:15 (38.), 22:18 (46.), 26:21 (52.), 30:25 (Endstand).