Riesen-Überraschung in der Handball-Oberliga der Frauen: Der Tabellendritte und haushohe Favorit HSG Kastellaun/Simmern unterlag im Derby zu Hause dem Viertletzten, der Zweitgarnitur der HSG Hunsrück, fast sensationell mit 20:24 (9:12).
Eine Woche nach dem 20:18-Coup gegen den schier übermächtigen Ersten HC Koblenz, als man den Damen vom Deutschen Eck die ersten Minuspunkte beibrachte, wollte der Mannschaft von Coach Sasa Puljizovic fast gar nichts gelingen. Klug eingestellte und stark kämpfende Gäste verdienten sich den Sieg am Ende redlich.
Ein Spielverlauf, mit dem niemand gerechnet hat
Schon zu Beginn rieben sich die 120 Zuschauer die Augen, Hunsrück II führte früh mit 1:3 (3.), die Heimmannschaft schleppte sich langsam in die Begegnung hinein und nach 20 Minuten stand eine erwartbare 7:6-Führung an der Anzeigetafel in der IGS-Sporthalle. Es sollte aber der letzte Vorsprung für die Kastellaun/Simmernerinnen bleiben – bis zur Schlusssirene. Technische Fehler, die für vier Spiele reichen würden. Fehlpässe, die Hunsrück II am Ende von Abschnitt eins im „Halbminutentakt“ alleine aufs Gehäuse von Georgiana Martin-Stoleru laufen ließen. Puljizovic hatte einen anderen Ansatz, wollte keine Kritik an seinem Team aufkommen lassen: „Wir haben uns emotional nicht von dem Spiel von letzter Woche erholt, als wir die beste Mannschaft der Liga geschlagen haben. Es ist keine Mannschaft, die jetzt schon gemacht ist für einen Aufstieg. Wir sind keine Profis, das Leben geht weiter.“
Denn was dem Halbzeitstand von 9:12 folgte, lief in Halbzeit zwei sehr ähnlich ab. Hunsrück II hielt sich die Kastellaunerinnen spielstandtechnisch vom Leib, 10:15 (36.) und 13:17 (41.) bedeuteten auch Mitte des zweiten Abschnitts eine stabile Führung. Kastellaun stemmte sich ein letztes Mal dagegen, konnte noch mal zum 17:17 (51.) ausgleichen. Nach einer doppelten Zwei-Minuten-Strafe gegen Kastellaun (52.) – einmal gegen die Abwehr, die einen Siebenmeter verursachte und zudem gegen Puljizovic, dem diese Entscheidung sichtlich nicht passte – kippte die Partie endgültig in Richtung der Gäste. Das vorentscheidende 17:20 (53.) besorgte Anne Kalle, die alle ihre drei Treffer in der heißen Schlussphase markierte. Bei den Kastellaunerinnen zeigte sich abermals Johanna Mallmann mit sieben Treffern am zielsichersten, trotzdem erwischte Mallmann – wie fast alle ihrer Teamkolleginnen – einen gebrauchten Tag.

„Endlich, endlich“, jubelte Hunsrück-Coach Florian Hübner nach der Partie: „Ich bin monsterstolz auf die Mannschaft. Der Start mit 3:1 war schon gut, danach sind wir cool geblieben. Ich hatte in der Vorbereitung auf das Spiel schon das Gefühl, das wir nicht wie sonst den übergroßen Respekt vor Kastellaun hatten. Dazu hat Fabienne Schell im Tor das Spiel ihres Lebens gemacht.“ Auch Schiedsrichter Fabius Günter aus Mülheim-Kärlich bekam Lob: „Es war ein schnelles, ein gutes Handballspiel, das alleine so zu pfeifen – Respekt.“ Die HSG Kastellaun/Simmern bleibt Dritter mit 28:8 Punkten, Hunsrück ist Neunter bei 13:23 Zählern.
HSG Kastellaun/Simmern – HSG Hunsrück II 20:24 (9:12)
Kastellaun: Martin-Stoleru, Baumgarten – Gerlach (3), Görgen, Mähringer-Kunz (2), Maren Kölzer (1), Müller (2), Stemann, Gaines (1), J. Mallmann (7), Cehajic (4/1).
HSG Hunsrück II: Schell – Bottlender (5), Kalle (3/1), Hahn (5), F. Wagner, L. Bach (3), Schirockich (3), Fink, Schmidt, L. Wagner (5/1), Junglen.
Schiedsrichter: Fabius Günter (Mülheim-Kärlich).
Zuschauer: 120.
Spielfilm: 1:3 (3.), 4:3 (8.), 7:6 (20.), 7:9 (26.), 9:12 (Halbzeit); 10:15 (35.), 13:17 (41.), 17:17 (51.), 17:20 (54.), 18:22 (58.), 20:24 (Endstand).
Nächste Aufgabe für Kastellaun: am Samstag, 8. März, um 17.30 Uhr in Engers; für Hunsrück II: am Samstag, 8. März, um 17 Uhr in Neustadt an der Wied.