Handball-Rheinlandliga: HSG Hunsrück und Kastellaun/Simmern - beide 16:0 Punkte - treffen heuten in Sohren aufeinander
HSG Hunsrück gegen HSG Kastellaun/Simmern Es ist alles angerichtet für das „Super-Derby“
Bild aus dem bisher einzigen Duell zwischen der HSG Hunsrück (bei den Männern gibt es die Kooperation zwischen Irmenach und Gösenroth erst seit 2019) und der HSG Kastellaun/Simmern: Im HVR-Pokal gewann Kastellaun um Andi Zigelis (in Rot) am 15. Februar 2020 in Sohren gegen Hunsrück (von links Fabian Schmidt und Julian Mangold) mit 36:31. Nach dem Kastellauner Abstieg aus der Oberliga stehen sich die Lokalrivalen nun zum ersten Mal in der Liga gegenüber. Beide sind mit 16:0 Punkten top gestartet, alles ist am heutigen Samstag (20 Uhr) in Sohren angerichtet für das „Super-Derby“. Foto: hjs-Foto
Hermann-Josef Stoffel

Endlich wieder ein Handball-Derby im Hunsrück – und das ist am  Samstag ein absolutes Gipfeltreffen: Die HSG Hunsrück begrüßt um 20 Uhr in Sohren die HSG Kastellaun/Simmern zum Spitzenspiel in der Handball-Rheinlandliga. Die Lokalrivalen haben bisher beide alle ihre acht Partien gewonnen und stehen mit 16:0 Punkten schon recht einsam an der Tabellenspitze (der Dritte TV Bitburg hat 10:4 Punkte). Mindestens eine Mannschaft wird  zum ersten Mal in dieser Saison Federn lassen.

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Hunsrück gegen Kastellaun/ Simmern – diese Paarung kann in der Konstellation keine große Tradition haben. 2019 gingen die HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch und die SG Gösenroth/Laufersweiler auch bei den Männern eine Kooperation ein und firmieren seitdem unter dem Namen HSG Hunsrück. In den mittlerweile vier Spielzeiten seit SG-Beginn immer in der Rheinlandliga, Lokalrivale Kastellaun/Simmern spielte durchweg eine Etage höher – bis zum Sommer. Dann erfolgte nach sieben Jahren der Abstieg aus der Oberliga.

Trotzdem gab es zwischen Hunsrück und Kastellaun schon ein Pflichtspiel. Am 15. Februar 2020 und damit einem Monat vor dem „Corona-Ausbruch“ standen sich beide im Viertelfinale des HVR-Pokals ebenfalls in Sohren gegenüber. 400 Zuschauer kamen damals zu dem Pokalspiel, indem viel weniger Brisanz steckte als in dem jetzigen Duell um die Tabellenspitze. Die Kassierer der HSG Hunsrück reiben sich jetzt schon die Hände, mit 500 Fans darf sicherlich gerechnet werden.

Das Pokalspiel gewann Kastellaun mit 36:31, Gäste-Trainer Dejan Dobardzijev sprach damals von einem Sieg „im Schongang“. Nun ist Dobardzijev Trainer bei der HSG Hunsrück, fast alle Irmenach/ Gösenrother Spieler tragen noch das weiß-schwarze Trikot. Bei Kastellaun ist gegenüber Februar 2020 kein Akteur mehr dabei – mit Ausnahme von Torwart Maurice Lahm und dem litauischen Ex-Nationalspieler Andi Zigelis.

Der neue, alte Kastellauner Trainer Mirza Cehajic (coachte Kastellaun schon von 2013 bis 2016 und führte Irmenach in einem einjährigen Gastspiel 2018 zur Rheinlandmeisterschaft) hat den 36-jährigen Zigelis wieder aus dem Hut gezaubert, weil er sich neben seinem neuen Spielmacher Sasa Puljizovic noch einen zweiten Mann mit ganz viel Erfahrung gewünscht hat. Beim 29:28-Zittersieg am Sonntag gegen den Dritten Bitburg feierte Zigelis sein Comeback und traf als Kreisläufer direkt viermal.

Vor allem Zigelis am Kreis könnte zum entscheidenden Faktor im „Super-Derby“ werden. Im Rückraum treffen bei Hunsrück mit Julian Mangold, Jannik Stürmer, Fabian Schmidt und auch Manuel Schell sowie bei Kastellaun mit Kilian Kötz, Puljizovic und Michel Kaltenmorgen zwei nach dem bisherigen Saisonverlauf gleichstark einzustufende „Kaliber“ aufeinander. Vor allem Mangold (67 Saisontore) und Kötz (70 Treffer) sind die Torgaranten bei ihren Mannschaften.

„Ich sehe keine Vor- oder Nachteile bei irgendeiner Mannschaft, die Tagesform wird entscheiden“, prognostiziert Hunsrück-Trainer Dobardzijev: „Wir müssen in der Abwehr aggressiver sein als beim 30:29-Sieg vor einer Woche in Bad Ems und auf Puljizovic und Kötz aufpassen. Auch Zigelis darf man nicht unterschätzen.“

Kastellauns Coach Cehajic fällt eine Prognose schwer, in alle Richtungen könne das Derby heute Abend in Sohren gehen. Er sagt generell zu dem Handball-Höhepunkt im Hunsrück: „Ich hoffe, dass beide Mannschaften Werbung für den Handball im Hunsrück machen können und vor allem die Jugendlichen durch so ein Derby motiviert werden, unseren Sport zu machen. Persönlich freue ich mich, dass Dejan und ich unsere kleine Geschichte nun auch im Hunsrücker Handball weiter schreiben können.“

Der 43-jährige Cehajic stammt aus Bosnien, der 46-jährige Dobardzijev kommt aus Serbien. Beide reisten als Profis quer durch die Handballwelt, Cehajic spielte unter anderem in Israel und in der Schweiz, Dobardzijev in Frankreich, in Asien oder in Norwegen. 2009 trafen sie sich beim Drittligisten HSC Coburg und verbrachten zwei Jahre dort als Mitspieler – Cehajic als Rückraum Mitte, Dobardzijev als Rückraum links. „Wir verstehen uns noch gut“, sagen beide vor ihrem ersten großen Trainerduell im „kleinen“ Hunsrück. Dass Dobardzijev und Cehajic beide Vereine mittlerweile als Trainer begleitet haben und man sich in- und auswendig kennt, ist ein weiterer Aspekt dieses Derbys.

Hunsrück gegen Kastellaun, Dobardzijev gegen Cehajic – für die Konkurrenz in der Rheinlandliga läuft vieles auf einen Zweikampf um die Meisterschaft hinaus. „Das Derby wird gar nix in Sachen Meisterschaft entscheiden“, sagt Cehajic. Dobardzijev betont: „Das sind zwei Mannschaften, die nun im Derby um Platz eins spielen. Aber es gibt viele gute Teams in der Rheinlandliga, es ist viel zu früh zu sagen, dass es zwischen uns und Kastellaun ein Zweikampf um den Titel wird.“

Cehajic schiebt die Favoritenrolle generell dem Lokalrivalen zu: „Hunsrück spielt jahrelang zusammen, sie sind zusammengewachsen und hätten das Potenzial für die Oberliga. Wir haben noch nicht diese Ambitionen. Wir haben hart gearbeitet im Sommer, so ein Derby ist nun eine kleine Belohnung für meine Spieler.“