Der TuS Holzheim leistet in der Nachwuchsarbeit seit Jahren großartige Arbeit und bietet rund 125 Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Handball zu spielen. Nun wird der TuS allerdings – wie alle andere Vereine im Spielbetrieb des Hessischen Handball-Verbandes (HHV) – durch eine Änderung in der Spielordnung beschnitten und in der Folge wahrscheinlich eigentliche Nachwuchshandballer bei der Ausübung ihres Hobbys eingeschränkt.
Keine Mannschaften mehr außer Konkurrenz
„Es ist nicht auszuschließen, dass einige den Verein wechseln werden oder im schlimmsten Falle sogar ganz aufhören“, bedauert Holzheims Jugendleiter Steffen Schneider. Dabei sind den Vereinsverantwortlichen die Hände gebunden. Der Hintergrund: Bislang war es möglich, in der untersten Spielklasse Mannschaften außer Konkurrenz zu melden. Eine gute Lösung für Vereine, die mehr Spieler in einer Altersklasse aufbieten können als der Kader Plätze bietet, aber nicht genügend Personal, um zwei Teams zu bestücken. In diesem Format bestand keine Gefahr, sich festzuspielen, die Ergebnisse gingen nicht in die Tabelle ein.
„Hintergrund war, dass auch schwächere Spieler regelmäßige Spielpraxis erhalten – eine gute Sache“, so Schneider. Das alles gehört ab der Saison 2025/26 der Vergangenheit an. Für die Holzheimer hat die Neuerung bereits Konsequenzen. Die zweite C- und B-Jugendmannschaft werden abgemeldet. Der Deutsche Handballbund (DHB) hat die Spielrechtsvergabe neu geregelt. Künftig dürfen Erwachsenenspieler im Laufe einer Saison in maximal zwei, Jugendspieler in maximal drei Mannschaften zum Einsatz kommen. Damit bringt der HHV das Außerkrafttreten seiner Außer-Konkurrenz-Spiele in Verbindung.
„Die Eltern der betroffenen Spieler fragen uns natürlich, woran es liegt, dass ihre Kinder vielleicht nicht mehr spielen können. Aufgrund der dürftigen Erklärungen seitens des Verbandes können wir ihnen keine Antworten geben.“
Steffen Schneider, Jugendleiter TuS Holzheim
„Da es hier keine Öffnungsklausel in der neuen Spielordnung gibt, kann es auch keine abweichenden Regelungen geben, dass bestimmte Mannschaften – wie bisher – einfach als ‚Freundschaftsspielmannschaft‘ in der normalen Runde ‚außerhalb der Wertung‘ teilnehmen. Die lässt sich mit dem neuen System der Vergabe der Spielrechte nicht vereinbaren“, heißt es in einer Mitteilung von HHV-Spieltechnik-Vizepräsident Thomas Mair an die Vereine.
„Wir können aus dieser Erklärung keinen Zusammenhang herstellen. Die Eltern der betroffenen Spieler fragen uns natürlich, woran es liegt, dass ihre Kinder vielleicht nicht mehr spielen können. Aufgrund der dürftigen Erklärungen seitens des Verbandes können wir ihnen keine Antworten geben“, so der TuS-Jugendleiter. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt HHV-Geschäftsführer Andreas Hannappel: „Rechtlich und versicherungstechnisch ist es nicht möglich, dass in einem Spiel Mannschaften gegeneinander spielen, bei der eine Mannschaft mit Spielern antritt, die eine Spielberechtigung besitzen (Anm. d. Red: da die Mannschaft nicht außer Konkurrenz gemeldet ist), bei der außer Konkurrenz spielenden Mannschaft aber Spieler ohne Spielberechtigung auf dem Feld stehen.“
Weniger Mannschaften gemeldet
Auf die Frage, ob der Verband einen Mannschafts- oder Spielerschwund befürchtet, antwortet Hannappel: „Aktuell verzeichnen wir insgesamt keinen Rückgang bei den Mannschaftsmeldungen.“ Der Vergleich zur Vorsaison zeigt jedoch, dass für den Spielbetrieb im heimischen Bezirk Wiesbaden-Frankfurt, dem auch der TuS Holzheim, der TuS Katzenelnbogen-Klingelbach und der HV Miehlen angehören, von der A- bis zur E-Jugend insgesamt 13 Mannschaften weniger gemeldet wurden. In der Vorsaison gab es im Laufe des Spieljahres in diesen Altersklassen zudem 29 Rückzüge.
Im Erwachsenenbereich meldeten die Vereine 114 Mannschaft und damit vier weniger als vor einem Jahr. Vor zehn Jahren waren es noch 141. Ob bereits jetzt flächendeckend mehrere Vereine ihre zunächst gemeldeten Teams zurückgezogen haben, so wie der TuS Holzheim es mit der B2- und C2-Jugend tun muss, „lässt sich so nicht sagen“, wie Hannappel erklärt.