Auf den erfahrenen Coach lässt in Kirn und Meisenheim sportlich niemand etwas kommen. „Die aktuelle Saison ist ein Riesen-Erfolg“, stellt Bertram klar. Nach dem Oberliga-Abstieg und dem Abgang zahlreicher Leistungsträger hat Domaschenko einen befürchteten Absturz vermieden und mit dem derzeitigen fünften Platz ein Überraschungsergebnis gelandet – und das mit einer blutjungen Mannschaft, in der oftmals Jugendspieler auflaufen. „Seine jahrelange Erfahrung im Handball hat unsere Mannschaft geprägt. Sein tiefes Verständnis für das Spiel und sein unermüdlicher Einsatz haben die Mannschaft im vorderen Drittel der Rheinhessenliga platziert, dafür sind wir ihm dankbar“, erklären Erwin Holzhauser, Abteilungsleiter der TuS Kirn, und Matthias Christmann, Vorsitzender des SSV Meisenheim, in einer gemeinsamen Stellungnahme. Nicht zu vergessen: Die HSG Nahe-Glan ist in dieser Saison in Meisenheim ungeschlagen geblieben und hat auch in Kirn bisher nur einmal verloren. Siege gegen Spitzenteams haben nachgewiesen, dass die HSG, wenn sie denn vollzählig ist, jeden Kontrahenten in der Rheinhessenliga schlagen kann – zweifellos ein Verdienst des Coaches.
„Die Entscheidung, etwas Neues zu machen, ist von beiden Seiten ausgegangen“, betont der scheidende Trainer, der sich zudem auf eine neue Herausforderung und einen persönlichen Aufstieg freuen darf. Er wird Trainer beim TV Nieder-Olm in der Oberliga. „Der Verein spielt mit seinen A-Jugendlichen in der Bundesliga, meldet nun auch die B-Jugendlichen für die Bundesliga. In Nieder-Olm sind andere Strukturen und großes Potenzial vorhanden“, erklärt der Coach, der rückblickend sagt: „Natürlich ist es schade, wenn nach fünf Jahren eine Zusammenarbeit endet, aber wir gehen im Guten auseinander, es ist alles okay.“ Vor seinem Jahr mit den Männern hatte Domaschenko größtenteils im Nachwuchsbereich der TuS Kirn und der HSG Nahe-Glan gewirkt.
„Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Entscheidung eine Diskussion über die Vorzüge von Erfahrung und jugendlichem Elan auslösen“, erläutern die HSG-Chefs und ergänzen: „Wir stehen allerdings an einem Wendepunkt, eine neue Perspektive soll uns weiter entwickeln. Wir haben die Entscheidung für Jeremias und Mark mit Blick auf die Zukunft getroffen und erwarten einen neuen Schwung, der auch der jungen Mannschaft hilft. Freuen wir uns in der Zukunft auf viele erfolgreiche Spiele und auf eine Mannschaft, die einen guten Weg vor sich hat.“
Domaschenko betreut das Team noch bis Saisonende, im Sommer steigen dann seine Nachfolger ein. „Die Motivation von Jere und mir, das Team zu übernehmen, ist, dass wir die Jungs weiterbringen möchten. Vor allem aber wollen wir eine Kameradschaft aufbauen. Die Jungs sollen sich nicht nur auf dem Platz als Handballer verstehen, sondern auch außerhalb des Spielfeldes“, erklärt Bertram. Auf die Nachfrage, ob er da aktuell Probleme sieht, antwortet der ehemalige Torwart unmissverständlich: „Ja, in dem Bereich hakt es derzeit.“ Und das schmerzt einige, allen voran die neuen Trainer, wie Bertram erläutert: „Für uns war die Kameradschaft, die wir vor einigen Jahren hatten, immer extrem wichtig, und da möchten wir auch mit der jungen Mannschaft hin.“
Bertram und Christmann, Sohn des SSV-Vorsitzenden, waren Spieler der ersten HSG-Stunde und hatten großen Anteil daran, dass aus TuS Kirn und SSV Meisenheim sehr schnell eine gut funktionierende HSG Nahe-Glan wurde. „Jere und ich sind privat sehr eng befreundet. Jeder für sich alleine hätte die Traineraufgabe nicht übernehmen können, weil in unseren Leben ansonsten zu viel los ist. Aber gemeinsam schaffen wir das, auch weil das gegenseitige Vertrauen groß ist“, freut sich Bertram hörbar auf die neue Tätigkeit. Beide werden dabei von der Bank aus agieren. Christmann ist zwar im besten Handballalter und könnte gut vorangehen in der jungen Mannschaft, aber eine schwere Knieverletzung, vor knapp zwei Jahren zugezogen, lässt keine Einsätze mehr zu. „Die Gesundheit geht vor“, erklärt Bertram den Umstieg Christmanns vom Spieler zum Trainer.
In Sachen Zielsetzung bremst Bertram die HSG-Euphorie. „Viele der Jungs sind 19, 20 Jahre alt. Abwarten, wohin es sie im Studium zieht. Manche können vielleicht nur einmal die Woche trainieren. Was bringt es dann, mit aller Macht in die Oberliga zu wollen, wenn wir dafür gar nicht den notwendigen Aufwand betreiben können? Ich plädiere für ein gutes Gleichgewicht, und das könnte in den nächsten Jahren weiterhin die Spitzengruppe der Rheinhessenliga sein“, erklärt der zukünftige Coach.