Erst 17 Sekunden vor Schluss drehte Benjamin Klei von linksaußen den Schlüssel um. Der Anschlusstreffer durch Oliver Noll im direkten Gegenzug zum 30:31 (17:18)-Endstand aus Bad Emser Sicht bedeutete für die Gastgeber nur noch Ergebniskorrektur.
„Wir wussten, dass wir mithalten können, hätten für einen Sieg aber einen richtig guten Tag gebraucht. Hinzu kam, dass ich Hunsrück gegen uns lange Zeit nicht mehr so gut habe spielen sehen“, nannte TVBE-Trainer Andreas Klute die Gründe für die knappe Niederlage gegen den verlustpunktfreien Tabellenführer.
Der mit 14 Treffern beim Abschluss überragende Kai Orth hielt die Kreisstädter in der Begegnung, im zweiten Durchgang machte sich beim Halblinken aber auch irgendwann der Kräfteverschleiß bemerkbar. „Unsere jungen Spieler hatten etwas zu viel Respekt, und ich hätte mir ein paar mehr Torwartaktionen gewünscht“, fuhr Klute mit seiner Analyse fort. Dennis Schwerdt in der ersten und Thorsten Schaust in der zweiten Halbzeit zwischen den Bad Emser Pfosten bekamen relativ wenig zu packen, was aber auch an den klasse Abschlüssen der HSG lag. Jona Conrath netzte zwölfmal ein und mit der Kreativität eines Spitzenteams leiteten Ideengeber Manuel Schell und Co. immer wieder klare Chancen ein. „Mit unserem Angriff bin ich sehr zufrieden. Meine Mannschaft hat eine tolle Leistung gezeigt“, freute sich Hunsrück-Trainer Dejan Dobardzijev über den knappen, aber verdienten Sieg. Seine Mannschaft hinterließ den etwas reiferen Eindruck und lag – bemerkenswert für diese bis zum Schluss Spitz’ auf Knopf stehende Begegnung – ab der siebten Minute nicht im Hintertreffen.
Das Spitzenspiel hielt, was es versprochen hatte, wobei die beiden Halbzeiten herzlich wenig miteinander zu tun hatten. 30 Minuten lang fanden beide Abwehrreihen keinerlei Zugriff. Die Hunsrücker hatten Schwierigkeiten, gegen das geradlinige Tempospiel der Einheimischen anzukommen. „Normalerweise macht die Deckung unser Spiel aus. 30 Gegentore waren mir heute zu viel, auch wenn Bad Ems natürlich ein starker Gegner ist“, monierte Dobardzijev. 35 Toren im ersten standen 26 nach der Pause gegenüber, als sich die Offensivreihen immer mehr aufrieben und die Herzhaftigkeit in den Zweikämpfen deutlich zunahm. Zehn der 13 Zeitstrafen verhängten die Unparteiischen nach Wiederbeginn, unter anderem drei gegen die Klute-Sieben binnen 67 Sekunden.
Die Bad Emser kamen mit einem 1:1 aus der kurzen Drei-gegen-Sechs-Situation heraus, verloren aber ausgerechnet dann den Anschluss, als sie wieder ergänzen durften. „Wir hatten zwischen der 35. und 45. Minute einen Hänger. Die offensivere Deckung der Hunsrücker gegen unsere Halbposition störte den Spielfluss“, schilderte Klute die Phase, in der sich die HSG auf 23:20 absetzte (41.).
Zwei Treffer durch Orth und Frank Schaust sowie ein Fehlwurf von Jannik Stürmer später stand es bereits wieder 22:23 – Bad Ems befand sich wieder im Spiel (42.). Auch Schells 27:30 (58.) machte den Sack noch lange nicht zu, den Gästen fehlte in doppelter Überzahl die Disziplin. Sie nahmen sich durch zwei zeitstrafenwürdige Fouls ihre gute Ausgangslage, sodass die Schlussminute mit Vier gegen Vier noch eine wilde Nummer wurde. Louis Herbel tankte sich durch und brachte den TVBE zum 29:30 heran. Aber dann kam – wie eingangs beschrieben – Benjamin Klei mit dem Schlüssel.
TV Bad Ems: Schwerdt, T. Schaust – Noll (2), F. Schaust (2), Herbel (2), Berges, Junker (3), Orth (14/6), Kind (4), Schmitz, Herz, Dalkner, Waldgenbach (3).
HSG Hunsrück: Scherschlicht, Neu, Schug – L. Schneider, Faust (1), Klei (2), Stürmer (3), Schmidt (3), Schell (5), Conrath (12/3), Schmidt (3/2), Fink, J. Schneider (2).
Schiedsrichter: Ernst Ebert/ Thorsten Plattner (TuS Weibern/HV Vallendar).
Zuschauer: 130.
Zeitstrafen: 6:7.
Siebenmeter: 7/6:6/6.
Besonderheit: Disqualifikation gegen den Bad Emser Johannes Berges (46., dritte Zeitstrafe).
Spielfilm: 3:1 (3.), 6:8 (11.), 12:12 (19.), 15:15 (24.), 17:18 (30.) – 20:23 (41.), 23:27 (48.), 30:31 (60.).