Neuwied, Mittwochabend, 19 Uhr: Im VIP-Raum des Icehouses sind rund 60 Anhänger des EHC Neuwied zusammengekommen, um sich im Rahmen des Fanstammtisches durch den Vorsitzenden Burkhard Weller über den Status quo und die Ziele des Vereins für die Zukunft informieren zu lassen. „Große Euphorie“, eine „annähernde Verdopplung von Zuschauerzahlen und Etat“ sowie eine „riesige Entwicklung im Nachwuchs mit inzwischen 140 aktiven Kindern und Jugendlichen“ sind die Schlagworte, die Weller nennt.
Und dann kommt er auf das Oberliga-Thema zu sprechen. „Gebt uns noch etwas Zeit“, appelliert er in Richtung der Fans. Mit einem Etat von knapp einer Million Euro befindet sich der EHC auf einem guten Weg, allerdings fehlen noch rund 250 000 Euro, um in der dritthöchsten deutschen Spielklasse konkurrenzfähig zu sein. „Die Oberliga ist durch das große Wettrüsten der Vereine eine Todesliga geworden. Zu früh dort reinzugehen, kann ein großes Risiko mit sich bringen. Wir arbeiten daran, den Verein weiter vernünftig aufzubauen. Schließlich haben wir als Vorstand auch eine große Verantwortung gegenüber der Jugend und den Fans. Wenn die finanziellen Voraussetzungen für die Oberliga nicht stimmen, kassierst du viele Niederlagen, die Euphorie schlägt um und der Aufwind kann sich ganz schnell in Gegenwind wenden“, so Weller weiter.
Auch im „Eiszappe“ treffen sich die Mitglieder
Gleicher Abend, gleiche Uhrzeit in Diez. Der Zufall will es so, dass die EG Diez-Limburg zur identischen Veranstaltung und zum selben Termin sein Publikum in die Eissporthallen-Gaststätte „Eiszappe“ einlädt. Rund 70 bis 80 Interessierte seien vor Ort gewesen. „Wir wollten transparent darstellen und aufzeigen, welche Kosten ein Eishockeyverein tragen muss“, schildert der EGDL-Vorsitzende Michael Schmidt im Gespräch mit unserer Zeitung. So weit, so neutral.
„Wir wollten transparent darstellen und aufzeigen, welche Kosten ein Eishockeyverein tragen muss.“
Michael Schmidt, Vorsitzender der EG Diez-Limburg, über das Fantreffen.
Dann geht’s an die Details. „Wir haben uns unter anderem auch die Frage gestellt, welche Liga für uns in der kommenden Saison am meisten Sinn macht“, ergänzt er. Schmidt betont, dass noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei, aber der angestrebte Weg, die Regionalität zu fördern, eine engere Bindung zwischen Spielern und Fans hinzubekommen und das Budget nicht zu überreizen, eher in die Richtung führen könnte, sich aus der CEHL zu verabschieden und in die Regionalliga West zurückzukehren. Schmidt erläutert: „Man muss sich im Klaren sein: Wer bist du? Wo kommst du her? Was kannst du?“ Die EGDL sei immer ein Verein gewesen, der sich mit Spielern und Fans als „große Familie“ gesehen habe. „Das haben drei Jahre Oberliga ein wenig angekratzt und dann müssen wir nun vielleicht auch einen Cut machen und zurück zu unseren Basics gelangen.“
Unterschiedliche Tendenzen für die Zukunft
Die Tendenz geht also wohl Richtung Regionalliga West. „Dort wäre es einfacher, oben mitzuspielen und wieder mehr Siege zu feiern“, sehnt sich Schmidt auch nach mehr gewonnenen Spielen als in dieser Saison, in der die Rockets mit der Zielstellung angetreten waren, sowohl im Pokalwettbewerb als auch in der Meisterschaftsrunde um den Titel mitzuspielen. Die Regionalliga West will laut Schmidt in der kommenden Runde wieder Gastvereine zulassen, was zuletzt nicht der Fall war – eine durchaus realistische und aktuell wohl nicht unwahrscheinliche Option für die Rockets. Aber auch die CEHL bleibe weiter ein Thema rund um den Verein. „Letztendlich wird ausnahmslos das vorhandene Budget über die zukünftige Liga entscheiden“, so Schmidt, der wieder mehr „gesundes, regionales Eishockey mit Herzblut“ rund um den Standort zurückbringen möchte.
Die Regionalliga wäre für den EHC Neuwied derweil keine Alternative für den Fall, dass – aus welchem Grund auch immer – ein CEHL-Spielbetrieb ausscheidet. Die durch den Rheinland-Pfälzischen Eis- und Rollsportverband (RPERV) jährlich neu zu beantragende Erlaubnis, an einer externen Liga teilzunehmen, liegt den Bären bereits vor, allerdings unter Vorbehalt, wie es in dem Schreiben heißt. „Falls die CEHL ausscheidet, was wir alle nicht hoffen, müssten wir in die Oberliga“, sagt Burkhard Weller. Er versichert: „Wir werden dann nur das Geld ausgeben, das uns zur Verfügung steht.“
Bricht das Derby weg?
Es könnte also sein, dass das Derby an diesem Freitag ab 20 Uhr im Neuwieder Icehouse das vorerst letzte zwischen den Bären und Rockets ist. Außer die vor der Tür stehenden Playoffs wollen es so, dass es noch einmal zu einem Wiedersehen kommt. „Ich fände es schade, wenn das Derby in der nächsten Saison wegbrechen würde“, erklärt Weller. „Für den Eishockeysport ist es wichtig, dass möglichst viele Vereine an ihren Standorte die benötigten Voraussetzungen vorfinden und sich weiterentwickeln können.“
„Ich fände es schade, wenn das Derby in der nächsten Saison wegbrechen würde.“
Burkhard Weller, Vorsitzender des EHC Neuwied
Laut Michael Schmidt gibt der Standort Diez nach knapp einem Jahrzehnt des Strampelns der Rockets offenbar nicht mehr her. „Man muss leider einsehen, dass es für die Oberliga oder das obere Drittel der CEHL nicht reicht. Das Gesetz der Zahlen lügt nicht. Da sind gestandene Regionen wie Lüttich oder Den Haag, die ein viel größeres Einzugsgebiet haben – und somit auch mehr Zuschauer generieren. Selbst Neuwied hat im Vergleich zu uns ein zweieinhalbmal so großes Einzugsgebiet. Die Bären machen das bravourös derzeit und streben auch immer mehr eine Professionalität an“, erläutert Schmidt. Aber auch sie werden, so glaubt es der EDGL-Vorsitzende, irgendwann an eine Grenze stoßen. „Mit unseren Standorten wird es immer schwieriger, je höher es geht“, meint Schmidt abschließend.