Man könnte es als Wagnis bezeichnen oder einfach nur mit dem Gespür für die passenden Spieler begründen. Carsten Billigmann hat im Sommer vier Talente zum EHC Neuwied gelotst, die erst 20 oder 21 Jahre alt sind. „Sie brauchen natürlich Zeit, um sich an das Senioren-Eishockey zu gewöhnen, machen ihre Sache aber schon gut“, sag Trainer Leos Sulak zu seinen Youngsters Lukas Schulte, Tjalf Deichmann (beide 21), Daniel Becker und René Mertz (beide 20). „Wir geben den jungen Leuten gerne eine Chance. Das haben wir in der Vergangenheit getan und werden wir auch weiterhin tun“, sagt Manager Billigmann.
Das Wochenende mit dem Derby gegen die EG Diez-Limburg hat gezeigt, dass er seine Grünschnäbel ohne Bedenken in kalte Wasser werfen kann. Lukas Schulte zum Beispiel. Weil Jan Guryca angeschlagen war, stand der Neuzugang aus Ingolstadt zwischen den Pfosten und wirkte so, als ob ihm die hitzige Atmosphäre überhaupt nichts anhaben könnte. Schon im Heimspiel gegen Lüttich hatte Schulte stark gehalten. Zwei Liga-Einsätze, zwei Siege – das ist ein perfekter Einstand im neuen Verein.
Zwei starke Torhüter sind nötig
Es ist eine Lehre aus der Vorsaison, dass Billigmann auf der Torhüter-Position eine dritte Kaderstelle vergab. Guryca fiel vor einem Jahr längere Zeit aus und in einer schwierigen Neuwieder Saisonphase musste Tjaard Jansen seinen Mann stehen. Diverse Jugendtorhüter als Ersatz waren keine Option, dem jungen Keeper eine Verschnaufpause zu verschaffen. „Die Torhüterposition ist so wichtig, dass man hier zwei richtig starke Spieler braucht“, betont Billigmann, wohl wissend, dass er sich auf den loyalen Jansen ebenfalls jederzeit verlassen kann. „Wir erinnern uns nur an das Rheinland-Pfalz-Pokal-Finale, in dem Tjaard uns den Rücken frei gehalten hat.“
Dass Schulte seine Einsätze in dieser Saison bekommen wird, stand von Anfang an fest. Jetzt hat er mit zwei starken Spielen gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann. „Das stimmt natürlich, allerdings waren es nur zwei Spiele. Der Schritt besteht darin, diese Leistung konstant über einen längeren Zeitraum zu zeigen. Es wäre schön, wenn Lukas das schafft“, so Billigmann. Der Guryca aber weiterhin als „klare Nummer eins“ ausmacht.
Neuwied am Freitag Favorit
Wer auch immer an diesem Wochenende mit den Spielen am Freitag in Mechelen und am Sonntag zu Hause gegen Leuven zwischen den Pfosten steht, wird auch diesmal keine geruhsamen Abende verbringen, wenngleich die Bären gegen den Tabellenletzten Mechelen der klare Favorit sind. Das Hinspiel in Neuwied ging mit 10:3 an die Bären. Insgesamt verloren die Belgier in dieser Saison schon dreimal zweistellig. Anders sieht die Situation am Sonntag gegen Leuven, die Entdeckung der bisherigen Saison, aus.
„Sie haben sich wirklich sehr gut entwickelt“, sagt Billigmann über den Gegner aus Belgien, der mit zehn Punkten auf Tabellenplatz fünf steht. Und: Vier Punkte büßte man bereits am grünen Tisch ein, weil bei den Siegen gegen Mechelen und nach Verlängerung gegen Diez-Limburg ein Importspieler zu viel auf dem Spielberichtsbogen stand. Ohne diesen Abzug wären die Chiefs punktgleich mit Spitzenreiter Snackpoint Eaters Limburg-Geleen. „Die Siege von Leuven in Heerenveen und Herentals sind sehr bemerkenswert und eine Warnung für uns“, zeigt Billigmann großen Respekt vor dem Gegner am Sonntag.
Wechselkarussell läuft an
In der Central European Hockey League gibt es die ersten personellen Veränderungen in den Mannschaftskadern. Die EG Diez-Limburg verpflichtete als Ersatz für den verletzten lettischen Angreifer Antons Sinegubovs den ehemaligen Herentals-Angreifer Ville Saloranta. Der Finne stürmte zuletzt in der Bayernliga für die Schongau Mammuts. Alexander Vasilyev, einer der besten Spieler und Punktesammler der Vorsaison in der BeNe League, hat derweil den HYC Herentals verlassen. Als Ersatz für ihn holten die Belgier den Letten Olegs Sislannikovs, der in der 1. französischen Liga für Gap in 91 Partien 75 Scorerpunkte verbuchte. rwe