Neuwied
Eishockeyverein EHC "Die Bären" Neuwied stellt Insolvenzantrag: Fans sind entsetzt [Update]

Neuwied. Der Eishockeyverein EHC "Die Bären" Neuwied hat beim Amtsgericht in Neuwied Insolvenzantrag gestellt. Diese Nachricht hat die Eishockeyszene in der Deichstadt in Aufruhr versetzt.

Von unserem Redakteur 
Christoph Hansen

Die Bekanntmachung des Neuwieder Amtsgerichts unter dem Zeichen 21 IN 84/16 vom Montagnachmittag hat die Eishockeyszene in der Deichstadt in Aufruhr versetzt. „In dem Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen des EHC die Bären Neuwied e.V., Hans-Böhm-Straße 1, 56564 Neuwied (AG Montabaur, VR 20178), vertr. d.: Prof. Dr. Peter Billigmann, Mörike Straße 11, 56751 Polch, (Vorstand), ist am 20.06.2016 um 14.30 Uhr die öffentliche Verwaltung des Vermögens des Antragstellers angeordnet worden“, lautet die betreffende Insolvenzbekanntmachung des Gerichts. Zum Insolvenzverwalter ist der Koblenzer Rechtsanwalt Jens Lieser bestellt worden.

Bären zogen in Play-off-Runde ein

Es ist eine Nachricht, die nicht nur eingefleischte EHC-Fans ungläubig den Kopf schütteln lässt. Denn sportlich ist auch das dritte Jahr der Amtszeit des Vorstands unter der Leitung des bekannten Sportmediziners Billigmann (Polch) äußerst erfolgreich verlaufen. Die Bären belegten in der Spielzeit 2015/2016 der Oberliga Nord im 18er-Feld von zahlreichen Großstadtklubs, unter anderem aus Hamburg, Berlin, Hannover, Leipzig, Halle und Rostock, den sechsten Platz und zogen in die Play-off-Runde ein.

Wirtschaftlich hatten Peter Billigmann und Co. den Verein aus der Deichstadt in der ersten Saison ihrer Tätigkeit (2013/2014) zunächst vor der drohenden dritten Insolvenz in der Neuwieder Eishockeygeschichte seit der Gründung im Jahr 1979 als EHC TOM Neuwied „Panther“ bewahrt. Nach einer desaströsen Oberligasaison 2012/2013 mit 22 Niederlagen in 22 Spielen hatte der EHC damals am Boden gelegen. In der Spielzeit 2013/2014, der ersten der kurzen Ära Billigmann, wurde dann die Regionalliga-Meisterschaft gefeiert, und es gelang souverän der direkte Wiederaufstieg in die dritthöchste Spielklasse, die Oberliga West.

Der Etat wuchs innerhalb von drei Jahren bis zur Spielzeit 2015/2016 von rund 250.000 Euro sukzessive auf einen hohen sechsstelligen Betrag an. Mehr Sponsoren und mehr Zuschauer waren die Garanten dafür, dass es rasant aufwärts ging. Rund 27.000 Fans lösten in der vergangenen Saison Eintrittskarten für die Heimspiele der Neuwieder Bären in der neu gegründeten Oberliga Nord.

Von der Konkurrenz beneidet reisten die Neuwieder mit zum Teil beeindruckend großer Fanunterstützung von vielen hundert Anhängern zu Auswärtsspielen nach Halle, Herne und zuletzt ins niederländische Tilburg. Sogar gegen die Trappers, die gleich in ihrem Premierenjahr ihrer Teilnahme in der deutschen Liga die Meisterschaft gewannen, siegte Neuwied auswärts (4:1) und zu Hause (2:1).

Und jetzt soll der Klub insolvent sein?

Und jetzt soll der Klub insolvent sein? In den vergangenen Wochen hatten die Verantwortlichen unter der Regie des EHC-Teammanagers Carsten Billigmann die Personalplanungen für die neue Saison bereits sehr weit vorangetrieben. Viele Verträge wurden verlängert, neue Spieler verpflichtet, talentierte Nachwuchsspieler an Land gezogen. Das alles nach der Saison, die für die Bären mit dem Aus im Play-off-Achtelfinale um die Oberliga-Meisterschaft gegen die Hannover Indians (1:3, 2:4, 1:3) am 15. März dieses Jahres zu Ende ging. Und nun, drei Monate später, tun die Verantwortlichen mit ihrem Insolvenzantrag kund, dass es keine wirtschaftliche Tragfähigkeit (mehr) geben soll.

Spätestens als der EHC-Pressesprecher Tom Neumann am Donnerstag vergangener Woche auf seiner Facebook-Seite seinen Rücktritt erklärte („Nach 18 Jahren – mit wenigen Unterbrechungen – bin ich als Pressesprecher des EHC Neuwied zurückgetreten. Danke, Bärenbande, für die coole Zeit!“) schossen die Gerüchte ins Kraut. Und viele, denen die Bären am Herzen liegen, fragen sich jetzt verwundert: Wie passt das alles zusammen?

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