Pleite gegen das Schlusslicht
EHC Neuwied verpatzt Generalprobe vor den Play-offs
Verners Egle, Lennart Esche
Weiss René. René Weiss

Es sollte das Warm-up für die wichtigsten Spiele der Saison werden, doch Selbstvertrauen konnte der EHC Neuwied zum Abschluss der Hauptrunde nicht tanken. Dämpfer statt Mutmacher – so lautete das Fazit des Heimspiels gegen Schlusslicht Mechelen.

Es ist das zweite Mal in den vergangenen 15 Monaten, dass der EHC Neuwied eine herbe Enttäuschung mit den Mechelen Golden Sharks in Verbindung bringt. Selten gab es so viele fassungslose Gesichter im Icehouse wie nach der 3:4 (3:0; 0:0; 0:4)-Niederlage am Sonntagabend. Zuletzt Mitte November der Vorsaison, als die Bären mit einem 3:7 gegen den gleichen Gegner enttäuschten. Damals war es der Wendepunkt hin zu einer erfolgreichen Saison, die bis ins Finale führte. Jetzt hofft Manager Carsten Billigmann auf einen Weckruf zur rechten Zeit. „Die Mannschaft muss sich ganz schnell wieder zusammenreißen und zeigen, was sie kann, sonst haben wir hier schneller Sommerpause, als wir gucken können“, warnt Billigmann vor den am Freitag beginnenden Play-offs.

„Wir haben im ersten Drittel noch super gespielt, das zweite ist dann dahingeplätschert – und für das dritte kann ich mich bei allen nur entschuldigen.“
Carsten Billigmann, Manager EHC Neuwied

Das letzte Drittel des abschließenden Hauptrundenspiels hatte Billigmann sprachlos gemacht: „Wir haben im ersten Drittel noch super gespielt, das zweite ist dann dahingeplätschert – und für das dritte kann ich mich bei allen nur entschuldigen.“ Durch Tore von Tom Stumpe (3.), Jeff Smith (8.) und Michael Jamieson (20.) gingen die Bären mit einer eigentlich beruhigenden 3:0-Führung in die erste Pause. Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass der EHC gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten etwas liegenlässt, zumal sich zahlreiche Gelegenheiten boten, noch weiter davonzuziehen.

Logan Flodell, Weltenbummler im Tor der Belgier, der die vergangene Saison in Polen, England und Australien verbrachte, zeigte, warum er früher aber auch schon in der American Hockey League, der zweithöchsten Spielklasse in Nordamerika, auf dem Eis stand. „Nicht zum ersten Mal in dieser Saison haben wir einen gegnerischen Torhüter berühmt geschossen“, bemängelte Billigmann die Zielstrebigkeit und Kaltschnäuzigkeit in der gegnerischen Zone.

Überraschende Wende in der Schlussphase

Bis weit ins dritte Drittel hinein hatte der im ersten Abschnitt herausgeschossene Vorsprung Bestand. Dann stellten die Bären, bei denen Juuso Rajala krankheitsbedingt genauso wie schon bei der 2:3-Niederlage nach Pernaltyschießen am Freitag in Heerenveen fehlte, Verteidiger Finn Walkowiak nach dem ersten Abschnitt angeschlagen das Eis verlassen musste und auch Cheftrainer Leos Sulak krankheitsbedingt das Bett hütete, ihren Dienst fast komplett ein. „Was passiert ist, überrascht mich wahrscheinlich noch mehr als euch“, kommentierte Mechelens Trainer Gil Paelinck die Wende des Spiels in der Schlussphase.

Jubelnde Mechelner, rechts Maximilian Rieger
Weiss René. René Weiss

Flodells Paraden und die individuelle Klasse von Verners Egle ließen Paelinck staunen und das Bären-Lager kopfschüttelnd zurück. Vor dem letzten Saisonspiel der Sharks, die als Tabellenneunter als einzige Mannschaft die Play-offs verpassen, und dem letzten von Paelinck auf der Bank der Belgier war Egle an exakt zwei Dritteln der CEHL-Hauptrundentore seiner Mannschaft beteiligt. Am Sonntag trieb er diese Quote mit einem lupenreinen Hattrick zum 3:3-Gleichstand (48., 54., 59.) sowie der Vorlage zum ganz dicken Ende für die Neuwieder zwei Sekunden vor der Schlusssirene weiter in die Höhe. Seinen Schuss fälschte Sturmpartner Sandro Bosmans zum 3:4-Endstand ab. Der Lette hat mehr drauf als Tabellenkeller in der CEHL.

Play-off-Auftakt am Freitagabend

Trotz der Niederlage behielt der EHC auch am letzten Spieltag die Tabellenführung und geht somit als Erster mit der vermeintlich besten Ausgangslage in die Play-offs, weil die Snackpoint Eaters Limburg-Geleen im Spitzenspiel gegen Titelverteidiger Lüttich Bulldogs mit 0:2 unterlagen. Für das Viertelfinale bedeutet das, dass Neuwied es mit den Unis Flyers Heerenveen zu tun bekommt. „Unser Plan war es, dass wir gegen Mechelen unser Selbstvertrauen stärken und nach drei Niederlagen gegen Heerenveen in der bisherigen Saison gestärkt in die K.o.-Runde gehen“, erklärte Billigmann. Der erste Teil dieses Vorhabens ist gescheitert. Dem zweiten stellen sich die Bären ab Freitagabend, 20 Uhr, zu Hause im ersten von mindestens zwei Spielen.

Top-News aus dem Sport