Eishockey: Xaver Hochstraßer verwandelt gegen Den Haag den entscheidenden Penalty - Ab Samstag gegen Lüttich
Bären-Wahnsinn in Den Haag: Drei Tore in 54 Sekunden bringen EHC Neuwied ins Endspiel
Rein ins Tor, rein ins Finale: Xaver Hochstraßer lief als letzter der insgesamt zehn Penaltyschützen an und verlud Den Haags Torhüter Brett Magnus. Der 23-Jährige machte den Endspiel-Einzug der Bären perfekt. Foto: René Weiss
René Weiss

Eishockey verrückt am späten Dienstagabend im Den Haager Sportkomplex „De Uithof“: Der EHC Neuwied hat das Finale der BeNe- League erreicht, obwohl bis in die 57. Minute hinein ein 1:3-Rückstand auf der Anzeigetafel stand.

Nach drei EHC-Toren binnen 54 Sekunden, einem weiteren Gegentreffer und dem anschließenden Penaltyschießen konnten die Bären ihr Glück kaum fassen, das entscheidende dritte Halbfinalspiel gegen UltimAir Hijs Hokij Den Haag mit 5:4 (0:3, 1:0, 3:1, 0:0, 1:0) für sich entschieden zu haben.

Eine fünfstündige Busfahrt nach Den Haag bietet ausreichend Zeit für die unterschiedlichsten Gesprächsthemen. Irgendwann philosophierten EHC-Trainer Leos Sulak und -Manager Carsten Billigmann darüber, welche Spieler nach dem verlorenen Penaltyschießen in Spiel zwei am Sonntag für den „Shootout“ noch in Frage kommen können. „Xaver Hochstraßer kann das“, fand Sulak. „Thorben Beeg auch“, entgegnete Billigmann.

Und genau diese beiden Spieler sollten im Showdown der Partie noch entscheidend in Aktion treten. Nachdem Juuso Rajala, Jeff Smith und Thorben Beeg gegen Brett Magnus verwandelt hatten, lief Hochstraßer um 23.05 Uhr auf den kanadischen Torhüter der Niederländer zu. „So nervös war ich noch nie zuvor in meinem Leben“, erklärte der 23-Jährige später, als er sich nach dem Spiel mit einer ordentlichen Portion Nudeln auf einem Pappteller in einem ausgedienten Bar-Raum im besten 1980er-Jahre-Stil direkt neben der EHC-Mannschaftskabine am Tresen niederließ. Vor Nervosität keine Spur, als Hochstraßer auf dem Eis einen Haken nach rechts machte, Magnus auszockte und die Scheibe mit der Rückhand ins Netz schob. Schluss, Aus, Feierabend, Finale.

Trotz 0:3-Rückstand den Glauben nie verloren

Die durch die vielen Ausfälle kräftemäßig auf dem Zahnfleisch kriechenden Bären lagen nach 13 Minuten schier aussichtslos mit 0:3 hinten. „Ich wusste, dass es noch mal knapp werden kann, wenn wir zum 1:3 verkürzen“, sagte Trainer Sulak später. Thorben Beeg tat's im Mitteldrittel bei einem Zwei-gegen-Eins-Konter (35.). Weil sich dann eine ganz Zeit lang am Ergebnis nichts veränderte, schien die Saison 2023/2024 für die Deichstädter in Den Haag ein Ende zu finden. „Ich traue unseren Jungs mit ihrer unfassbaren Mentalität und Moral grundsätzlich alles zu. Aber, als es vier Minuten vor dem Ende immer noch 1:3 stand, habe ich schon überlegt, welcher Gartenarbeit ich mich am Samstag zu Hause widme“, erzählte Manager Billigmann später.

Weil Jeff Smith (57.), Tobias Etzel und Maximilian Wasser (beide 58.) innerhalb von 54 Sekunden den 1:3-Rückstand in eine 4:3-Führung drehten, Joey Oosterveld dann jedoch postwendend egalisierte (59.) und nach der torlosen Verlängerung vier von fünf EHC-Schützen ihre Penaltys verwandelten, wird Billigmann mit dem Team am Samstag im Mannschaftsbus nach Lüttich zum ersten Finale aufbrechen, anstatt sich um den heimischen Garten zu kümmern. Spielbeginn in Lüttich wird um 19.30 Uhr sein, Spiel zwei findet am Sonntag um 19 Uhr in Neuwied statt, Spiel drei folgt am Dienstag, 26. März, 20 Uhr, in Lüttich. Mögliche weitere Termine der „Best-of-five-Endspielserie“ wären Donnerstag, 28. März, 20 Uhr in Neuwied und Samstag, 30. März, 19.30 Uhr, in Lüttich.

„Es ist unglaublich, dass wir dieses Spiel gedreht haben. Diese Jungs sind einfach top“, strahlte Trainer Sulak wie ein Honigkuchenpferd. Immer wieder schüttelte er auf der Heimfahrt ungläubig den Kopf: „Das gibt es einfach nicht.“

HH Den Haag: Magnus – van Hulten, Kronenburg, van Oeveren, Willemse, van Oorschot, Smid – Oosterveld, van Bentem, Bison, van der Schuit, Evers, van Schilt, Niddery, Collard, de Zwart, Turpijn, Brothers.

EHC Neuwied: Guryca – Esche, Apel, Dennis Schlicht, Magee, Klyuyev, Rieger – Rajala, Beeg, Litvinov, Anton, Hochstraßer, Sperling, Wasser, Smith.

Schiedsrichter: Tim Tzirtziganis/ Pascal Keus. – Strafminuten: 8:6.

Tore: 1:0 Tobie Collard (Brothers, Turpijn) 6‘, 2:0 Raymond van der Schuit (Willemse, van Oorschot) 7‘, 3:0 Chad Niddery (van Oorschot, Willemse) 13‘, 3:1 Thorben Beeg 35‘, 3:2 Jeff Smith (Sperling, Rajala) 57‘, 3:3 Tobias Etzel (D. Schlicht) 58‘, 3:4 Maximilian Wasser (Magee, Klyuyev) 58‘, 4:4 Joey Oosterveld (Smid) 59‘, Penaltyschießen: 4:5 Xaver Hochstraßer.

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