Niko Springer bei der Darts-WM
Ein „Meenzer Bub“ will’s im „Ally Pally“ wissen
Der aus Siefersheim stammende Niko Springer wird im Dezember an der Darts-WM in London teilnehmen.
German Darts Management

Am 15. Dezember beginnt im legendären Londoner Alexandra Palace die Darts-Weltmeisterschaft. Mittendrin statt nur dabei: der in Mainz geborene und im rheinhessischen Siefersheim (Kreis Alzey-Worms) aufgewachsene Niko Springer.

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Immer wieder zum Jahresende ist es so weit: Für viele Sportfans, auch in der Region, ist es gute Tradition, sich mit Anbruch der (Vor-)Weihnachtszeit intensiv der Darts-Weltmeisterschaft zu widmen. Vor den heimischen Fernsehgeräten wird die Veranstaltung, die im Londoner Alexandra Palace steigt, gerne verfolgt. Und manch einer nimmt sich sogar ein paar Tage Urlaub, um als Fan dem Spektakel, das für seine besondere Party-Atmosphäre bekannt ist und bei dem sich die Zuschauer auch mal in kuriose Kostüme werfen, dabei zu sein.

Ein heimischer Protagonist wird ab Mitte Dezember nicht nur als Beobachter, sondern auch als Aktiver im legendären „Ally Pally“ mit von der Partie sein. Der 24-jährige Niko Springer, in Mainz geboren und in Siefersheim (Kreis Alzey-Worms, nur wenige Kilometer vom Kreis Bad Kreuznach entfernt) aufgewachsen, hat sich im Oktober über die Development Tour, also die Nachwuchsrunde des Dachverbandes „Professional Darts Corporation“ (PDC), für die WM qualifiziert. Damit gehört der „Meenzer Bub“, wie er sich bei Wettkämpfen nennt, zu einer erlesenen Auswahl an deutschen Spielern, die in der britischen Hauptstadt vertreten sein werden.

Bei einem Spieleabend fing alles an

„Ich freue mich extrem und bin schon sehr gespannt. In den Wochen nach der Entscheidung hat es schon etwas gedauert, bis ich das alles überhaupt realisiert habe“, erzählt Springer, der Ende 2015, Anfang 2016 mit dem Darts spielen begonnen hatte: „Ursprünglich war ich als Fußballer aktiv, musste dort aber aufgrund einer Verletzung aufhören. Da ich sehr sportbegeistert bin, musste etwas anderes her. Bei einem klassischen Spieleabend zu Hause, an einer einfachen E-Dartscheibe, hat es dann angefangen.“

Die Stimmung bei der Darts-WM im Londoner "Ally Pally" gilt als legendär. Gerne werfen sich die Zuschauer dabei auch mal in kuriose Kostüme.
dpa/PA/Zac Goodwin

Springer fand schnell Gefallen am Pfeile werfen und machte ebenso zügig Fortschritte. „Irgendwann hat mich mein Nachbar Joachim Becker zur Darts-Mannschaft in Siefersheim mitgenommen. Dort hat mich mein späterer Manager Michael Gschwindt entdeckt. Er muss irgendetwas in mir gesehen haben, mit ihm war ich anschließend bei zahlreichen Turnieren unterwegs“, sagt Springer. Neben Gschwindt unterstützen die ebenfalls in der Kreuznacher Region beheimateten Patrick Rusch und Söhren Unverzagt das rheinhessische Darts-Talent mit Rat und Tat. Sie helfen etwa bei organisatorischen Angelegenheiten sowie in den Bereichen Sponsoring und Marketing.

Lobende Worte von Weltmeister Peter Wright

Die Erfolgserlebnisse ließen für Springer, der für den Bundesliga-Verein DC Nostra Dart Mus Kaiserslautern aktiv ist, jedenfalls nicht lange auf sich warten. Im Jahr 2022, bei seinem ersten Auftritt in einem European-Darts-Turnier, sorgte er beispielsweise direkt für Furore. Nach Siegen gegen Jermaine Wattimena (damals Nummer 36 der Welt) und Brendan Dolan (Nummer 23) verlor er in Riesa erst im Achtelfinale gegen den amtierenden Weltmeister Peter Wright.

„Er hat mich im Anschluss auch sehr gelobt. Das war schon ein cooles Gefühl, dort mithalten zu können“, berichtet Springer, der seinen Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit als große Stärken ansieht: „Ich möchte einfach immer gewinnen, auch wenn ich mal deutlich zurückliege. Dadurch ist mir schon die eine oder andere Aufholjagd gelungen.“ Trotz des großen Aufwands, den er für den Sport betreibt, setzt er aber noch nicht alles auf die „Karte Darts“ , sondern steht weiterhin mitten im Berufsleben und ist derzeit am Landgericht in Wiesbaden tätig. Hier wird er im kommenden Jahr jedoch seine Arbeitszeit reduzieren, um vermehrt an Turnieren teilnehmen zu können. „Das wird eine neue Situation für mich, in der ich noch mehr auf Reisen sein werde. Mal schauen, ob das etwas für mich ist. Ich mache mir da keinen Druck“, betont der Siefersheimer.

„Mein Ziel war es, bis 2030 mal bei der WM dabei gewesen zu sein. Es ist toll, dass das nun schon früher geklappt hat.“
Niko Springer, Darts-Spieler aus Siefersheim (Kreis Alzey-Worms)

Druck soll auch ein Fremdwort sein, wenn er ab Mitte Dezember bei der WM in London antritt. Den Startplatz über die PDC-Nachwuchsrunde hatte er sich souverän gesichert. „Dabei sein ist alles. Man spielt natürlich, um zu gewinnen. Aber ich denke da Schritt für Schritt und will mich so gut wie möglich verkaufen. Mein Ziel war es, bis 2030 mal bei der WM dabei gewesen zu sein. Es ist toll, dass das nun schon früher geklappt hat“, meint Springer, der plant, ein paar Tage vor seiner ersten Partie nach London zu reisen, um sich bestmöglich zu akklimatisieren.

„Ich war noch nie im ’Ally Pally’. Das wollte ich erst erleben, wenn ich mich mal als Teilnehmer qualifiziere. Was die Atmosphäre angeht, wird das nicht mit dem zu vergleichen sein, was ich bisher gesehen habe. Ehe ich selbst spiele, möchte ich mir nach Möglichkeit vorher ein paar Begegnungen ansehen“, lautet der Fahrplan des 24-Jährigen, der es in der ersten Runde direkt mit einem Hochkaräter zu tun bekommt: Gegner wird der letztjährige Halbfinal-Teilnehmer Scott Williams aus England sein. Sollte Springer die Überraschung schaffen, würde in Runde zwei in Rob Cross, Weltmeister von 2018 und aktuell Fünfter der Weltrangliste, ein weiterer Engländer warten. Die Erstrunden-Partie gegen Williams ist bereits terminiert und wird am Donnerstagabend, 19. Dezember, steigen.

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