Serie „Sportliche Familien“
Die Eislöffels: Familienpower auf dem Trampolin
Sport ist in den meisten Fällen mit ehrenamtlichem Engagement verbunden – vor allem beim Turnen. Das weiß Familie Eislöffel um Ingrid, Aurelia und Steffen vom MTV Bad Kreuznach nur zu gut.
Fabian Herbst

Ob Geschwister, Eltern mit ihren Kindern oder Ehepaare: Sport bringt Menschen aller Art zusammen und sorgt mitunter für interessante Familienkonstellationen. In unserer Serie „Sportliche Familien“ stellen wir genau diese vor. Heute: Familie Eislöffel

„Während andere Familien im Urlaub in die Berge oder an den Strand fliegen, reisen wir gemeinsam zu Turnwettbewerben“, sagen Steffen, Ingrid und Aurelia. Die Eislöffels aus Bad Kreuznach sind eine waschechte Turnerfamilie. „Wir kennen keine Work-Life-Balance. Trampolinturnen ist unser Leben, jeden Tag, den ganzen Tag“, erklärt die Familie. Und das bereits in zweiter Generation.

Mutter Ingrid Eislöffel ist die gute Seele der Trampolinabteilung des Männerturnvereins (MTV) Bad Kreuznach. „Ich turne seit meinem zehnten Lebensjahr“, sagt die 46-Jährige. „Ich fing mit Geräteturnen an und wechselte dann durch eine Freundin auf das Trampolin.“ Während ihrer Laufbahn schaffte sie es bis in den Landeskader. Bis heute hat sie sich dem Trampolinsport verschrieben.

Neben ihrer Teilzeittätigkeit in der Buchhaltung der Diakonie Bad Kreuznach ist sie stellvertretende Abteilungsleiterin und Pressewartin Trampolin des Männerturnvereins und somit des Bundesstützpunktes. In dieser Funktion plant und organisiert sie die Trainingszeiten und Wettkämpfe der Athleten. Zudem ist sie Trainerin, Kampfrichterin und Talentsichterin in einem.

Seit mehr als 40 Jahren ist Vater Steffen Eislöffel bereits im Trampolinturnen tätig. „Ich turnte mit 12 Jahren zunächst für einen Karnevalsverein in Bad Kreuznach und wechselte zwei Jahre später aus Interesse zum Trampolinturnen“, berichtet der 56-Jährige. Die richtige Entscheidung, wie sich im Laufe seiner Karriere herausstellen sollte. Eislöffel wurde Vize-Weltmeister und zweimal Mannschaftsweltmeister im Trampolinturnen.

Seit 1989 ist er nun Trainer beim MTV Bad Kreuznach und mittlerweile sportliche Leitung des Bundes- und Olympiastützpunktes sowie Landesleistungszentrums Trampolinturnen in Bad Kreuznach. Als Coach verhalf er unter anderem Anna Dogonadze zur Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Heute trainiert er Olympiateilnehmer Fabian Vogel und Tochter Aurelia Eislöffel.

Vater Steffen Eislöffel im Gespräch mit Tochter Aurelia bei einem Trampolinwettkampf.
Th.Rösler

Die 18-Jährige turnt bereits seit zehn Jahren. „Dabei wollte ich eigentlich nie Trampolin machen“, sagt sie. Neben Turnen probierte die Abiturientin Voltigieren und Reiten aus. „Doch aufgrund einer Verletzung konnte ich die Sportarten nicht mehr ausüben und wechselte aufs Trampolin.“ Dort machte die junge Turnerin in den vergangenen zwei Jahren von sich reden. 2023 wurde Aurelia Eislöffel Synchronweltmeisterin, 2024 qualifizierte sie sich in ihrem ersten Jahr bei den Erwachsenen für die Europameisterschaft und Anfang 2025 schaffte sie den Sprung in den Perspektivkader des Deutschen Turnerbundes (DTB). Nach dem Olympiakader ist das die höchste Mannschaftsebene des DTB.

Sehr zur Freude der Eltern. „Natürlich freuen wir uns, dass unsere Tochter in unsere sportlichen Fußstapfen tritt“, sagen Steffen und Ingrid Eislöffel. „Als Eltern feiern wir ihre Erfolge natürlich mehr als bei unseren Athleten, trauern bei Niederlagen dagegen auch mehr mit ihr.“

Aurelia Eislöffel mit ihrer Turnpartnerin bei einem Wettbewerb im Synchron-Trampolinturnen.
Th.Rösler

Besondere Trainingsatmosphäre

Doch auch wenn die Drei von morgens bis abends zusammen in der Turnhalle stehen und es mal nicht so läuft, gebe es kaum Knatsch untereinander. „Da wir Leistungssport auf hohem Niveau betreiben, geraten wir oft an unsere körperlichen und mentalen Grenzen, Streitereien gibt es bei uns aber tatsächlich wenig“, sagen die Eislöffels.

„Aber das Training mit der eigenen Tochter ist tatsächlich spezieller als mit anderen Athleten“, betont Vater Steffen in seiner Funktion als hauptamtlicher Stützpunkttrainer. „Wenn ich Aurelia kritisiere, dann schon mehr als andere Athleten. Im Gegenzug muss ich damit rechnen, dass sie entsprechend zurück meckert.“ Während man mit der eigenen Tochter intensiver und persönlicher diskutiere, wäre das mit anderen Athleten nicht denkbar. „Da verliere ich als Trainer Objektivität und Autorität“, findet Steffen Eislöffel. Darüber hinaus müsse er darauf achten, Aurelia nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als den anderen Sportlern des Stützpunktes, um alle fair zu behandeln.

Doch das gemeinsame Training habe auch Vorteile. „Als Tochter weiß mein Vater natürlich, wie ich ticke und kann mich in gewissen Momenten besser verstehen und entsprechend helfen“, sagt die 18-Jährige. Diese Bindung habe Steffen Eislöffel mit anderen Athleten eben nicht. Mit dem eigenen Vater zu trainieren, ist für Aurelia Eislöffel daher kein Problem. Im Gegenteil. „Es ist eher komisch, wenn er nicht dabei ist.“

In diesem Jahr steht für die Eislöffel-Juniorin die Trampolin-Weltmeisterschaft in Spanien auf dem Programm – natürlich wieder mit Vater Steffen und Mutter Ingrid. Eben ein typischer Eislöffel-Familienurlaub.

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