Paul Klär, Ex-Trainer des Basketball-Oberligisten TuS Treis-Karden und Berufssoldat, feiert mit seiner Familie erstmals Weihnachten in den USA
Weihnachten in Las Vegas: Bei Klärs gibt es an Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen
Familie Klär vor ihrem Weihnachtsbaum in Summerlin.
Paul Klär

Draußen blinkt alles. Vegas, Baby! Drinnen gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen. Zumindest ein Teil des Weihnachtsessens an Heiligabend bei den vier Klärs wird typisch deutsch sein. Es wird ihr erstes Weihnachtsfest in Las Vegas. Direkt nach der vergangenen Saison zog es Paul Klär, den Trainer des Basketball-Oberligisten TuS Treis-Karden, und seine Familie aus dem überschaubaren Eifelörtchen Üdersdorf in die Wüste Nevadas.

In eine Stadt, von der Klär sagt: „Es ist ein Spielplatz für Erwachsene, die Amerikaner denken einfach größer.“ Auch oder gerade an Weihnachten. Spürbar ist das praktisch überall in Las Vegas. Auch in Summerlin, einem Randbezirk von Las Vegas. Hier steht das Einfamilienhaus, in dem Paul Klär, seine Frau Joana und die beiden Kinder Fritz und Erna seit April leben. Sehr gut leben, wie Berufssoldat Klär sagt: „350 Quadratmeter, sechs Zimmer, fünf Bäder. Aber nicht, weil wir das brauchen, sondern, weil es hier so ist. Du kriegst nur sowas.“

Familie Klär vor ihrem Weihnachtsbaum in Summerlin.
Paul Klär

Zumindest in Summerlin, einem dieser typisch amerikanischen Bilderbuchviertel, wie Klär es beschreibt. „Summerlin ist so zehn Jahre alt, es gibt hier schöne Wege, Spielplätze, man wohnt hier sicher“, weiß der 46-Jährige, der im Norden von Las Vegas für die NATO arbeitet und ergänzt: „Es gibt hier auch andere Bezirke, da willst du nicht tot überm Zaun hängen.“ Gut, wo will man das schon.

Klär weiß aber, von was er spricht, wenn er diese Redewendung benutzt, um einen Ort zu beschreiben, in den es einen nicht unbedingt zieht: „Ich bin gebürtiger Berliner, wir sind aus dem Ostteil. Ich bin also einige Dinge gewohnt, aber das ist schon eine harte Nummer hier teilweise.“

Ein Eisbär blinkt im Vorgarten der Klärs.
Paul Klär

Nicht in Summerlin, wo es so ziemlich in jedem Vorgarten blinkt an Weihnachten. Auch bei den Klärs. Allerdings noch nicht so wie bei den Griswolds in der amerikanischen Komödie „Eine schöne Bescherung“. Klär schmunzelt: „Es ist genauso, wie man es aus den Filmen kennt. Innen und außen ist alles geschmückt. Wir kaufen uns jetzt Jahr für Jahr etwas dazu, es ist ja auch teuer. Ich will nicht wissen, was manche für eine Stromrechnung haben.“ Bei den Klärs grüßt ein beleuchteter Eisbär im Garten, der Grinch wünscht frohe Weihnachten an einem Türeingang, ein toller Baum steht im Wohnzimmer.

„Weihnachtsgebäck. Lebkuchen, Spekulatius, Plätzchen. Das haben sie hier nicht, das können sie nicht.“

Paul Klär

Dort werden sie traditionell an Heiligabend Bescherung machen, Verwandtschaft aus Deutschland hat sich angekündigt. „In Amerika kommt ja der Weihnachtsmann vom 24. auf den 25. Dezember, aber wir werden das wie immer machen“, sagt Klär. Und da er eben aus Berlin kommt, ist für Klär klar: „Kartoffelsalat und Würstchen müssen auf jeden Fall dabei sein.“ Und sonst? „Es wird ein Mischmasch sein, Klöße, Rotkraut, Truthahn wahrscheinlich“, erzählt Klär. Deutsch-amerikanisch eben. Was Klär neben Brot generell an Weihnachten speziell vermisst gegenüber Deutschland: „Weihnachtsgebäck. Lebkuchen, Spekulatius, Plätzchen. Das haben sie hier nicht, das können sie nicht.“

House-Party bei Nachbarn: "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagt Paul Klär..
Paul KLär

Weihnachten an sich können sie aber in den USA. Wie die Eltern eines Kindes, das mit Söhnchen Fritz in den Kindergarten geht. „Sie haben eine Weihnachts-Houseparty veranstaltet. Mit Weihnachtsmann, Kunstschnee, Hüpfburg, Foodtruck, Cocktails – sowas habe ich noch nicht gesehen“, erzählt Klär von der Feier in der Nachbarschaft.

Super Bowl kommt nach Las Vegas

Sport können sie natürlich auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Las Vegas wird hier immer mehr zum Thema, Teams ziehen hierhin um. Seit 2017 spielen die Las Vegas Golden Knights in der Wüste Eishockey, sie sind amtierender NHL-Champion. Die Basketballerinnen der Las Vegas Aces haben zuletzt zweimal die Meisterschaft gewonnen. 2020 zogen die Footballer der Las Vegas Raiders aus dem kalifornischen Oakland ins Allegiant Stadium (72.000 Zuschauer), am 11. Februar wird in Vegas der Super Bowl ausgetragen.

Klärs Leidenschaft gilt natürlich dem Basketball, er hat auf seiner Liste NBA-Spiele stehen – wie irgendwann mal bei „seinen“ Los Angeles Lakers. „Seine“ Treis-Kardener verfolgt er selbstverständlich auch noch, schließlich hat er dort fünf Jahre lang trainiert und davor gespielt. Dass vergangene Saison nur ein Sieg zum Oberliga-Titel fehlte, hat er verwunden: „Es hat eine Weile gedauert, bis man loslässt. Man verfolgt das, ist interessiert, ist auch noch in Kontakt, das ist ja normal. Aber ich probiere schon, das nicht zu nah an mich dranzulassen.“

Paul Klär ist unter anderem noch in der Veteran-League aktiv.
Paul Klär

In Las Vegas spielt er selbst noch in zwei Ligen mit, einer für „Veteranen“ und einer offenen. „In der Veteran-League waren wir im Finale, beim Gegner waren vier ehemalige NBA-Spieler, das Niveau war schon ordentlich, alles ist gut organisiert“, sagt Klär. Zudem hat es ihm „Pickleball“ angetan, das Elemente aus Badminton, Tennis und Tischtennis miteinander vereint. Zum Basketball meint er: „Ich genieße das sehr, nur Spieler zu sein, kein Coach, kein gar nix.“

Silvester mit Blick auf den “Strip"

Seine Familie genießt die Zeit ebenfalls sehr – auch wegen der Temperaturen. „Allein das Wetter macht etwas mit einem, hier stehen halt Palmen rum und du hast einfach keine Niederschläge hier. Joana fühlt sich sehr wohl, wir sind wirklich froh, dass die Kinder diese Erfahrung machen können“, sagt Klär. Angelegt war diese Erfahrung auf drei Jahre, eine Verlängerung ist aber durchaus drin. Eventuell bis Mitte 2027, weil Töchterchen Erna dann in die Schule gehen würde, zeitlich würde das gut passen.

Aber erst einmal steht 2024 an. Silvester: „Wir wohnen bisschen höher, da gibt es schöne Ecken, von wo aus wir auf den Strip gucken können.“ Den blinkenden und glamourösen Las-Vegas-Strip. „Das wird sicher krass“, ahnt Klär. Krass und groß.

Top-News aus dem Sport