Koblenz feiert 107:69
Neues Duo verhilft Guardians zu Rekordsieg
Er kam, sah - und setzte gleich Akzente: Guardians-Neuzugang Akexandre Bouzidi überzeugte beim 107:69 gegen Vechta II als kluger Aufbauspieler.
Wolfgang Heil

Die Negativserie ist beendet, die EPG Guardians Koblenz sind mit dem 107:69 gegen Vechta II dem Klassenverbleib in der 2. Basketball-Bundesliga Pro A ein großes Stück näher gekommen. Was nicht zuletzt an zwei Last-Minute-Neuzugängen liegt.

Es sieht so aus, als sei den EPG Guardians auf den letzten Drücker ein echter Transfer-Coup gelungen. Nachdem der Koblenzer Basketball-Zweitligist in dieser Saison bei den Personalentscheidungen nicht immer ein glückliches Händchen gehabt hatte, präsentierten sich nun beim 107:69 (66:29) gegen Vechta II zwei Neuzugänge auf dem Parkett, die ihre Mission prompt mehr als erfüllt haben. Der junge Franzose Alexandre Bouzidi und der erfahrene US-Amerikaner William Lee stellten gleich in ihrem ersten Einsatz unter Beweis, dass sie das Team sichtbar besser machen, gemeinsam mit den Kollegen konnten sie den höchsten Koblenzer Sieg in der Pro A verbuchen. Nicht ganz unerheblich: Durch den Erfolg gegen die Niedersachsen rückt der Klassenverbleib für die Guardians ein großes Stück näher.

Von allen Beteiligten fällt eine große Last ab

„Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, das hat richtig Spaß gemacht“, sagte Bouzidi später, „vor allem mit William hat es schon ganz gut geklappt.“ Gemeint war Lee, der wie er selbst denkbar knapp vor dem Ende der Transferfrist den Weg nach Koblenz gefunden hatte. Bouzidi, U20-Nationalspieler Frankreichs, flog am Donnerstag aus Limoges ein, Lee kam nahezu zeitgleich aus Marokko ans Deutsche Eck. Von den Sehenswürdigkeiten der Stadt, so sagte Bouzidi mit einem Lächeln, habe er noch nichts mitbekommen, „aber in den nächsten Tagen wird da sicher mal Zeit sein.“ In punkto Basketball könnte das Duo selbst zu einer Attraktion werden, „beide verändern das ganze Spiel“, hielt Guardians-Sportdirektor Thomas Klein erleichtert fest. Bei ihm selbst wie auch bei Trainer Marco van den Berg fiel denn auch eine große Last ab, nach zuvor acht Niederlagen am Stück war durchaus Druck auf dem Kessel gewesen. „Das war mal nötig“, sagte Kapitän Dominique Johnson, „ich hoffe, dass jetzt der Knoten geplatzt ist.“

Auf dem Weg zum Korb: Guardians-Neuzugang William Lee.
Wolfgang Heil

Lee, ein Kerl wie ein Baum, war von van den Berg gleich in die erste Fünf beordert worden und führte sich mal eben mit sieben Punkten in den ersten fünf Minuten ein. Der 2,06-Meter-Mann soll vor allem die Defensive stabilisieren, zeigte aber auch, dass er einen feinen und präzisen Wurf aus der Mitteldistanz hat. „Für mich war wichtig, dass ich dem Team Energie gebe“, sagte er später - was ihm zweifellos gelang. Der 30-Jährige sorgte denn auch für die Höhepunkte des Spiels, als er im dritten Viertel einen „Alley Oop“-Pass von Leon Friederici per Dunking in den Korb stopfte, Lee blieb es auch vorbehalten, den 100. Punkt der Guardians zu erzielen.

Gäste leisten gegen starke Koblenzer kaum Gegenwehr

Das alles vor dem Hintergrund, dass die Gäste an diesem Abend vor 1217 Zuschauern einen gebrauchten Tag erwischten und erkennen ließen, warum sie am Tabellenende stehen. „Koblenz hat gefühlt jeden Wurf getroffen, aber wir haben auch überhaupt nicht dagegen gehalten“, war Vechtas Trainer Hendrik Gruhn restlos bedient. Nach einem furiosen ersten Viertel und einem 30:13 folgte zehn weitere beeindruckende Minuten der Koblenzer, mit dem 66:29 war die Partie schon zur Pause praktisch entschieden. Bemerkenswerte Randnotiz mit Blick auf die Statistik: Von zehn Dreiern landeten in Halbzeit eins sieben im Korb, allein DJ Johnson traf drei von fünf. Wann hatte es das zuletzt auf dem Oberwerth gegeben? „Du merkst dann einfach, dass die Dinger reingehen“, sagte der Kapitän lapidar.

Er macht die Mannschaft doppelt so gut.
Guardians-Trainer Marco van den Berg war voll des Lobes für Neuzugang Alexandre Bouzidi

Der einseitige Spielverlauf machte zweifellos auch Bouzidi die Integration leichter - der seinerseits aus dem Aufbau die Kollegen klug in Szene setzen konnte. Neben Lee profitierte vor allem auch Moses Pölking von dessen Zulieferdiensten, der zuletzt unglücklich agierende Center brachte es nun auf 15 Punkte. „Bouzidi hat einfach eine Ruhe am Ball“, beschrieb van den Berg nur eine von dessen Qualitäten, „er macht die Mannschaft doppelt so gut“. Was vielleicht etwas übertrieben war, aber der Trainer hob hervor, dass mit dem Neuzugang der Ball nun schneller zirkuliert und die Schützen damit mehr Zeit bekommen.

Und so kehrte mit einem Mal die berechtigte Hoffnung zurück, dass die Koblenzer die zuletzt wenig freudvolle Saison zu einem guten Ende führen können. „Wir wollen jetzt auch in Dresden gewinnen“, blickte van den Berg auf die nächste Partie in zwölf Tagen. Ein neues Duo gibt den Guardians neuen Mut.

Koblenz: Cockfield (17 Punkte), Draper (1), Johnson (15), Böhm (6), Ade-Eri, Bouzidi (7), Pölking (15), Bradley (10), Friederici (17), Lee (19), Hanzalek.

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