Ein Schritt vor, einer zurück. Nach dem wichtigen Auswärtssieg bei den Giants Düsseldorf unterlagen die EPG Guardians Koblenz im Heimspiel den Nürnberg Falcons mit 78:80 (38:34; 71:71) nach Verlängerung. Es war eine vermeidbare und unnötige Niederlage vor rund 600 Zuschauern in der CGM Arena, durch die es die Koblenzer verpassten, sich weiter vom unteren Tabellendrittel der 2. Basketball-Bundesliga Pro A zu distanzieren. Für die Franken wiederum war es der zweite Erfolg unter ihrem neuen Trainer Ralph Junge nach zuvor acht Niederlagen in Serie.
Bensmann wurde auf dem Spielberichtsbogen vergessen
Die intensive und umkämpfte Partie mündete in eine spannende Schlussphase mit mehreren Führungswechseln und Siegchancen für beide Seiten. Halbzeit eins deshalb im Kurzabriss: Die Gäste warteten mit einer Überraschung auf, gaben am Spieltag die Verpflichtung von Vincent Friedrici, zuvor in der Pro B bei den Berlin Braves aktiv, bekannt, dem jüngeren Bruder des Koblenzers Leon Friederici. Auf Koblenzer Seite gab es nach den bekannten Ausfällen von Michael Bradley und David Böhm nur eine Überraschung: Center Aike Bensmann machte sich warm, fehlte allerdings auf dem Spielberichtsbogen. Ein Versäumnis der Guardians-Offiziellen, die kurz vor Spielbeginn Bensmann nachtragen wollten, was der Spielleiter allerdings ablehnte. Guardians-Coach Marco van den Berg wollte den Sachverhalt im Anschluss nicht kommentieren. Nürnberg erwischte den besseren Start, die Hausherren leisteten sich im ersten Viertel sechs Ballverluste und kamen schwerlich zu Punkten. 11:20 hieß es nach acht Minuten, ehe Allin Blunt mit zwei Körben den Rückstand zum Viertelende verringerte. Blunt legte zum Start des zweiten Viertels nach. Dominique Johnson und Jakob Hanzalek ließen Dreier folgen, die den Koblenzern die erste Führung brachten, die schnell ausgebaut wurde. Mit der Halbzeitsirene traf Falcons-Topscorer Gabriel Kalscheur seinen zweiten von am Ende fünf Dreiern zum 38:34-Halbzeitstand. Halbzeit zwei verlief noch ausgeglichener. Das dritte Viertel ging mit 18:17 an die Gäste, die Highlights setzten aber die Koblenzer. Dami Ade-Eri sorgte mit seiner Athletik für den schönsten Dunk des Tages, Leon Friederici für den besten Wurf. Er traf aus dem Mittelkreis mit der Sirene zum 55:52. Bruder Vincent brachte Nürnberg per Dreier zu Beginn des Schlussviertels wieder ran. Ein Ex-Koblenzer, Leo Saffer, vor Saisonbeginn nach drei Jahren vom Oberwerth zu den Franken gewechselt, sorgte für die erneute Führung der Gäste und sollte noch zu einem der spielentscheidenden Akteure avancieren. Zunächst aber lieferten sich die Topscorer auf beiden Seiten ein Duell. Ty Cockfield war von den Falcons Mitte des Schlussviertels auf dem Weg zum Korb meist nur durch Fouls zu stoppen. Nürnberg stellte um auf eine Zonenverteidigung, stoppte damit zunächst auch den Zug von Cockfield zum Korb. Auf der Gegenseite übernahm Kalscheur mit zwei wichtigen Dreiern. Der zweite brachte den 71:71-Ausgleich bei noch fast zwei Minuten Restspielzeit.
Blunt und Draper verpassen wichtige Dreier
Nun nahm das Drama seinen Lauf. Beide Teams bekamen gute Wurfmöglichkeiten, doch der Ball wollte nicht mehr in den Korb. Den letzten Wurf bekam Nürnbergs Julius Wolf, doch auch dieser prallte vom Ring zurück. Also Verlängerung. Koblenz legte durch Leon Friederici vor, Nürnberg konterte durch Saffer, der die Lufthoheit unterm Korb hatte, die mitentscheidend wurde. Saffer und Wolf sicherten sich wichtige Rebounds. Saffer blockte zudem einen Wurf in der Verlängerung, insgesamt sogar vier. Entschieden wurde die Partie dann durch Freiwürfe von Kalscheur und dadurch, dass die Koblenzer zwei gute Wurfmöglichkeiten ausließen. Cockfield bediente einmal Kasey Draper in der Ecke, ein weiteres Mal Blunt. Beide Dreierversuche fanden ihr Ziel nicht, hätten für die Guardians aber den Sieg bedeuten können. „Wir hatten es in der Hand. Die richtigen, offenen Würfe waren am Ende da, wurden nur nicht getroffen. Es kam aus meiner Sicht auch an auf ein paar Schlüsselrebounds. Leo Saffer hat das gemacht, was wir uns erwarten von unseren Centern. Aber ich bin insgesamt nicht unzufrieden. Wir hatten nur zwei Ballverluste in der zweiten Halbzeit, hatten eine gute Spielkontrolle“, meinte van den Berg. Nürnbergs Trainer Junge gab zu Protokoll: „Insgesamt war es ein Kampf auf Augenhöhe. Wir sind in Viertel zwei sofort ins Hintertreffen geraten, als wir kurz nachließen. Dann haben wir uns gut gefangen, haben mit der Zone am Ende ein taktisches Mittel gewählt, das ganz gut aufging. Und mit Leo Saffer hatten wir eine entscheidende Präsenz unter dem Korb und auch das Quäntchen Glück.“
Ex-Koblenzer Saffer freut sich besonders
Der viel gelobte Saffer strahlte nach der Schlusssirene und freute sich merklich über die erfolgreiche Rückkehr: „Ich habe drei Jahre hier gespielt und war natürlich ein Stück weit motivierter. Auch habe ich mich auf die Halle und die ehemaligen Teamkollegen sehr gefreut. Im Spiel hatten wir Probleme in Halbzeit eins, sind nach der Pause aber immer mehr als Einheit zusammengewachsen und haben am Ende die richtigen Entscheidungen getroffen. Dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, freut mich natürlich besonders.“
Koblenz: Cockfield (20), Friederici (24), Johnson (6), Ade-Eri (2), Pölking (5), Blunt (6), Hanzalek (6), Stevens (4), Draper (5), Pötz.