80:92 gegen Top-Team Jena
Guardians schöpfen aus Niederlage neuen Mut
Nicht nur Guardians-Kapitän DJ Johnson (am Ball) streckte sich gegen Jena gewaltig - auch wenn beim 80:92 nicht für einen Sueg reichte.
Wolfgang Heil

Die Lage beim Koblenzer Basketball-Zweitligisten bleibt angespannt, das 80:92 gegen Tabellenführer Jena darf aber als Schritt nach vorn gewertet werden. Was hat sich unter dem neuen Cheftrainer Venelin Berov geändert? 

Am Ende stand für die Guardians einmal mehr eine Niederlage zu Buche, aber alle Beteiligten konnten die Halle zumindest mit einem guten Gefühl verlassen. Beim 80:92 (48:50) gegen den souveränen Tabellenführer Science City Jena waren die Koblenzer zumindest für drei Viertel auf Augenhöhe, ehe ihnen am Ende etwas Glück und Kraft fehlten – und die Gäste ihren 15. Erfolg in Serie verbuchen konnten. In Jena dürfte man das Ganze unter der Rubrik „Arbeitssieg“ einordnen, die Koblenzer schöpfen angesichts einer starken Leistung Mut für die entscheidenden Partien im Kampf um den Klassenverbleib.

Wir sind auf dem richtigen Weg, es fehlt nicht viel.
Guardians-Trainer Venelin Berov

„Wir sind auf dem richtigen Weg, es fehlt nicht viel“, sagte der zum Chefcoach beförderte Venelin Berov, während er ein Auge auf die Statistik warf. Wobei die Zahlen in dieser Partie, die mehr als 762 Zuschauer verdient gehabt hätte, nur zum Teil den guten Auftritt der Koblenzer abbildeten. David Böhm wurde am Ende mit 23 Punkten als bester Werfer geführt, insgesamt trafen vier Akteure zweistellig. Augenscheinlich war vor allem der Mut, dem übermächtigen Kontrahenten die Stirn bieten zu wollen, gepaart mit schnellen Ballpassagen entwickelte sich von der ersten Minute an ein sehenswertes Spiel. Und: Wo in dieser Saison manches gezwungen geriet und viele Körbe mehr erarbeitet denn erspielt werden mussten, gab es gegen Jena etliche gelungene Kombinationen zu bestaunen. „Wir versuchen, etwas schneller zu spielen“, benannte Kapitän DJ Johnson eine der wesentlichen Veränderungen, die Berov in diesen Tagen und Wochen umsetzen will, „jeder bekommt seine Chancen. Bei uns soll keiner Angst haben zu werfen.“

Furioses erstes Viertel sorgt für Stimmung

Vor allem in der Anfangsphase wird mancher Zuschauer seinen Augen nicht getraut haben. Nach ausgeglichenem Beginn setzten die Koblenzer zu einem 12:0-Lauf an und sorgten dafür, dass Jena-Coach Björn Harmsen die Halsschlagader schwoll. Klar, wann hatte sein sein Team schon mal 29 Punkte in einem Viertel kassieren müssen? Unter anderem Leon Friederici und David Böhm sorgten mit ihren Dreiern für richtig Stimmung in der Bude und die leise Hoffnung auf eine Sensation. Daran änderte auch eine Schwächephase in Viertel zwei nichts, weil die Guardians nach dem 48:50 zur Pause wehrhaft blieben. In einer Phase, in der in dieser Saison schon manche Partie in de EPG Arena auf dem Oberwerth zu Gunsten der Gäste entschieden war, hielten nicht zuletzt zwei Dreier von Böhm die Koblenzer im Spiel. Über eine zwischenzeitliche 65:62-Führung stand es vor den abschließenden zehn Minuten 69:70. Und wer weiß: Vielleicht wäre sogar noch mehr möglich gewesen, wenn der zuletzt so starke Neuzugang William Lee nicht einen gebrauchten Abend erwischt hätte. Seine Unpässlichkeit konnte Ben Stevens unter den Körben mit guten elf Punkten und ebenso starken zehn Rebounds halbwegs kompensieren, der Kanadier machte eines seiner besten Partien im Guardians-Trikot.

Vieles hängt an Johnson und Friederici

Bei allen positiven Aspekten wurde indes auch deutlich, dass die Rotation der deutschen Spieler kompliziert bleibt. Weil Moses Pölking weiterhin verletzt passen muss, werden DJ Johnson und Friederici unverzichtbar, Johnson stand mehr als 33 Minuten auf dem Parkett. „Ich hoffe, sie bleiben gesund“, sagte Berov und klopfte dabei im Pressekonferenzraum auf den Tisch. Denn er weiß: Er wird das Duo in den kommenden Wochen in Watte packen müssen, damit es mit dem Klassenverbleib klappt. „Vielleicht wäre mein Dreier mit frischen Beinen reingegangen“, haderte Johnson mit einer Schlüsselszene im letzten Viertel, als bei ihm und auch den Kollegen die Würfe nicht mehr fielen und sich Jena in den letzten fünf Minuten absetzte. Dass deren Trainer Harmsen am Ende konstatierte, „dass wir aufgrund unserer individuellen Qualität gewonnen haben“, darf Guardians-Coach Berov auch als ein Kompliment für seine Arbeit im Teamgefüge werten. Und er selbst ist sicher: „Wenn wir so weitermachen, werden wir bald wieder Spiele gewinnen.“

Guardians Koblenz: Cockfield (21), Stevens (11), Johnson (8), Böhm (23), Ade-Eri, Bouzidi (4), Bradley, Friederici (13), Lee, Hanzalek.

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