Neuer Trainer in Koblenz
Guardians: Dohrn übernimmt ein Team ohne Spieler
Erster Arbeitstag in Koblenz: Stephan Dohrn soll als Trainer den Neustart bei den EPG Guardians anleiten und dem Basketball-Zweitligisten zu einer sorgenfreien Saison verhelfen.
Wolfgang Heil

Alles neu bei den EPG Guardians Koblenz: Der Basketball-Zweitligist will unter der Regie von Trainer Stephan Dohrn vieles besser machen als zuletzt. Kleines Problem: Der neue Coach hat kaum Spieler.

Es ist nicht weniger als ein kompletter Neustart, den die EPG Guardians vor dem dritten Jahr in der 2. Basketball-Bundesliga ProA vollziehen. Nachdem sich in den vergangenen Wochen bereits abgezeichnet hatte, dass die Mannschaft nahezu komplett auseinanderfällt und auch Venelin Berov nicht weiter Cheftrainer bleiben wird, haben die Koblenzer die wichtigste Personalie neu besetzt: Stephan Dohrn wird künftig als Trainer die Geschicke leiten. Der Headcoach, wie es im Basketball heißt, bringt etliche gute Referenzen mit ans Deutsche Eck, in den Gesprächen haben er und die Klub-Verantwortlichen schnell gemerkt, dass es passen könnte.

„Ich möchte einen offensiven Basketball spielen und Jungs mit einem guten Charakter im Team haben.“
Der neue Guardians-Trainer Stephan Dohrn

„Koblenz ist ein Standort mit viel Potenzial“, sagte Dohrn an seinem ersten Arbeitstag in der EPG Arena auf dem Oberwerth, „es war für mich leicht, hier zuzusagen.“ Dohrn, 37, stammt aus Berlin und arbeitete dort erfolgreich im Nachwuchsbereich, ehe er beim ProB-Verein Rist/Wedel und vor allem in Rhöndorf mit beachtlichen Erfolgen aufwarten konnte. Mit dem Klub aus Bad Honnef gewann er in der Vorsaison den ProB-Titel, der Klub verzichtete aus finanziellen Gründen auf den Aufstieg. Bis zum Januar war Dohrn dort tätig, ehe er nun eine Etage weiter oben den Koblenzer Basketball voranbringen will. „Ich möchte einen offensiven Basketball spielen und Jungs mit einem guten Charakter im Team haben“, umreißt er ebenso aufgeräumt wie wortgewandt seine wesentliche Idee.

Nur Cockfield, Hanzalek und Bensmann haben einen Vertrag

Insofern ist es gut und schlecht zugleich, dass er bei den Guardians aktuell eine Mannschaft vorfindet, die allenfalls bei einem 3x3-Spiel antreten könnte. Nach Lage der Dinge haben lediglich Ty Cockfield, Jakob Hanzalek und Aike Bensmann einen Vertrag für die kommende Saison. Alle übrigen Akteure werden aus verschiedenen Gründen weiterziehen, wobei Sportdirektor Thomas Klein den erst spät verpflichteten William Lee gern weiter in Koblenz gesehen hätte. „Im Regelfall können wir uns einen Spieler seiner Klasse aber schlicht nicht leisten“, berichtet Klein von einem Gespräch mit dessen Agenten, „dort wurden utopische Summen aufgerufen.“ Hanzalek und Bensmann waren in der Vorsaison nicht über die Rolle als Ergänzungsspieler hinausgekommen und dürften auch den Etat nicht über Gebühr strapazieren. Die übrigen verbliebenen Akteure hatten bei Klein offenbar nicht genug Kredit, er ist guter Dinge, „dass wir für das gleiche Investment eine höhere Leistungsdichte bekommen“.

Er ist sicher, den richtigen Trainer gefunden zu haben: Guardians-Sportdirektor Thomas Klein.
Wolfgang Heil

Kurzum: Bevor im August die Saisonvorbereitung auf dem Parkett beginnt, kommen auf Klein und Dohrn arbeitsreiche Wochen zu. Es gilt a) gute und bezahlbare Spieler zu finden, die dann b) auch idealerweise eine gute Mannschaft bilden. Dohrn, das betont Klein, ist gerade mit Blick auf die deutschen Akteure sehr gut vernetzt, was durch das spezielle Regelwerk in der ProA kein ganz unwichtiger Faktor ist. Gerade vor dem Hintergrund der vergangenen Saison, da die (fehlende) Rotation der deutschen Akteure den Guardians fast zum Verhängnis geworden wäre, soll dieser Aspekt in der Kaderplanung nun Vorrang haben.

Klein will keine „Zittersaison“ mehr erleben

Im Anschluss will man dann die dazu passenden ausländischen Spieler verpflichten, um ein stimmiges Gesamtkonstrukt zu bilden. „Der Markt eröffnet uns einige Möglichkeiten“, ist Dohrn sicher, der aber auch weiß, dass sich zunehmend viele junge deutsche Akteure an den US-Colleges versuchen, weil es dort neben den studentischen Möglichkeiten inzwischen auch viel Geld zu verdienen gibt.

Angesichts der Tatsache, dass die Verantwortlichen noch gar nicht wissen, wer Anfang Oktober auf dem Feld stehen wird, stellt sich die Frage nach den Saisonzielen noch nicht. Nach zwei Spielzeiten, in denen die Koblenzer nur knapp über dem Strich standen, spricht Klein zunächst davon, „keine Zittersaison mehr erleben zu müssen“, Dohrn will den Fans „attraktiven Basketball“ bieten. Derzeit sucht der Berliner erst einmal eine Wohnung in der Region, um dem Pendeln aus Rhöndorf ein Ende zu bereiten. „Es ist wirklich sehr schön hier“, sagt Dohrn – dem dann nur noch eine Mannschaft zu seinem Glück fehlt.

Top-News aus dem Sport