Ohne Makel durch die Oberliga
Beim BBC Linz kommen Spaß und Erfolg zusammen
Mit weißer Weste haben die Linzer Basketballerinnen den Meistertitel in der Oberliga gewonnen. Hinten von links: Trainer Thomas Modrack, Kathrin Keller, Melina Brandt, Uta Marx, Alina Schmitz; vorn von links Leonie Böhm, Sophia Esser, Paulina Neitzert. Es fehlen: Viktoria Szalay, Lotta Walkembach.
Heinz-Werner Lamberz

Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, heißt es. Soll man wirklich? Die Basketballerinnen des BBC Linz haben auch ihr 18. Spiel dieser Oberligasaison gewonnen, mit 67:43 gegen den TuS Herrensohr, und sich den Meistertitel gesichert. Das Aufstiegsrecht zur Regionalliga wird das Team von Trainer Thomas Modrack aber wohl trotzdem nicht wahrnehmen. Der Grund: Der Kader ist zu dünn. „Wir haben zu wenig Spielerinnen, und von denen werden einige wahrscheinlich aufhören“, beschreibt Kapitänin Sophia Esser die Situation beim BBC.

Im zweiten Viertel dreht der Meister auf

Auch im letzten Saisonspiel gegen motivierte Saarländerinnen konnte Modrack nur auf sieben Korbwerferinnen zurückgreifen. Da jede einzelne Spielerin hohe basketballerische Qualität einbringt, hat der BBC die Oberliga dominiert, doch eine Klasse höher weht ein schärferer Wind: „Da könnte ich nur noch als Ergänzungsspielerin mitmischen“, sagt Uta Marx, die Seniorin des Teams, „ich bin langsamer geworden, und in der Regionalliga braucht man vor allem Geschwindigkeit.“ So lag der Fokus des BBC-Teams von Saisonbeginn an auf dem Titelgewinn. „Ich war noch nie Meister“, klagte die gebürtige Linzerin Esser schon vor Wochen, „das möchte ich einmal erleben.“

Beim Saisonfinale taten sich die Linzerinnen zunächst schwer gegen die aggressive Verteidigung des Gegners. „Das erste Viertel war kacke“, sprach Sophia Esser Klartext. Doch nach dem knappen 19:18-Zwischenstand drehte Modracks Team im zweiten Viertel auf, erlaubte den Gästen nur einen einzigen Korbpunkt und hatte zur Halbzeit mit 41:19 die Weichen längst auf Sieg gestellt.

„Das hat wenig mit Zutrauen zu tun, sondern mit der Spielerinnendichte. Wir würden uns auch freuen, wenn wir das leisten könnten.“
Sophia Esser, Spielerin des BBC Linz

„Wenn die Defense nicht funktioniert“, philosophierte Trainer Modrack, „dann klappt es auch im Angriff nicht. Aber das gilt auch umgekehrt.“ Nach der Pause ließ der BBC das Gästeteam erneut besser ins Spiel und unter den Korb kommen, das dritte Viertel endete 9:14, ehe Linz im Schlussabschnitt (17:10) wieder aufdrehte und das Publikum mit 17:10 allmählich in Feierstimmung versetzte. Die wurde nur gedämpft durch die Leiden von Gästespielerin Leidy Gonzalez Molano, die sich im Kampf um den Ball gegen Sophia Esser im Gesicht verletzte und gleich nach dem Abpfiff mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde. Später konnte sie aber doch mit ihrer Mannschaft ins Saarland zurückfahren.

Währenddessen würdigte der BBC-Vorsitzende Ralf Wördemann in einer kurzen Ansprache die Leistung des Frauenteams – „unser Flaggschiff im Verein“ – und sprach von einer „sehr erfolgreichen Saison“ des Linzer Klubs. Schließlich hatten beide Männerteams den Aufstieg geschafft, die erste Mannschaft spielt künftig Landesliga, die zweite Bezirksliga. Wördemann appellierte an die erfolgreichen Frauen: „Es würde mich freuen, wenn ihr euch den Aufstieg zutraut.“ Doch Sophia Esser stellte klar: „Das hat wenig mit Zutrauen zu tun, sondern mit der Spielerinnendichte. Wir würden uns auch freuen, wenn wir das leisten könnten.“

Trainer Modrack schaut nicht nach der Liga

Trainer Thomas Modrack hält sich aus dieser Diskussion heraus: „Das ist mir völlig schnuppe“, sagt der erfahrene Coach zum Thema Aufstieg, „die Mannschaft hat sich eine weiße Weste gewünscht, und die hat sie von mir bekommen.“ Immerhin hat ihm der „Girls Day“, den der BBC im Vorfeld des Spiels veranstaltet hatte, ein wenig Hoffnung gemacht: „Vielleicht kriegen wir eine Jugendmannschaft hin.“ Mit Talenten zu arbeiten und in Linz allmählich ein neues Team aufzubauen, wäre wohl nach seinem Geschmack: „Ich finde schwierige Situationen reizvoll.“

Auch im letzten Saisonspiel gegen Herrensohr ließen es die Linzer Basketballerinnen alles andere als locker angehen.
Heinz-Werner Lamberz

Uta Marx, die den 50 näher ist als den 40, würde gern in Linz weiterspielen: „Der BBC ist für mich Heimat“, sagt die BBC-Seniorin, „hier treffe ich Freunde und kann mich sportlich betätigen. Ich freue mich über jedes Spiel, das ich in meinem Alter noch machen kann, da ist mir die Liga eigentlich egal.“ Paulina Neitzert, gerade mal halb so alt, hat über ihre sportliche Zukunft noch nicht entschieden: „Mein Ziel ist, wieder Oberliga oder sogar Regionalliga zu spielen.“ Kapitänin Esser, mit Mitte 30 auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit, hält sich ebenfalls bedeckt und streicht lieber heraus, was den BBC Linz so besonders macht: „Hier ist das Ziel, Spaß zu haben. In Bonn oder Rhöndorf, wo ich auch gespielt habe, steht der Leistungsgedanke im Vordergrund. Bei uns kommt der Spaß mit den Erfolgen.“

Jetzt geht es um den Pokalsieg

Im Final-Four-Turnier um den rheinland-pfälzischen Pokal steht der BBC am übernächsten Wochenende in Mainz drei Regionalligisten gegenüber – wohl die letzte Gelegenheit zu zeigen, was vielleicht möglich gewesen wäre. „Unser Ziel war von Anfang an, jedes Spiel zu gewinnen, auch im Pokal“, erinnert Paulina Neitzert. Für Uta Marx ist das Pokalturnier „die Kirsche auf der Torte, und Sophia Esser ergänzt kämpferisch: „Wir haben nichts mehr zu verlieren.“

BBC Linz: Neitzert (3/1), Schmitz (6), Esser (28/1), Böhm (12), Brandt (2), Marx (9), Keller (7).

TuS Herrensohr: Gonzalez Molano (9), Benahmed, Geerdts (5/1), Schramm (6/1), Lutfiu (7/1), Becher (4), Scheidt (2), Teich (2), Lui (8/1).

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