Er selbst sieht es als „als eine Art Ritterschlag“ und als „persönliches Vertrauen in mich. Ich bin ja nicht erst seit gestern da.“ Ja gesagt zu dem Angebot, das ihm ZDF-Sportchef Yorck Polus in einem Telefonanruf gemacht hatte, den er wohl kaum jemals vergessen wird, habe er sofort. „Ich war gerade dabei, zu Hause den Hof zu kehren, als Yorck anrief und mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, 50 Prozent der Moderation vom Sportler des Jahres zu übernehmen.“
Sven Voss, aufgewachsen in dem kleinen Eifelort Lutzerath im Kreis Cochem-Zell, wird gemeinsam mit seiner Co-Moderatorin Lena Kesting am Sonntagabend im erstmals nach der Pandemie wieder voll besetzten Bénazet-Saal des Kurhauses in Baden-Baden die 77. Auflage des „Familienfests des Deutschen Sports“ den 700 geladenen Gästen und einem Millionenpublikum draußen an den Bildschirmen näherbringen. „Ich freue mich darauf und stelle mich der Herausforderung.“
Ich stelle mich der Herausforderung.
Sven Voss geht mit Respekt, aber auch Vorfreude an die Moderation der Wahl der „Sportler des Jahres“ heran.
Nach 15 Jahren Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne hatte Polus, der die Verantwortung für den Sport im Zweiten Deutschen Fernsehen zu Beginn des Jahres übernommen hatte, beschlossen, dass „irgendwann mal die neue Generation ran muss. Katrin und Rudi haben das wunderbar gemacht, sind zwei tolle Kollegen, und das sind keine angenehmen Gespräche. Jeder Trainer kennt das.“ Voss sei „einer unserer Top-Leute. Lena Kesting mag vielleicht für manche eine Überraschung sein. Aber sie ist eine junge Kollegin mit sehr viel Talent.“
Voss, der von sich selbst sagt, dass „Sport schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt hat“, fand seine persönlichen wie auch beruflichen Wurzeln in der Region. Er war Kreismeister im Hochsprung, spielte während seiner Schulzeit in Daun in einer Volleyball-AG und gehörte dem Basketball-Oberligateam des TuS Treis-Karden an. Dessen Trainer bemerkte wohl das Talent des jungen Mannes im Umgang mit anderen Menschen und legte ihm nahe, doch einmal ein Praktikum bei einem privaten regionalen Fernsehsender zu machen.
Voss lernte die journalistischen Grundbegriffe wie das Führen eines Interviews oder das sich bewegen vor der Kamera beim damaligen „Kanal 10“, heute „TV Mittelrhein“. Längst hat er Karriere gemacht, ist nicht nur, aber hauptsächlich, als Moderator des „ZDF-Sportstudios“ bekannt. Aber der „bekennende Eifeler“, wie er sich selbst bezeichnet, ist ein vielseitiger Medienmann.
Kontakt in die Heimat bleibt bestehen
Bekannt natürlich durch seine Fähigkeiten, sportliche Großereignisse einem breiten Publikum näherzubringen, ist er nicht „betriebsblind“ geworden. Für das ZDF und auch für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), recherchiert der freie Journalist zu Themen wie ungelöste Kriminalfälle („Da habe ich dann auch Kontakt zu den Ermittlern und Behörden“), aber er ist auch ein guter Schreiber. Zwei Kinderbücher aus seiner Feder zeugen von seinem Talent. „Champions – Sporthelden, die Geschichte schreiben“ erzählt 40 inspirierende Lebensgeschichten zum Vor- und Selberlesen.
Den Kontakt zu seiner Eifeler Heimat hält er trotz des unsteten Lebens mit vielen Auswärts-Terminen nach wie vor. Zu seinem Freundeskreis gehört auch der gebürtige Mayener Jan Siewert. Mit dem (Interims)-Trainer des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 verbinden beide Familien oft gemeinsame Aktivitäten. „Ich wünsche ihm, dass er es schafft, den Trainerposten auf Dauer zu übernehmen. Das Zeug dazu hat er.“
Am Freitag wird Voss in die Schwarzwald-Hauptstadt Baden-Baden fahren. Dann stehen zwei Tage intensive Vorbereitungen mit dem Team für ihn und die neue weibliche ZDF-Hoffnung Lena Kesting an. Es wird der Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn werden. „Ich durfte immer erfahren, wie wichtig es ist, jemanden an seiner Seite zu haben, der eine Vertrauensperson ist. Das sage ich auch den jungen Leuten, die heute zu uns in die Redaktion kommen. Sucht Euch jemanden, zu dem ihr gehen könnt, wenn ihr Fragen habt, auch wenn ihr mal unsicher seid.“ Sven Voss hat diese Personen immer im richtigen Moment an seiner Seite gehabt – wie beispielsweise den verstorbenen früheren ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz.
Übertragung am Sonntagabend ab 22.15 Uhr
Der Mann aus der Eifel, der mit seiner Familie jetzt in Wiesbaden wohnt, weiß, „dass es keine zweite Veranstaltung im Sport-Portfolio des ZDF mit einer solchen Tragweite gibt“. Und von sich selbst sagt er mit einem Augenzwinkern, er habe „panische Angst, Leute mit dem falschen Namen anzureden oder falschen Personen einen Preis zu überreichen. Aber ich bin zuversichtlich, dass Lena und ich das gemeinsam auf die Bühne bringen werden. Und wenn doch etwas mal nicht passen sollte, dann löffeln wir die Suppe gemeinsam aus.“
Den Straßenbesen, den er in der Hand hielt, als er von seinem Glück erfuhr, wird er am Sonntagabend gegen das Mikro und den Smoking eintauschen. Zeitversetzt ab 22.15 Uhr wird das ZDF die Gala übertragen.